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Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen

Titel: Von Beileidsbesuchen bitten wir abzusehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky , -ky
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Zeit über das Gefühl gehabt, von vielen Kindern umgeben zu sein, die alle wie Mäxchen aussahen. Und ich spielte die ganze Zeit mit ihnen. Dabei mochte ich sie gar nicht, sie machten mich ganz nervös…
    14. 4. – Ich habe immer so ein schmatzendes Geräusch im Kopf. Mäxchen sagt, ich würde manchmal so reden wie ein Philosophieprofessor, er würde nichts mehr verstehen…
    3. 5. – Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Manchmal ist mir so, als hätte ich einen Radioempfänger im Kopf. Immer wieder glaube ich, eine tiefe Stimme zu hören, die mir sagt: Mäxchen will dich loswerden. Er läßt dich von Männern verfolgen, die dich umbringen sollen. Er liebt dich nicht mehr. Du bist ihm nur noch eine Last. Er will dich beseitigen. Seine Frau hat ihn dazu gebracht. Du mußt ihm zuvorkommen. Du mußt ihn umbringen, ehe er dich umbringt. Tu’s bald. Du haßt ihn. Er vergewaltigt dich doch jedesmal… Dann ist es wieder still, und alles ist so wie immer. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich habe Angst. Ich schreie fast, wenn mir abends ein fremder Mann auf der Straße begegnet. Ich muß von Mäxchen loskommen. Aber wie? Ich werde…
    Hastig schob ich das Tagebuch wieder unter die Briefe, als ich hörte, wie die Wohnungstür aufgeschlossen wurde, und sprintete auf meinen Platz zurück. Borkenhagen saß bereits. Er sah mich fragend an. Martina ließ sich Zeit; man hörte sie in der Diele.
    „Armes Ding“, flüsterte ich, „sieht ganz so aus, als ob sie…“ Ich hielt inne. Nein, sie kam noch nicht herein.
    „Was?“ fragte Borkenhagen.
    „Der Beginn einer paranoiden Schizophrenie oder so was Ähnliches.“
    „Mein Gott – wollen Sie sagen, daß sie…“ Er brach ab.
    Martina kam zurück und sah so normal aus wie jedes normale Mädchen in ihrem Alter. „So, das hätten wir geschafft! Ich hab mich beim Einparken nur ein bißchen verschätzt. Haben sich die Herren gut über mich unterhalten?“
    „Von Ihnen spricht man nicht“, sagte Borkenhagen, „von Ihnen träumt man!“
    „Oh…“ Sie war ein wenig verlegen. „Wenn Sie noch etwas wissen wollen, Herr Doktor…?“
    Ich fragte, mehr taktisch als taktvoll: „Warum tragen Sie nicht Schwarz?“
    Der rüde Ton schien sie nicht zu berühren. „Wer trägt denn heute noch Schwarz? Und eine, die sich aushalten läßt, braucht das sowieso nicht mitzumachen.“
    „Sie haben schließlich als Sekretärin bei ihm gearbeitet“, sagte Borkenhagen. „Als enge Mitarbeiterin, kann man sagen.“
    „Ja…“ Sie lächelte dankbar.
    „Hat Herr Nedomanski viele Feinde gehabt?“
    „Mehr Feinde als Haare auf dem Kopf.“
    „Wer ist denn Ihrer Meinung nach sein Mörder?“
    „Na, der Einbrecher doch! Oder…“ Sie stockte.
    „Oder?“
    „Ich weiß nicht, ob ich darüber sprechen sollte, aber…“ Sie zog nervös an ihrer Zigarette und spielte mit der linken Hand an der Schnalle ihrer Sandale.
    Wir warteten.
    „Es ist nur, weil ich doch der Kripo nichts davon gesagt habe… Kennen Sie Gui… Herrn Winkler, den Neffen von Herrn Nedomanski? Guido Winkler?“
    „Sicher!“ Borkenhagen nickte. „Der war doch bei der Geburtstagsparty dabei.“
    „Er ist ganz verrückt nach mir. Er hat mir Liebesbriefe geschrieben – ich kann Ihnen sagen!“ Sie lachte, vielleicht ein wenig zu schrill. „Er will mich erretten, stand da drin; weg vom lasterhaften Leben, hin zur tugendsamen Ehefrau. Und zwischen den Zeilen war immer wieder zu lesen, daß er Nedomanski umbringen wird, wenn der mich… äh… wenn er mich nicht gehen läßt. Ich will damit nichts gesagt haben, aber…“
    „Haben Sie die Briefe noch?“
    „Nein.“
    Wir sahen uns an. Borkenhagen hob die Schultern.
    „Was halten Sie denn von den anderen?“ fragte ich. „Von Walter Nedomanski beispielsweise?“
    „Die beiden konnten sich nicht riechen. Walter hat im Leben kein Glück gehabt, er ist immer zweiter Sieger geblieben. Aber ein Mörder – ach nein… Ich möchte wissen, wieviel der geerbt hat!“
    „Und Dreyer?“ fragte Borkenhagen.
    „Dreyer? Zwischen Dreyer und Nedomanski herrschte ein Verhältnis wie zwischen Herr und Hund. Wenn Max pfiff, dann kroch Dreyer herbei und wedelte mit dem Schwanz, sozusagen.“
    „Hätte Dreyer ein Motiv gehabt?“ stieß ich nach.
    „Kann ich mir nicht vorstellen… Der war Gärtner, Butler, Mädchen für alles… So genau kenne ich ihn nicht, aber ich glaube, er war ganz zufrieden. Verkrachte Existenz, wissen Sie – neulich, da wollte er mir ein Bild

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