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Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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gelang, den 619
    Bohrer in die Hand zu bekommen. Es folgte eine langwierige Fummelei, doch schließlich gelang es ihm, den Bohrer herumzudrehen und mit ihm so zu zielen, daß er seine Fesseln durchschnitt, ohne sich die Hand abzuschneiden oder sich ein Loch in den Hintern zu brennen. Als er sich befreit hatte, schlang er die Arme um seinen aufgeschwollenen Torso und wiegte sich wie jemand, der ein müdes Kind in den Schlaf wiegt. Sein Fuß begann pulsierend zu schmerzen. Die zusammenwirkenden Massenvektoren hatten anscheinend auch seinen Rücken verrenkt, als er Ryoval in die Kehle getreten hatte.
    Er starrte seitwärts auf sein Opfer, seinen Folterer, seine Beute.
    Klonverbraucher. Es kam ihm vor, als müßte er sich bei dem Körper entschuldigen, den er mit Füßen getreten hatte. Es war nicht deine Schuld. Du bist doch vor zehn Jahren oder so gestorben, nicht wahr? Der im Oberstübchen, im Innern des Schädels, war sein Feind gewesen.
    Ihn überkam eine unlogische Angst, daß Ryovals Wachen hereinstürmen und ihren Herrn noch im Tod retten würden. Er kroch hinüber, was jetzt mit freien Händen viel leichter war, nahm den Laserbohrer und sorgte dafür, daß niemand jemals wieder dieses Gehirn transplantieren würde. Niemand. Auf keine Weise.
    Er sank wieder auf den niedrigen Stuhl und saß völlig erschöpft da, wartend auf den Tod. Ryovals Männer hatten sicher den Befehl, ihren gefallenen Herrn zu rächen.
    Niemand kam.
    … Ja, richtig! Der Boss hatte sich ja in seinen Räumen mit einem Gefangenen und chirurgischen Instrumenten eingeschlossen und seinen Gorillas gesagt, sie sollten ihn nicht stören. Wie lang würde es dauern, bis einer den Mut aufbrächte, ihn bei seinem kleinen Hobby zu unterbrechen? Es könnte … ganz schön lang dauern.
    620
    Das Gewicht der zurückkehrenden Hoffnung war eine fast unerträgliche Last, wie wenn man mit einem gebrochenen Bein ginge.
    Ich möchte mich nicht bewegen. Er war sehr wütend auf den Kaiserlichen Sicherheitsdienst, daß man ihn hier sich selbst überlassen hatte, aber er dachte, er würde ihnen vielleicht alles vergeben, wenn sie nur jetzt hier hereinstürmen und ihn ohne weitere Anstrengung oder Bemühung seinerseits forttragen würden. Habe ich nicht eine Pause verdient? Das Zimmer wurde sehr still.
    Das war Overkill, dachte er, als er auf Ryovals Leiche schaute.
    Ein bißchen aus dem Gleichgewicht geraten. Und du hast auf dem Teppich eine Sauerei angerichtet.
    Ich weiß nicht, was ich als nächstes tun soll.
    Wer sprach da? Killer? Schling? Grunz? Jaul? Alle zusammen?
    Du bist ein guter Kämpfer und loyal, aber nicht sonderlich intelligent.
    Intelligenz ist nicht unser Job.
    Es war Zeit für Lord Mark zu erwachen. Hatte er je wirklich geschlafen?
    »In Ordnung, Bande«, murmelte er laut und umschlang sich selbst. »Alle Mann hoch!« Der niedrige Stuhl war an sich schon ein Folterinstrument. Ryovals letzter höhnischer Seitenhieb. Mit einem Stöhnen kam er wieder auf die Beine.
    Es war undenkbar, daß ein alter Fuchs wie Ryoval nur einen einzigen Eingang zu seinem Bau hatte. Mark stöberte in der unterirdischen Suite herum. Büro, Wohnzimmer, eine kleine Küche, ein großes Schlafzimmer und ein ziemlich seltsam eingerichtetes Bad. Sehnsüchtig blickte er auf die Dusche. Seit man ihn in dieses Gebäude gebracht hatte, hatte er nicht mehr baden dürfen. Aber er befürchtete, er würde sich die Plastikhaut abwaschen. Er putzte sich die Zähne. Sein Gaumen blutete, war aber sonst in Ordnung.
    621
    Er trank einige Schlucke kaltes Wasser. Wenigstens bin ich nicht hungrig. Er kicherte krächzend.
    Endlich fand er im rückwärtigen Teil des Schlafzimmerschranks den Notausgang.
    Wenn er nicht bewacht ist, erklärte Killer, dann muß dort eine Sprengladung versteckt sein.
    Ryovals hauptsächliche Verteidigung wird wohl von außen nach innen funktionieren, sagte Lord Mark nachdenklich. Von drinnen nach draußen wird sie so eingerichtet sein, daß sie eine schnelle Flucht erleichtert. Für Ryoval. Und nur für Ryoval.
    Der Ausgang hatte ein Handflächenschloß. Handflächensensoren nehmen Pulsschlag, Temperatur und elektrische Leitfähigkeit der Haut wahr, nicht nur die Windungen der Fingerabdrücke und die Rillen der Lebenslinien. Tote Hände konnten keine Handflächenschlösser öffnen.
    Es gibt Wege, um Handflächenschlösser zu umgehen, murmelte Killer. Killer war in einer früheren Inkarnation einmal in solchen Dingen ausgebildet worden. Lord Mark ließ ihn gewähren

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