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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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zusehen, wie ich die Stücke aufesse.«
    Was die Männer, die bei ihr waren, betraf, könnte sie zusehen, wie jeder den Tod erlitt. Am Ende jedoch würden ihre Schädel poliert und an der Trophäenwand des Clanhauses aufgehängt. Der Wasserfuchs konnte neben seinem Onkel ruhen.
    Langer Speer stand auf einer der höheren Dünen. Der Wind peitschte in seinem Rücken, zerrte an seinen Kleidern und ließ das Amulett aus rotem Schiefer hüpfen, das an einem Riemen um seinen Hals hing.
    Er wölbte die Hände, um seine Augen abzuschirmen, nicht vor dem schwindenden Tageslicht, sondern gegen den scharfen Wind. Er bemerkte seinen mageren Vetter kaum, der neben ihm heraufgestiegen war.
    »Sind alle fort?«
    »Ja.« Dann schaute Langer Speer nach Norden auf die tiefschwarzen Wolkengebirge und sah, wie Blitze den Himmel zerrissen. »Bist du sicher, daß es ein schweres Unwetter wird?«
    »Ich bin der Wettermann, hast du das vergessen? Warte ab, spätestens um Mitternacht wirst du dich fragen, ob das Ende der Welt gekommen ist.
    Langer Speer nickte, und verlor Wellentänzer, der schon weit vom Ufer entfernt war, aus den Augen.
    Auch die Kanus der Khota waren nicht mehr zu sehen. »Morgen breche ich vor Tagesanbruch auf, um meinem Clanführer zu berichten, daß die Khota das Süßwassermeer erreicht haben.«
    »Und der Wasserfuchs ?«
    »Falls dieses Gewitter so schrecklich wird, wie du vorausgesagt hast, möchte ich nicht dort draußen auf dem großen Wasser sein.« Langer Speer verzog sein Gesicht. Sie waren gute Menschen, ehrlich, mutig und höflich. Daß sie soviel Mühe aufgewandt hatten, um schließlich bei einem Unwetter zu ertrinken. Aber nein, sie hatten die grimmigsten und besten Krieger der hochmütigen Khota mitgenommen.
    »In ein paar Tagen, Vetter, werde auch ich eine Botschaft an deinen Clanführer schicken.« Der Wettermann hielt inne. »Ich werde ihm sagen können, daß keiner der Khota an unseren Strand zurückgekehrt ist.«
    »Sei dessen nicht allzu sicher«, warnte Langer Speer.
    Eine gewaltige Bö fegte sie beinahe von der hohen Düne. »Oh, ich bin mehr als sicher«, sagte der Vetter von Langer Speer zahnlückig grinsend. »Nur ein Mann, der Erfahrung mit tiefem Wasser hat, wird diese Nacht überstehen. Ich hoffe, dein Freund, der Händler, hat nicht sein ganzes Leben nur auf Flüssen verbracht.«
    Langer Speer legte eine Hand auf die Schulter seines Vetters. Wasserfuchs, ich werde deinem Geist Opfer bringen. Vielleicht ruht deine Seele dann ein wenig leichter dort unten im kalten schwarzen Wasser.

34. KAPITEL
    Während das Kanu tanzt und hüpft, blicke ich in den stürmischen Himmel hinauf. Wasserspritzer von den aufklatschenden Wellen prasseln auf mich wie zornige Speerspitzen und durchnässen meine dünne Kleidung, bis ich erbärmlich zittere.
    Vielleicht sterbe ich heute nacht. Vielleicht sterben wir alle.
    Wolf, ich wünschte, du wärst bei uns in diesem Boot. Wie gern würde ich deine Miene sehen, wenn wir kentern und in den dunklen, kalten Wellen versinken. Vielleicht seid ihr beide, du und dein Bruder, vom Geist der Macht überlistet worden.
    Ich lächle, als das eisige Wasser über mein Gesicht rinnt, und weiß, daß dies erst der Anfang des Entsetzlichen ist, weiß, wieviel von dieser IS) 'acht abhängt…
    Schwarzschädel klammerte sich verzweifelt an das Kanu, die Finger um das nasse Holz gepreßt. Seine Arme schmerzten von der Anstrengung, aber mit jedem Aufbäumen des Fuchskopfbugs wurde sein Griff fester, ehe der unausweichliche Absturz in den schwarzen Abgrund kam. Hinter sich hörte er Perle, die Otter Befehle zuschrie, ihn über das Wesen des Sturms belehrte, ihm sagte, wie er jeder neuen Gefahr begegnen sollte. Aber die meisten Worte gingen im würgenden Entsetzen unter, das Schwarzschädels Seele erstickte.
    Er schloß fest die Augen gegen den stürmischen Regen, doch Schaukeln und Stoßen wurden nur schlimmer.
    Dies geschieht nicht! Es konnte nicht sein, sie mußten bald das Ufer erreichen. Das Süßwassermeer konnte doch nicht so groß sein. Das Bild von unendlich viel Wasser, das sich noch über einen purpurroten Horizont hinaus dehnte, ohne Land in Sicht, brannte sich in seinen Kopf ein. Aus der Schwärze heulte die nächste Bö und wehte eiskalten Regen und Gischt über Schwarzschädels Rücken.
    Er verkrampfte sich, die Kiefer schmerzhaft zusammengepreßt. Nicht einmal der Schmerz konnte die schreckliche Angst lindern, die ihn mit jedem Herzschlag durchströmte.
    Wellentänzer

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