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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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vor ihm. Als die beiden Kapitäne mit den Offizieren der Festung zusammentrafen, konnte Willem deutlich erkennen, wie verschieden sie waren: Ein Mann, der ein großes, pompöses Schiff befehligt, hat groß und pompös zu sein. Ein Mann, der eine schnelle kleine Fleute führt, kann es sich leisten, munter und lebhaft zu sein. Er wunderte sich deshalb nicht, als die »Weiße Taube« früh am Morgen die Anker lichtete, als ob sie weiteren Kontakt mit der schlecht geführten »Princesse Royale« vermeiden wolle, und er stellte fest, daß sie eine ordentliche Portion verfügbarer frischer Gemüse und frischen Fleisches mitgenommen hatte. Nach achtundsechzig siedend heißen Tagen würde die Fleute auf Java landen, ohne einen einzigen Mann verloren zu haben.
    Als Willem Vorräte an Bord der »Princesse Royale« schaffte, sah er zu seinem Entsetzen, daß über neunzig Passagiere in ihren schmutzigen Kojen lagen und zu schwach waren, um an Land zu gehen; viele waren offensichtlich dem Tod nahe. Ihm wurde noch einmal der Unterschied zwischen der Führung der beiden Schiffe klar, die in derselben Zeit die gleiche Reise gemacht hatten. Sie waren vom selben Hafen abgesegelt, am selben Tag, mit Offizieren besetzt, die eine ähnliche Vergangenheit hatten, und sie hatten dieselben Meere bei den gleichen Temperaturen durchquert. Dennoch war das eine gesund, das andere ein Leichenhaus, dessen größte Anzahl an Toten noch vor ihm lag. Wenn man aber die Seeleute im Fort diesbezüglich fragte, sagten sie: »Es ist Gottes Wille.«
    In diesen Tagen dachte er viel über Gott nach und versuchte insgeheim aus der in Messing gebundenen Bibel herauszulesen, was dieser Gott von ihm erwartete. Und eines Nachts las er bei flackerndem Kerzenschein eine Stelle, die ihn vom Sitz riß:
    Da sprach der Herr zu Abram: . Denn alles das Land, das du
    siehst, will ich dir geben und deinem Samen ewiglich.
    Gott schenkte dieses neue Land als Verheißung seinem auserwählten Volk, und die Art, wie einige wenige begeisterte Holländer generationenlang der gesamten Macht Spaniens hatten widerstehen können, bewies, daß sie auserwählt waren. Willem war überzeugt, daß die »Siebzehn Herren« in Amsterdam bald die Pflicht erkennen müßten, die Gott ihnen auferlegte, und mutig das Kap besetzen, das Er ihnen zugedacht hatte. Die Stammtruppen würden sie natürlich auf Java ausheben, wo Männer arbeiteten, die sich auf diese Gewässer verstanden. Er würde rasch auf der »Princesse Royale« nach Java zurückfahren, um bereit zu sein, wenn der Ruf kam. Als er seine Offiziere von seinem Entschluß in Kenntnis setzte, sagte der Mann aus Groningen: »Genau das täte ich auch.« Er wäre aber bestimmt erstaunt gewesen, wenn Willem ihm seinen wahren Beweggrund genannt hätte.
    In der Nacht vor der Abreise überlegte sich van Doorn fieberhaft, wie er seine große Bibel behalten konnte. Wenn er sie an Bord mitnahm, würde sie als Besitz der Kompanie erkannt und konfisziert werden; das würde er nicht dulden, denn er hatte das unbestimmte Gefühl, das Buch zu einem bedeutenderen Zweck gerettet zu haben, und daß es sein jetziges Verhalten diktierte. Im Morgengrauen brachte er seine Bibel zu den Poststeinen, wo er jedoch rasch erkannte, daß zwar fest verpackte und versiegelte Briefe die Bodenfeuchtigkeit überstehen mochten, nicht aber ein so wertvolles Buch. Er erinnerte sich aber, daß er bei einer seiner Besteigungen des Tafelbergs auf eine Reihe kleiner Höhlen gestoßen war, und machte sich sogleich auf den Weg dorthin. Der Mond wies ihm den Weg zu einer Höhle, in der er weit hinten, unter einem Steinhaufen, die in Leinwand gewickelte Bibel versteckte. Er war überzeugt, sie würde der Magnet sein, der ihn zurückziehen würde. Zu Mittag, als die »Princesse Royale« in See stach, gehörte er zu den Passagieren.
    Es wurde eine Fahrt durch die Hölle. Jeden Tag warfen die Matrosen Leichen über Bord, und als Willem zum ersten Mal den Mund einer von Skorbut befallenen Frau sah - ihr Zahnfleisch war so stark geschwollen, daß man keine Zähne sehen konnte -, war er entsetzt.
    Während sich der große Indienfahrer durch die Malakkastraße schleppte, fand van Doorn niemanden, der gesund genug gewesen wäre, seinen überschwenglichen Schilderungen von der Eroberung des portugiesischen Forts durch die kühnen Holländer zuzuhören. Am Ende dieser Höllenfahrt waren über hundertdreißig Menschen gestorben und viele der Überlebenden so hinfällig, daß die heiße

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