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Vita Nuova

Vita Nuova

Titel: Vita Nuova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brrazo
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mag ich auch nicht.«
    »Was?«
    »Ich kann … Ach, was soll’s.« Er gab vor, interessiert zu den Tänzerinnen hinüberzusehen, und musterte dabei unauffällig die anderen Besucher. Abgesehen von drei oder vier einsamen Männern, ungefähr im gleichen Alter wie er selbst, waren da nur noch mehrere kleine Gruppen junger Männer Ende zwanzig, Anfang dreißig. Er kannte diese Typen: guter Job, lebten bei den Eltern und gaben ihr ganzes Geld für Autos, Klamotten und Urlaub aus. Eben die Sorte Männer, die ihr Geld in Clubs auf den Kopf hauen konnten. Aber eigentlich gab es bislang nicht viel auf den Kopf zu hauen, fünfzehn Euro inklusive Getränk! Das nächste kostete wahrscheinlich dreißig, aber trotzdem …
    Spaßeshalber zählte der Maresciallo, den Kopf stur auf die Bühne gerichtet, einmal durch: zwei Männer hinter der Bar, ein Kellner, eine Kellnerin im glitzernden Bikini, drei Tänzerinnen auf der Bühne, mindestens drei, ja genau, plus drei Tänzerinnen, die im Raum arbeiteten, einsamen Herren einen Kuss schenkten oder sich auf dem Schoß der jungen Männer niederließen, und noch drei weitere Tänzerinnen, die diejenigen auf der Bühne gerade ablösten. Diese bedrohlich wirkenden Typen an der Tür waren mit Sicherheit Rausschmeißer …
    »Die können mit dem Laden hier unmöglich Geld verdienen«, schrie er Nesti ins Ohr. »Hier läuft ja mehr Personal rum als Gäste.«
    Nesti antwortete nicht, versetzte ihm nur einen kurzen Rippenstoß. Eine der Tänzerinnen kam von der Bühne direkt auf sie zu. Langes, dunkles, lockiges Haar, ein schwarzes Muttermal unter der linken Brust. Cristina. Sie setzte sich auf Nestis Schoß, küsste ihn und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Kurz darauf erhoben sich die beiden und marschierten in Richtung Ausgang. Nesti signalisierte Guarnaccia, ihnen zu folgen. »Lassen wir es auf einen Versuch ankommen«, murmelte er ihm leise zu, als sie den Ausgang erreicht hatten.
    Es klappte nicht, an der Kasse wurden sie aufgehalten.
    »Er muss auch ein Mädchen mitnehmen.«
    »Wir wollen sie aber beide. Wir zahlen für zwei.«
    »Nein. Das geht nicht. Sechzig Euro, zehn Minuten.«
    »Machen sie zwanzig Minuten draus.« Grinsend zog Nesti Cristina zu sich heran und küsste sie.
    »Hundertzwanzig.« Der Kassierer zog einen Zeitmesser auf und reichte dem Mädchen die Uhr. Die beiden verschwanden die Treppe hinauf, während der Maresciallo zu den tanzenden Lichtern, dem Lärm und dem Grappa zurückkehrte. Das würden lange zwanzig Minuten werden. Er beobachtete die Tänzerinnen, sah, wie sie immer wieder Augenkontakt zu den Besuchern herstellten und sie verführerisch anlächelten, doch dann und wann wurden die Bewegungen langsamer, das Lächeln verschwand, und es trat ein abwesender, müder Ausdruck in ihr Gesicht. Sie hörten nie auf, sich zu bewegen, und die jungen Männer, die wie gebannt auf ihre Brüste starrten, hätten das sowieso nicht bemerkt. Nun ja, sie hatten alle sehr hübsche Brüste. Ein paar von ihnen konnten sogar richtig tanzen, die anderen wackelten einfach nur ein bisschen herum und nahmen mehr oder weniger obszöne Posen ein. Jedes Mal, wenn das Team wechselte, ertönte eine Stimme über den Lautsprecher, die Applaus für die ausgezeichnete Darbietung forderte. Das Publikum reagierte kaum, und es wäre peinlich gewesen, wenn die dröhnende Musik das nicht überspielt hätte. Innerlich seufzend, blickte Guarnaccia auf die Uhr.
    »Darf ich das abräumen?«
    Er nickte zustimmend, und Nestis leeres Glas verschwand vom Tisch.
    »Kann ich Ihnen noch etwas bringen?«
    »Nein, nein, danke.«
    Ein blondes Mädchen in einem knallblauen Bikinihöschen und mit zahlreichen Tattoos blieb vor ihm stehen. Er lächelte sie freundlich an und schaute dann weg. Das Mädchen ging weiter. Absolut diskret. Er dachte an Maddalena, ein cleveres Mädchen, das zielstrebig ihren Abschluss in Betriebswirtschaft machen und dann Geld verdienen würde, und konnte nicht umhin, sie mit den gelangweilten, jungen Männern zu vergleichen, die hier herumsaßen, redeten, tranken und lachten. Für sie waren die nackten Mädchen nur unbedeutende Staffage, wie die Scheinwerfer oder die Ledersofas. Im Augenblick zeigte eine Stripperin ihre Show auf der Bühne, aber die jungen Männer stellten, ganz und gar in die eigene Wichtigkeit vertieft, aufgeblasene Langeweile zur Schau und ließen sich auch dann nicht ablenken, als die Stripperin den letzten Fetzen Stoff ablegte und vor den Spiegeln die Beine weit öffnete,

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