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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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und ein paar kräftige Leibdiener. Oder – wir können ihm helfen, seine Furcht zu besiegen. Hm?«
    »Falls Miles tot ist«, begann er.
    »Falls Miles nicht wiedergefunden und wiederbelebt wird«, korrigierte sie scharf.
    »Dann ist Mark alles, was uns von Miles geblieben ist.«
    »Nein!« Ihre Röcke raschelten, als sie sich erhob, zur Wand schritt, sich umdrehte und hin und herging. Lieber Gott, laß sie nicht in diese Richtung kommen! »Da gehst du in die Irre, Aral.
    Mark ist alles, was uns von Mark geblieben ist.«
    Der Graf zögerte. »In Ordnung. Ich gebe dir recht. Aber wenn Mark alles ist, was wir haben – haben wir dann den nächsten Graf Vorkosigan?«
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    »Kannst du ihn auch dann als deinen Sohn akzeptieren, wenn er nicht der nächste Graf Vorkosigan ist? Oder ist das der Test, den er bestehen muß, damit er dazugehört?«
    Der Graf schwieg. Die Stimme der Gräfin wurde leise. »Höre ich ein Echo der Stimme deines Vaters in dem, was du sagst? Ist das er, den ich da hinter deinen Augen hervorschauen sehe?«
    »Es ist … unmöglich …, daß er nicht da ist.« Die Stimme des Grafen war ebenso leise, beunruhigt, klang aber nach einer trotzigen Verteidigung. »Auf einer bestimmten Ebene. Trotz allem.«
    »Ich … ja. Ich verstehe. Tut mir leid.« Sie setzte sich wieder, zu Marks Erleichterung. »Obwohl es sicher nicht so schwer ist, sich als Graf von Barrayar zu qualifizieren. Schau dir doch einige von den komischen Vögeln an, die jetzt im Rat sitzen. Oder die, die in einigen Fällen gar nicht auftauchen. Wie lange ist es her, seit Graf Vortienne zum letztenmal abgestimmt hat?«
    »Sein Sohn ist jetzt alt genug, um seinen Platz einzunehmen«, sagte der Graf. »Zur großen Erleichterung von uns anderen. Das letztemal, als wir ein einstimmiges Votum brauchten, mußte der Ordnungsbeamte der Kammer ihn persönlich aus seiner Residenz holen, heraus aus einer höchst außerordentlichen Szene mit … nun ja, er findet manchmal eine außergewöhnliche Verwendung für seine Leibwache.«
    »Auch außergewöhnliche Eignung, wie ich gehört habe.« Gräfin Cordelias Stimme verriet, daß sie grinste.
    »Von wem hast du das erfahren?«
    »Von Alys Vorpatril.«
    »Ich werde … dich nicht fragen, woher sie es weiß.«
    »Klug von dir. Aber worauf es ankommt, ist, daß Mark sich wirklich anstrengen müßte, um der schlechteste Graf im Rat zu werden. Die Grafen sind nicht die Elite, die sie zu sein vorgeben.«
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    »Vortienne ist ein unfair scheußliches Beispiel. Nur dank der außerordentlichen Hingabe vieler Grafen an ihre Aufgabe funktioniert der Rat überhaupt. Er verbraucht Männer. Aber mit den Grafen ist erst die Hälfte gewonnen. Die schärfere Schneide des Schwertes ist der Distrikt selbst. Würden die Leute ihn akzeptieren?
    Den behinderten Klon eines mißgebildeten Originals?«
    »Sie haben sich daran gewöhnt, Miles zu akzeptieren. Sie sind sogar ziemlich stolz auf ihn geworden, glaube ich. Aber – Miles bewirkt das selbst. Er strahlt genug Loyalität aus, so daß sie nicht umhinkönnen, etwas davon wieder zurückzustrahlen.«
    »Ich weiß nicht, was Mark ausstrahlt«, überlegte der Graf. »Er wirkt mehr wie ein menschliches Schwarzes Loch. Licht geht hinein, nichts kommt heraus.«
    »Laß ihm Zeit. Er hat immer noch Angst vor dir. Projektion von Schuldgefühlen, meine ich, weil er all diese Jahre als dein Mörder vorgesehen war.«
    Mark, der durch den Mund atmete, um kein Geräusch zu machen, krümmte sich zusammen. Hatte die verdammte Frau einen Röntgenblick? Sie war eine sehr entnervende Verbündete, falls sie überhaupt eine Verbündete war.
    »Ivan«, sagte der Graf langsam, »hätte sicher im Bezirk keine Probleme mit der Popularität. Und ich glaube, er würde sich auch, wie widerstrebend auch immer, der Herausforderung der Grafenwürde stellen. Er wäre weder der schlechteste noch der beste, aber immerhin Durchschnitt.«
    »Das ist genau das System, mit dem er bei der Schule, der Kaiserlichen Militärakademie und bis jetzt bei seiner Karriere durchgeschlüpft ist. Der unsichtbare Durchschnittsmann«, sagte die Gräfin.
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    »Es ist frustrierend, ihn zu beobachten. Er wäre zu soviel mehr fähig.«
    »Da er dem Kaiserthron so nahe steht, wie hell darf er da leuchten? Wie ein Scheinwerfer Insekten anlockt, so würde er ja mögliche Verschwörer anlocken, die nach einer Galeonsfigur für ihre Gruppierung suchen. Und er würde eine hübsche Galeonsfigur abgeben. Er spielt nur den Narren.

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