Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition)

Titel: Vilm 03 - Das Dickicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Kruschel
Vom Netzwerk:
dort oben zu manövrieren. Die Wunde, die das da unten ins Wolkengebirge gefressen hatte, war längst zu einem relativ kleinen Loch zusammengeschmolzen. Sergios war an der Aufgabe gescheitert, ohne Kontakt mit den wild wuchernden Sämlingslinsen hindurchzuschlüpfen, und hatte verblüfft zugesehen, wie Thans Mechanikerpfoten die Aufgabe besser lösten, als es die Gedanken eines Zentraliers vermochten. Mittlerweile hatte die Riesenpflanze die Mündung dieses fürchterlichen Brunnens vielleicht sogar ganz verschlossen.
    Than hasste den Gedanken daran, auf dem Rückweg womöglich gewaltsam durch diese Narbe brechen zu müssen.
    »Ich probiere noch die letzte, primitivste Variante aus«, sagte Sergios und versuchte, per Lasersignal ein paar einfache Codes zu übermitteln. Er ließ die Oosterbrijk2 dabei auf alle Stellen zielen, die vielleicht dergleichen auffangen und verstehen könnten. Grelle Lichtpunkte verschiedener Farben tanzten über die Oberfläche des Scheusals. Sie pulsierten in den Rhythmen längst außer Gebrauch geratener Sprachen.
    »Das wird auch nichts bringen«, sagte Than.
    Er starrte auf eine Bildwand, deren vielfarbige Darstellung von den Kameras gespeist wurde, die in den Raum unter dem Miniraumschiff spähten. Sie zeigte das mächtige Rad, in dem die mechanischen Fress- und Ausscheidungsorgane untergebracht waren, als schmutziggelben Kreis. In dessen Innerem war, ein unregelmäßiges, scharfkantiges Gebilde, die eigentliche Fabrik zu erkennen, über deren Innenleben rein gar nichts bekannt war. Für das Bohren, Fressen und Verdauen des Wolkengebirges – das alles im Ring stattfand – war das riesige Ding in der Mitte gar nicht notwendig. Es diente einem anderen Zweck. Einem unbekannten Zweck.
    Genau das war der Grund, sich die Sache erst einmal aus der Nähe anzusehen und nicht einfach sofort mit allen Waffen der Oosterbrijk2 auf den Moloch zu feuern, bis er zu rauchenden Trümmern zerfiel.
    »Es reagiert nicht«, sagte Than. »Genau wie ich es vermutet hatte.«
    »Einen Versuch war es wert«, murmelte Sergios. Er steuerte einen weiten Bogen um die giftkochende Fabrik herum und ging näher heran. Die Sensoren zeichneten ein grobes Bild von dem Ding, vor allen von den unterhalb seines Körpers verborgenen Teilen, und projizierten eine Übersicht der gefundenen Daten. Die von dem mahlenden Ring umgebene Kernfabrik war nur der sichtbare Teil eines größeren Artefaktes. Aus ihm ragte ein Sporn nach unten, der alle Substanz des Riesengestrolchs auseinanderdrückte und an den Flanken seines Kegels entlang in die Fressmaschinen des Ringes hineinpresste.
    Than betrachtete die Projektion dieses monströsen Bohrers und schüttelte sich angewidert.
    »Ich könnte wetten, dass all das Zeug, mit dem das Ding die Abwehr der Wolkengebirges ausschaltet, irgendwo da drin aus dem zusammengekocht wird, was es vorher gefressen hat.«
    Sergios nickte.
    »Wo sonst soll das Ding solche Mengen an chemischen Substanzen hernehmen? Es braucht Rohstoffe.«
    Er kappte mit einem einzelnen Impuls aus einer der Bordwaffen der Oosterbrijk2 die Aufhängung des nächstgelegenen Giftverteilers.
    Der propellergleich dahinkreiselnde Ausleger erzitterte und stürzte ab. Sein gut fünfzehn Meter langes Gestänge trudelte durch die Luft, knallte funkensprühend gegen die seltsamen Aufbauten der Fabrik und landete schließlich in den mahlenden Kauwerkzeugen des Ringes. Die stockten nur kurz, ehe sie das Metall ebenso in sich hineinschlangen wie sonst die biologische Substanz. Splitter spritzten aus dem Ring und zischten herum.
    »Ein echter Allesfresser«, sagte Sergios. »Es frisst auch seine eigenen Überreste. Wahrscheinlich fertigt es aus den Trümmern seiner alten Bestandteile einfach neue an.«
    Gespannt warteten die beiden ungleichen Expeditionsteilnehmer – der spindeldürre Sergios und der auf zwei Körper verteilte Than – die verabredeten fünf Minuten ab.
    Es geschah nichts. Das metallene Ungetüm dachte nicht daran, gegen die Oosterbrijk2 etwas zu unternehmen. Offenbar reagierte es nur auf jene Angriffe, die direkt aus dem Dickicht heraus unternommen wurden. Etwa wenn zu scharfkantigen Rammen umgebildete Lianen aus dem Dunkel schossen, um sich in die Außenhaut der Maschine zu bohren. Oder wenn klebrige Spinnennetze zum Ring flatterten, um mit der Säure, die in ihren harmlos schillernden Tautropfen konzentriert war, das Metall der Fabrik zu zersetzen.
    Gegen solche Attacken setzte das Ungetüm seine unermüdlich

Weitere Kostenlose Bücher