Verruchte Lady
fahren?«
»Ja, natürlich. Dachten Sie etwa, ich würde sie ganz alleine lassen?«
»Nein«, sagte Anthony. »Aber ich dachte, daß Ihnen inzwischen klargeworden sei, wie schwierig es ist, Phoebe zu beschützen, wenn sie nicht beschützt werden will. Wo ist sie?«
»Zu Hause. Die Bediensteten haben Anweisung, auf keinen Fall jemand Fremden ins Haus zu lassen.«
Anthony runzelte die Stirn. »Und Phoebe hat sich bereit erklärt, den ganzen Tag im Haus zu bleiben?«
»Sie wird dort bleiben, solange es notwendig ist. Sie darf das Haus nur in meiner Begleitung oder unter Stintons Obhut verlassen.«
Anthony klappte die Kinnlade herunter. »Sie haben Phoebe zu Hause eingesperrt?«
»Ja.« »Auf unbegrenzte Zeit?«
»Ja.«
»Und sie hat sich dieser Anweisung gefügt?« fragte Anthony ungläubig.
Gabriel trommelte mit den Fingern auf der Sessellehne herum. »Phoebe wird tun, was ich ihr sage.«
»Verdammt, Mann. Sind Sie wahnsinnig? Wir sprechen hier von Phoebe. Sie tut, was sie will. Wie kommen Sie bloß auf den Gedanken, daß sie Ihnen gehorchen würde?«
»Sie ist meine Frau.«
»Was macht das schon? Sie hat es niemals für nötig gehalten, ihrem Vater oder mir, ihrem älteren Bruder, zu gehorchen. Phoebe hat sich immer von ihren Gefühlen leiten lassen. Mein Gott, wahrscheinlich ist sie inzwischen zu der Überzeugung gelangt, daß die Suche nach der geheimnisvollen Alice ein reizvolles Abenteuer ist.«
Gabriel erhob sich. Er versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn Anthonys Worte beunruhigten. »Ich habe ihr strikte Anweisung erteilt, heute zu Hause zu bleiben. Sie wird sich hüten, diesen Befehl zu mißachten.«
»Schöne Worte«, knurrte Anthony. »Aber wir sprechen hier von meiner Schwester. Falls Sie sich daran erinnern - sie ist Ihnen schon einmal weggelaufen.«
Gabriel zuckte zusammen. »Dabei ging es um etwas ganz anderes.«
»Das sagen Sie. Ich werde sofort zu ihr fahren. Ich will sicher sein, daß sie zu Hause ist.«
»Sie wird dort sein.«
Anthony bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick und wandte sich zur Tür. »Ich wette zehn Pfund, daß sie nicht dort ist. Ich kenne Phoebe. Sie ist viel zu dickköpfig, um sich von ihrem Ehemann etwas befehlen zu lassen.«
»Ich werde Sie begleiten«, sagte Gabriel. »Und die zehn Pfund können Sie schon mal aus Ihrer Tasche holen.«
»Und was, wenn sie nicht zu Hause ist? Was werden Sie dann tun?« fragte Anthony herausfordernd.
»Ich werde sie finden und in ihrem Schlafzimmer einsperren«, versprach Gabriel.
»Phoebe hat ein besonderes Talent dafür, Bettlaken zusammenzuknoten«, erinnerte ihn Anthony.
Eine halbe Stunde, nachdem sie Phoebes Nachricht erhalten hatten, erreichten Meredith und Lydia Gabriels Stadthaus. Mit besorgten Mienen stürzten sie in den Salon.
»Was soll das heißen, Wylde hat dich zu Hause eingesperrt?« fragte Lydia, während sie ihre Brille aus der Handtasche nahm. »Was ist passiert? Hat er dich geschlagen? Ich verspreche dir, das wird dein Vater nicht so einfach hinnehmen. Ebensowenig wie ich. Wir haben ihm erlaubt, dich zu heiraten, weil wir dachten, daß er mit dir fertig würde, aber er geht wirklich zu weit.«
Meredith warf Phoebe einen besorgten Blick zu, während sie ihren Hut absetzte. »Hat er dir weh getan, Phoebe? Ich habe dich gewarnt. Er ist nicht gerade ein geduldiger Mensch. Trotzdem, ich versichere dir, daß wir nicht zulassen werden, daß er dich mißhandelt.«
Phoebe lächelte ernst und griff nach der Teekanne. »Bitte setzt euch. Es ist alles furchtbar aufregend. Und weil ich unbedingt mit jemandem darüber sprechen mußte, habe ich beschlossen, dich und Mama zu bitten, mich zu besuchen.«
Lydia sah ihre Tochter argwöhnisch an, während sie Platz nahm. »Phoebe, das ist doch kein Scherz, oder? Als ich deine Nachricht erhielt, habe ich mir ernste Sorgen gemacht. Hast du nun Hausarrest oder nicht?«
»Ich darf das Haus nur verlassen, wenn Wylde mich begleitet.« Phoebe rümpfte die Nase. »Oder wenn ein gewisser Mr. Stinton mir auf Schritt und Tritt folgt. Ich versichere euch, es ist wirklich ziemlich lästig.«
»Dann stimmt es also? Du wirst gegen deinen Willen hier
festgehalten?« Meredith nahm Phoebe die Tasse Tee aus der Hand und sah sie fragend an.
»Zumindest war es bestimmt nicht mein Wunsch«, erklärte Phoebe.
»Warum, wenn ich fragen darf, bleibst du dann zu Hause?« fragte Lydia frei heraus.
»Weil Wylde sich große Sorgen um meine Sicherheit macht.« Phoebe nippte an
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