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Verliebt in eine Diebin - Roman

Verliebt in eine Diebin - Roman

Titel: Verliebt in eine Diebin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Crusie Eva Malsch
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die ersten Weathergirl-Takte aus der Jukebox dröhnten, bimmelte die Ladenglocke, und Gwen hob den Kopf. Der Mann, der hereinkam, war noch größer und breitschultriger als Davy, das dunkle Haar an den Schläfen ergraut, das Gesicht von einem harten Leben gezeichnet. »Haben Sie ein Zimmer zu vermieten?« Seine Stimme klang nicht so rau, wie sie erwartet hätte. Aber auch nicht sanft.
    »Äh - ja«, antwortete sie und versuchte, nicht zurückzuweichen. Er sah zwar nicht bedrohlich aus, doch er hatte eine
ungemein intensive Ausstrahlung, er verdüsterte geradezu das Licht, das von der Straße hereindrang. »Dafür bräuchte ich Referenzen...«
    »Sie wurden mir von Clea Lewis empfohlen. Rufen Sie die Lady an. Ich heiße Ford Brown.«
    »Oh - ja...« Ihr Blick streifte das Telefon. »Hm...«
    Da zog er seine Brieftasche hervor, klappte sie auf, und Gwen sah das Geld. Sehr viel Geld.
    »Achthundert Dollar im Monat. Zwei Monatsmieten im Voraus.«
    Er zählte die Banknoten ab, darunter mehrere Hunderter. Benjamin Franklin, dachte sie. Wie schön... Verdammt, wo hatte Clea diesen Kerl kennen gelernt?
    »Sind Sie aus der Gegend, Mister...«
    »Brown. Nein.«
    Abwartend lächelte sie ihn an.
    »Aus Miami«, erklärte er und gab ihr das Geld.
    »Da müssen Sie Clea begegnet sein«, meinte sie fröhlich.
    Geduldig stand er da, ohne zu lächeln, und sie dachte: Wenigstens ist er nicht charmant. Nicht wie Davy. Der ebenfalls aus Miami kam.
    »Kennen Sie Davy Dempsey?«, fragte sie.
    »Nein«, erwiderte er, immer noch geduldig.
    »Weil er nämlich auch aus Miami kommt.« Gwen fühlte sich idiotisch. »So wie Sie. Und Clea.«
    »Den Winter verbringt man in Florida, den Sommer in Ohio«, bemerkte er trocken.
    »Oh.« Offenbar sollte das ein Scherz sein. Oder? »Warum möchten Sie den Sommer in Ohio verbringen?«, erkundigte sie sich und nahm an, er würde entgegnen: Das war ein Witz.
    »Hier ist’s kühler.«
    »Haben Sie keine Klimaanlage?«
    »Nein.« Wieder musste sie warten, und das Schweigen zog
sich in die Länge, bis er hinzufügte: »Ich wohne auf dem Wasser.«
    Natürlich, dachte Gwen. Deshalb sind Sie nach Ohio übersiedelt, um in ein kleines, dunkles, überteuertes Apartment zu ziehen. » In einer Eigentumswohnung am Meer?«
    »Auf meinem Boot.«
    »Ah, auf Ihrem Boot.« Weiße Strände, blaues Wasser, Cocktails mit kleinen Schirmen. Ich will ein Boot, dachte Gwen. Dann schalt sie sich eine Närrin. Wo würde sie einen Liegeplatz finden? Auf dem Olentangy hier in Columbus?
    »Stimmt was nicht?«
    »Alles in Ordnung. Ich stellte mir nur Ihr Boot vor. Sicher ist das Wasser blau und der Sand weiß, und in den Cocktailgläsern stecken kleine Schirme.«
    »In meinen Drinks nicht.«
    »Natürlich nicht.« Sie starrte ihn ärgerlich an. »Gibt’s ein Bett an Bord? Eine Küche? Und was man sonst noch so braucht?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben Ihr Boot verlassen, weil...«
    »Weil ich hier einen Job habe. Lange werde ich nicht bleiben.«
    »Oh. Und warum...«
    »Weil ein Apartment billiger ist als ein Hotelzimmer. Das Einquartieren ginge allerdings etwas schneller.«
    »Okay, ich hole den Schlüssel.« Erst im Büro, als sie in der Schreibtischschublade wühlte, fiel ihr ein, wo er wohnen würde. In 2B. Ihrem eigenen Zimmer direkt gegenüber. Sie griff zum Telefon und warf einen Blick auf den Zettel mit Masons Nummer, den sie ans Schwarze Brett geheftet hatte. Sie wählte, lauschte den Weathergirls - »I feel stormy weather moving in« und beobachtete Mr. Brown durch das Fenster in der Tür. Er betrachtete Dorcas’ Meereslandschaften. Sehr gut, dann würde
er sein Boot nicht so schmerzlich vermissen. Diese Finsters-Gemälde konnten einem das Wasser gründlich verleiden.
    »Hallo?«, meldete sich Clea.
    »Clea? Hier ist Gwen Goodnight. Gerade ist ein Mann zu mir gekommen, der ein Apartment mieten will. Er heißt Ford Brown, und er sagte, Sie hätten...«
    »Ja, ich kenne ihn, das ist okay.«
    »Oh...« Gwen spähte wieder durch die Glasscheibe. Irgendwie fand sie ihn nach wie vor unheimlich. »Danke.«
    Andererseits verbürgte sich Clea für ihn, und er hatte eintausendsechshundert Dollar in bar bezahlt. Nun, wenn er mich umbringt, geschieht mir das recht, weil ich so geldgierig bin ... Sie kehrte in die Galerie zurück. Wenigstens war sie vorsichtiger gewesen als bei Davys Einzug. Allerdings hatte Davy den Milland-Film gekannt.
    »Die letzte Tür an der linken Seite«, sagte sie und gab ihm den Schüssel. »Ich führe Sie nach

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