Verrat der Welten - Niven, L: Verrat der Welten - Betrayer of Worlds
dauert immer ziemlich lange, bis Bürger einen Konsens erzielen. Es fehlt die Zeit zum Nachdenken und Debattieren, wem man die Macht antragen könnte. Die Flotte der Gw’oth wird tun, was sie vorhat – was immer das ist –, bevor sich die Bürger zu Veränderungen überhaupt durchringen können .«
Und damit waren sie wieder bei Alice’ Mission. Louis stand auf und machte sich daran, den Tisch abzuräumen. Tanj sei dieser Körper eines Zwanzigjährigen! Louis konnte einfach nicht stillsitzen, und deswegen wirkte er so unreif.
»Das alles weiß Achilles doch auch!«, meinte Louis bissig. »Ich habe Monate zusammen mit ihm an Bord der Aegis verbracht. Der gibt niemals auf! Der weiß gar nicht, wie das geht!«
»Der Meinung bin ich auch«, erwiderte Sigmund. »Ich bin ihm einmal im von Menschen besiedelten Weltraum begegnet. Ich habe ihm nicht getraut, damals nicht, und heute tue ich es genauso wenig. Seit ich auf New Terra eingetroffen bin, habe ich ihn durch unsere Puppenspieler-Experten unablässig überwachen lassen.« Sigmund seufzte. »Louis, Sie haben gewiss recht. Sie kennen Achilles besser als jeder andere auf diesem Planeten.«
Die unausgesprochene Herausforderung: Verraten Sie mir, was Achilles als Nächstes unternehmen wird!
Louis brachte die Teller in die Küche und ließ sie lautstark in die Recycling-Einheit fallen. Er war stinksauer darüber, dass er auf diese Frage keine Antwort wusste. Es spielte keine Rolle, dass es allen anderen genauso ging.
Louis musste Sigmund irgendwie dazu bringen, ihn gemeinsam mit Alice auf die bevorstehende Mission zu schicken. Wie konnte er sich dabei unentbehrlich machen?
Laut Nessus tauchte die Kriegsflotte der Gw’oth immer und immer wieder auf dem Hyperwellenradar der Weltenflotte auf, mit Kurs auf Hearth. Jedes Mal, wenn die Gw’oth-Schiffe in den Normalraum zurückfielen, wurde der Abstand zwischen der Flotte und Hearth kleiner. Doch das Hin und Her einiger Hyperwellen-Funksprüche zwischen Sigmunds Agenten auf Jm’ho und Ol’t’ro sprach eine ganz andere Sprache: Achilles schien in die Angriffe auf beide Welten der Gw’oth verwickelt zu sein. Dass die Tn’-ho-Nation Schiffe ausgeschickt hatte, war nur eine weitere Stufe in einem eskalierenden Konflikt, der sich als Bruderkrieg unter den Gw’oth ohnehin schon abzeichnete. Das hieß: Die Kriegsschiffe der Gw’oth würden Hearth passieren .
Dann aber stünde Achilles dumm da: von wegen Weitblick!
Wieder rührte sich irgendetwas in Louis’ Unterbewusstsein. Irgendetwas, das sich hartnäckig weigerte, sich hervorlocken zu lassen.
Louis kehrte in den Essbereich zurück, um die restlichen Schüsseln und Teller zu holen. Das Schweigen hatte sich unangenehm in die Länge gezogen. Louis hatte das Gefühl, er müsse jetzt unbedingt etwas sagen. Aber was? Alles, was er über die Lage wusste, hatte er von Alice oder Sigmund erfahren.
»Ol’t’ro und ihre Kolonisten wird’s schlimm erwischen«, sagte er.
»Sieht ganz danach aus«, bestätigte Alice. Ungesagt schwang mit: Deswegen muss ich ja auch aufbrechen.
»Das ist doch verrückt«, sagte Louis. »Alle sind sich einig, dass diese Rt’o nur Zeit schindet. Alles sieht danach aus, als läge die Flotte der Gw’oth es darauf an, mit kinetischen Waffen zuzuschlagen. Die haben doch überhaupt kein Interesse daran, über die Lage zu reden .«
Alice schüttelte den Kopf. »Möglicherweise sind sie bereit, sich die Meinung Unbeteiligter anzuhören. Wir können doch nicht einfach nur herumsitzen und tatenlos zusehen. Zumindest ich nicht!«
»Ich auch nicht!« Louis schlug so fest mit der flachen Hand auf den Tisch, dass die Teller hüpften. »Dass die Flotte der Gw’oth Kl’mo völlig zerstört, ist letztendlich doch meine Schuld. Hätte ich nicht in der Pak-Bibliothek herumgestöbert ...«
»Dann hätte Achilles eine andere Möglichkeit gefunden, diesen Konflikt heraufzubeschwören«, fiel ihm Sigmund ins Wort. »Das haben Sie doch gerade selbst gesagt: Achilles gibt einfach nicht auf.«
»Sie müssen mir erlauben, Alice zu begleiten!«, beharrte Louis.
»Diese Mission ist wirklich gefährlich«, widersprach Sigmund. »Alle, die daran teilnehmen, sind bestens ausgebildet. Aber Sie, Louis? Sie möchten mitkommen, damit Sie sich besser fühlen. Ihnen hilft das ja vielleicht sogar, nur würde dann ich mich schlechter fühlen. Ich habe Ihnen und Ihrer Familie schon genug angetan. Ich werde keinesfalls Ihr Leben in Gefahr bringen! Ich kann auch nicht
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