Von allen guten Geistern geküsst: Roman (German Edition)
griff nach ihrer Hand und streichelte sie. »Es tut nicht weh. Ich weiß einfach nur, dass ich nicht mehr viel Zeit habe. Also sollten wir Tura und ihren Kumpel schnell wieder einfangen.«
Glenda schluckte Tränen hinunter und tätschelte seine Hand. »Schon gut. Dein Herz ist stärker als das eines normalen Menschen. Du wirst an dieser Kugel nicht sterben, Ethan. Du bist ein Mitglied der Guardia .«
Ethan nickte. Er wusste nicht, ob sie es sagte, um ihn oder sich selbst zu trösten, aber wie auch immer, es war typisch Glenda, und er war dankbar dafür.
Sie wurde wieder geschäftlich. »Aber du hast recht, wir müssen Tura möglichst bald einfangen, bevor sie noch jemanden umbringt, und das heißt: vor dem nächsten Wochenende, bevor wir den Liebestunnel wieder öffnen müssen.«
»Okay«, meinte Ethan und kehrte erleichtert wieder zum Organisieren zurück. »Ich kümmere mich darum, dass die Liebestunnelbahn während der Woche nicht laufen kann.«
Der Wasserkessel begann zu pfeifen, und Glenda nahm zwei Tassen heraus, holte zwei Teebeutel aus einer Schachtel, hängte sie in die Tassen und goss heißes Wasser darauf.
»Glaubst du, dass Tura wieder in Ashley hineinfährt?«, fragte Ethan, der lieber über die Dämonen im Park sprach als über seinen eigenen.
Glenda zuckte die Achseln. »Es ist ein Risiko für Dämonen, immer den gleichen Wirt zu besetzen, weil der dann irgendwann auf sie abfärbt. Aber wenn Ashleys Körper ihr gefällt, dann ist ihr das eventuell egal.«
Sie trug die Teetassen zum Tisch und stellte eine vor ihn hin. »Kamillentee. Kein Zaubertrank.«
Sie sah aus, als wollte sie wieder über ihn sprechen, deshalb fragte er rasch: »Warum war sie hinter mir her? Ich habe doch niemanden betrogen.« Er dachte nach. »Nein, warte. Sie sagte etwas von wegen, sie hätte mich mit Mab gesehen. Vielleicht dachte sie …«
»Dämonen denken nicht, Ethan. Sie reagieren triebgesteuert.« Sie blickte ihn bedeutungsvoll an. »Wie viele Menschen auch. Nein, wir müssen die beiden, die frei sind, nur einfangen und einsperren, und alles ist wieder in Ordnung. Ich weiß, wie das läuft.«
»Na gut. Aber dieser schwarze Kampfschütze, der auf mich geschossen hat, der weiß etwas über Dämonen. Der hätte mich in der ersten Nacht töten können, hat’s aber nicht getan. Und er hat mich vor Tura gerettet. Wenn ich ihn aufstöbern könnte, ihn zur Zusammenarbeit mit uns überreden …«
»Nur die Guardia können die Unberührbaren besiegen«, widersprach Glenda.
»Na, vorhin haben sich die Guardia aber nicht mit Ruhm bekleckert«, meinte Ethan.
»Mit deiner Hilfe werden wir wieder stark«, beharrte Glenda.
»Und noch stärker wären wir mit dem Mann-in-Schwarz. Der hat Waffen und Kenntnisse, die wir nicht haben. Wenn er uns helfen kann …«
»Wir dürfen niemandem trauen als den Guardia «, entgegnete Glenda. »Deswegen musst du stark und nüchtern sein …«
»Also gut.« Ethan fühlte, wie ihm vor Erschöpfung die Augenlider bleischwer wurden. »Besprechen wir das morgen früh.« Er streckte sich auf der Bank aus und schloss die Augen, um nicht weiter behelligt zu werden. Er hörte, wie sie sich erhob, und einen Augenblick später fühlte er, wie sie die Tagesdecke von ihrem Bett über ihn breitete und sanft rings um ihn herum feststopfte.
Nachdem es den Aufständischen in Afghanistan nicht gelungen war, ihn umzubringen, würde es seine Mutter sicher noch schaffen.
Muss die Dämonen wieder einfangen, muss eine Kampfeinheit organisieren … Er schlief langsam ein, aber seine letzten Gedanken galten dem Mann-in-Schwarz und wie er in Kontakt mit ihm kommen konnte.
Und wie dringend er einen Drink nötig hatte.
Mab wich vor Joe zurück. »Was bist du?«
»Ein Dämonenjäger«, wiederholte Joe. »Mein Hobby.« Er breitete die Arme aus. »Komm zu mir.«
»Warte mal ’ne Sekunde.« Mab zog ihren Kittel enger um sich. »Du hast gewusst, dass da Dämonen im Park waren? Und hast mir nichts davon gesagt? «
»Jeder weiß, dass Dämonen im Park sind. Die Legenden darüber werden seit vielen Jahren erzählt.«
»Na klar, Legenden . Aber kein wirklicher blaugrüner Nebel, der versucht, dich zu killen.« Mab schlang die Arme enger um sich. »Meine Mutter hat mir immer gesagt, dass Dämonen im Park wären … herrje, sie hat jedem gesagt, dass Dämonen im Park wären. Deswegen galten die Brannigans in Parkersburg immer als Ausgestoßene, deswegen bin ich von zu Hause weg und bis jetzt nie mehr zurückgekommen.
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