Verliebt in eine Diebin - Roman
die Meerjungfrauen widerlich. Da bin ich anderer Meinung.«
»Nackte Brüste. Und sie schämen sich nicht.«
»Genau mein Typ. Gewiss, sie wirken ein bisschen…« Davy suchte nach dem passenden Wort. »Aggressiv. Aber auf nette Weise.«
»Armer Mr. Olafson. Für schlappe zweihundertfünfzig Dollar hat er seine Meerjungfrauen verloren.«
»Ich bin auf zweihundertsiebenundsechzig raufgegangen«, gestand Davy und stellte sich vor, Tilda würde nackt in schimmernden Wogen schwimmen. »Weißt du, irgendwie ähneln dir diese Mädchen.«
Energisch nahm sie ihm das Bild aus den Händen. »Dempsey, du hast eine viel zu lebhafte Fantasie. Konzentrier dich auf den Job.« Mit einer Fingerspitze zeichnete sie schäumende Wellen nach und seufzte wehmütig.
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Oh ja«, versicherte sie und legte das Bild wieder auf den Rücksitz.
Als sie in die Galerie zurückkehrten, drangen Stimmen aus dem Büro. Davy folgte Tilda hinein und sah Eve und Gwen und einen unbekannten, rundlichen jungen Mann um eine tränenüberströmte Nadine versammelt.
»Oh nein!«, jammerte Tilda und eilte zu ihrer Nichte.
»Was ist passiert?«, fragte Davy und hielt Ausschau nach Blut oder gebrochenen Knochen.
»Armes Baby!«, gurrte Tilda.
»Burton, dieser elende kleine Scheißer, hat Schluss mit ihr gemacht.« In militanter Pose stand Eve vor ihrer Tochter. »Diesen Bastard sollte man kastrieren.«
»Später«, schlug der fremde junge Mann vor, einen Arm um Nadines Schultern geschlungen. »Erst kümmern wir uns um das arme Baby, und danach rächen wir uns.«
Das muss Jeff sein, dachte Davy.
»Er war einfach nicht der Richtige für dich, armes Baby«, verkündete Gwen, »denn er hatte keine Seele.«
»Ein mieser kleiner Vampir«, ergänzte Jeff, »armes Baby.«
»Aber er war so süß«, jammerte Nadine.
»Ja, das stimmt«, meinte Tilda.
Gwen warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. »Wenn du Unsinn redest, bist du keine große Hilfe.«
»Armes Baby«, sagte Tilda pflichtbewusst. »Weißt du, Dine, die attraktiven Jungs sind immer Doughnuts - die sind so hübsch, dass sie kein Rückgrat entwickeln. Schau dir Davy an - ein perfektes Beispiel.«
»He!«, protestierte Davy und mimte helle Empörung, »ich bin ein einziges, steinhartes Rückgrat!«
Nadine schniefte, hörte aber auf, Tränen zu vergießen, und schaute ihn an.
»Ich bin der Prototyp eines Muffins«, plusterte er sich auf.
»Wohl kaum«, seufzte Tilda.
»Ein hoffnungsloser Doughnut«, behauptete Gwen, und Nadine schenkte Davy ein wässriges Lächeln.
»Ein Muffin!«, beharrte er. »Um’s zu beweisen, werde ich Burton suchen und ihn windelweich prügeln.«
»Eindeutig ein Doughnut.« Tilda kehrte ihm den Rücken. »Und unter welchem Vorwand hat dir dieser Davy in spe den Laufpass gegeben? Armes Baby.«
»Wen interessiert das schon?«, fragte Jeff. »Dieser Abschaum! Du hast wirklich was Besseres verdient. Armes Baby.«
»Er sagte, ich sei zu unheimlich«, klagte Nadine, und Davy juckte es in den Fingern, den Kerl tatsächlich zu vermöbeln.
»Okay, Davy, schnapp ihn dir!«, befahl Tilda.
»Nein«, schnüffelte Nadine. »Für mich ist der Fall erledigt. Zum Auftritt seiner Band trug ich das Lucy-Kleid, und heute erklärte er mir, entweder ich höre auf, mich so verrückt anzuziehen, oder er macht Schluss mit mir.«
»Und da hast du geantwortet, es ist vorbei?«, fragte Tilda.
Nadine nickte, und Eve jubelte: »Oh, ganz meine Tochter!«
Anerkennend klopfte Jeff Nadine auf die Schulter. »Gut gemacht, Mädchen.«
»Sicher kein Typ, der eine Goodnight verdient«, meinte Davy.
»Nur eine kleine Tankstelle auf dem großen Highway der Liebe«, fügte Tilda hinzu.
»Das weiß ich.« Nadine schniefte wieder. »Und ich weine ja auch gar nicht seinetwegen - ich musste das alles einfach nur loswerden.«
»Klar«, bestätigte Gwen, »man sollte immer alles rauslassen.«
Davy fragte sich, ob jemals eine Goodnight ihre Gefühle unterdrückt hatte. Von Tilda abgesehen. Nachdenklich beobachtete er, wie sie Nadine tröstete. Was für ein Mädchen mochte sie gewesen sein, als sie mit Eve und Andrew gesungen hatte? War sie auch damals stets bereit gewesen, jenes besondere Lächeln aufzusetzen, so wie an diesem Nachmittag.
»Bist du wirklich okay, Nadine?«, fragte Gwen. »Wenn du willst, bleibe ich daheim.«
»Was hast du denn vor?«, erkundigte sich Tilda.
»Sie ist mit Mason Phipps zu einem späten Lunch verabredet«, erklärte Eve und zog die Brauen
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