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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Richartz
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der Beleuchtung war sein Teint unglaublich fahl. Er konnte sie durch den venezianischen Spiegel nicht sehen, aber er wusste, dass er ihren Blicken ausgesetzt war. Sein kariertes Hemd hatte er hochgekrempelt und die Jeans war an den Knien zerrissen. Seine Mütze hatte er neben sich auf den Tisch gelegt, die Hände lagen unruhig daneben. „Was denkst du, Shawn?“, Sara hielt ihren Kaffee fest umklammert. Shawn zuckte mit den Schultern, während er einen kräftigen Schluck aus seinem Becher nahm. „Wirklich Ähnlichkeit hat er ja nicht mit unserem gesuchten Mann, oder?!“ Er musterte Spencer durch die Glasscheibe. „Aber irgendwas hat er am Stecken, sonst wäre er wohl kaum weggelaufen“, fuhr Shawn fort. Er stellte seinen Becher hin. „Ich geh rein.“ Sara nickte ihm zu. „Viel Glück“, sagte sie leise und gähnte.

    Als Shawn die Tür öffnete, zuckte Spencer zusammen. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen, obwohl es in dem Raum nicht warm war. Von oben hing eine Lampe herunter. Shawn hatte eine Akte und einen Umschlag unterm Arm. Er ging langsam zum Tisch, setzte sich gegenüber auf den Stuhl und schaute den Verdächtigen sekundenlang an, ohne ein Wort zu sagen. Umschlag und Akte legte er vor sich. Spencer wurde noch nervöser. „Wo bleibt mein Anwalt?“, sagte er unruhig. Shawn schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. So lange können wir uns ja unterhalten, oder?“ „Kann ich eine rauchen?“ Spencers Hände zitterten. „Nichtraucherzimmer, tut mir leid“, Shawn genoss seine Rolle. Spencer vergrub seine Hände unterm Tisch. „Wissen Sie, was ich hier habe? Ihre Akte!“, Shawn schlug die Akte langsam auf und las laut vor. „Versuchte Köperverletzung, wiederholter Diebstahl, diverse Drogendelikte“, er schüttelte mit dem Kopf, während er sein Gegenüber direkt ansprach. „Sie sind ja ein verdammt netter Bursche.“ Shawn klappte die Akte wieder zu, stützte seine Ellenbogen auf ihr ab. Spencer machte die Augen zu, sagte aber nichts. „Warum sind Sie weggelaufen, James? Ich darf Sie doch James nennen, oder?!“ Shawn klang sachlich. Spencer überging die zweite Frage und suchte nach einer Antwort für die erste. „Wenn bei Ihnen um 1 Uhr morgens die Polizei steht, würden Sie doch auch wegrennen, oder?“ Shawn schaute in die Luft und tat so, als würde er überlegen, dann blickte er Spencer ernst an. „Nein, das würde ich nicht. Also? Warum?“ Shawn legte beide Hände auf den Umschlag. Spencer zog die Schultern hoch. „Mein Gott, Sie kennen ja meine Akte. Ich habe einfach Panik bekommen.“ Shawn nickte. „So so, Panik. Aber wenn man nichts zu verbergen hat, dann sollten selbst Sie wissen, dass wegrennen alles nur noch viel schlimmer macht, oder?!“ Shawn lächelte Spencer schwach an. Keine Reaktion. „Na gut, dann versuchen wir es mal anders.“ Shawn öffnete den Umschlag und legte Bilder von Scott, Jessica, Jason und Bryan auf den Tisch, so dass Spencer sie unmittelbar vor sich liegen hatte. Er räusperte sich, Shawn blickte ihn energisch an. „Kennen Sie eines dieser Kinder, James? Und ich frage Sie das nur einmal.“ Spencer rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her und starrte auf den Tisch, dann auf den Boden. „Nein, verdammt. Ich kenne diese Kinder nicht und ich habe auch nichts mit ihrem Verschwinden zu tun“, nuschelte er.

    Sara betrat den Raum, Spencer bekam fast einen Herzinfarkt. Sie blickte ihn ernst an, er wich ihrem Blick aus. Sara kam zu dem Tisch und setzte sich neben ihren Kollegen. Sie hatte von draußen das bisherige Gespräch mitbekommen. In der Hand hielt sie etwas, Shawn konnte aber nicht erkennen, was es war. Sara beugte sich vor, legte ihre Hände gefaltet auf den Tisch. „So, Sie sagen also, dass Sie keines dieser Kinder kennen? Sind Sie sich da hundertprozentig sicher?“ Ihre Stimme klang freundlich. Shawn verfolgte die Szene skeptisch, er wusste nicht, was seine Kollegin vorhatte. Spencer schwitzte immer mehr und verschränkte die Arme vor seinem Körper. „Ich möchte jetzt meinen Anwalt sprechen. Auf der Stelle.“ Shawn schaute auf die Uhr. Es war mittlerweile 2.55 Uhr. Er wunderte sich auch, wo der Anwalt blieb. Sara ignorierte Spencers Bitte, stattdessen legte sie eine Karte auf den Tisch und schob sie langsam zu Spencer rüber. „Kennen Sie diese Karte?“ Spencer schüttelte den Kopf, sein Körper straffte sich aber. „Nein, keine Ahnung.“ Seine Hände waren schweißnass. Sara tippte mit ihrem Finger auf die Karte. „Die wurde in

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