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Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels

Titel: Vorzeitsaga 09 - Das Volk des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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lächerlich.«
    »Lächerlich?« Weidenstumpf ahmte seinen Tonfall nach. »Ich werde dir sagen, was hier lächerlich ist.
    Wilder Fuchs war lächerlich. Hast du gewusst, dass er Rote Schlinge beigewohnt hatte? Erst letzten Sommer. Und zwar sechs Monde, bevor sie zur Frau geworden war.«
    Sonnenmuschel trat einen halben Schritt vor, die Keule gepackt, das Gesicht Unheil verkündend. Doch Jaguar hielt sie zurück und murmelte: »Nur die Ruhe!«
    »O ja, nur die Ruhe, Sonnenmuschel, du dumme Gans! Oder wüsstest du nicht, dass er sich in ihr benetzte?«
    »Wenn du es wüsstest, warum sagtest du nichts?«, begehrte Sonnenmuschel drohend zu wissen.
    »Weil ich mir ausmalte, liebe Freundin, dass er für seine Taten zur rechten Zeit würde bezahlen müssen. Ich dachte nie daran, dass er sie umbringen würde.« Weidenstumpf blickte zur Seite; der Wind zerrte einzelne Strähnen seines schwarzen Haares aus dem Haarknoten.
    »Du hast ihn sicher gehasst«, sagte Jaguar sanft, »und sie auch.«
    Weidenstumpf warf ihm einen zornigen Blick zu. »Nein, sie nicht. Sie war eine Törin, weil sie Wilder Fuchs erlaubte, in sie hineinzupumpen, aber es kam mir nie in den Sinn, dass sie dafür büßen würde.
    Er war ein Mann! Im Huskanaw geschwärzt! Bei allen Geistern - ein Mann paart sich doch nicht mit einem Kind! Nicht in unserem Volk!«
    »Und du hast nicht versucht, sie zu schützen? Wilder Fuchs abzudrängen?«, fragte Jaguar tadelnd.
    »Warum?«, rief Weidenstumpf. »Sie hätte mich nur gehasst. Mich! Gehasst! Sie glaubte … sie liebte ihn!«
    »Und du sprichst von deiner Liebe zu ihr?«, entgegnete Jaguar scharf. »Also, wenn das Liebe ist, dann bist du …«
    »Was weißt du denn schon?« Weidenstumpf sprang auf und warf den Muschelrechen zu Boden. »Du kommst hierher und steckst deine alte Nase in unsere Angelegenheiten. Was weißt du denn von Liebe, alter Mann? Über das Brennen in meiner Brust, wenn ich sie anblickte? Über die Qualen meiner Seele, wenn ich wusste, dass sie bei ihm war und sein kümmerliches Glied in sich aufnahm, während ich …
    ich … ich …«Er ballte die Fäuste und wandte sich ab.
    Jaguar beobachtete, wie sich die starken Muskeln in Weidenstumpfs Brust zusammenzogen und zuckten. »Du hättest also alles getan, um sie zu bekommen?«
    »Das stimmt«, antwortete er mit knirschenden Zähnen und bemühte sich um Fassung.
    »Es war sicher schrecklich für dich gewesen, dass Rote Schlinge mit Wilder Fuchs davonlaufen wollte. Es war nicht so gekommen, wie du gehofft hattest; niemand hatte entdeckt, dass Wilder Fuchs einem Mädchen beigelegen hatte. Er war weder entehrt noch wurde er bestraft, und der Rang von Rote Schlinge war nicht gering genug, dass du, ein gemeiner Jäger, hättest hoffen können, sie zu heiraten.
    Und plötzlich war sie eine Frau und floh mit dem Mann, den du hasstest. Sie waren frei. Und weg.
    Rote Schlinge war aus deinem Leben verschwunden, und du konntest es nicht ertragen. Also nahmst du eine Keule und zerschlugst ihr den Schädel.«
    Weidenstumpf trat mit feuchten Augen auf Jaguar zu. »Sie getötet? Den Schädel eingeschlagen? Nein … nein! Niemals!«
    »Wenn du sie schon nicht haben konntest, dann sollte sie auch kein anderer haben.«
    »Nein! Wie kannst du es wagen!« Mit vor Wut verzerrtem Gesicht stand er Jaguar gegenüber. »Wenn du wüsstest, was ich auf mich genommen hätte, was ich geopfert hätte …«
    Abrupt hielt Weidenstumpf inne. Er öffnete den Mund, als wollte er nach Luft ringen … und begann, nervös zu lachen. »Ach, du bist so schlau, Jaguar! Du dachtest, du bringst mich dazu, irgendetwas zuzugeben, die Beherrschung zu verlieren und dir zu sagen …«
    »Mir … was zu sagen?«, drängte Jaguar.
    »Na, über den Tod von Rote Schlinge.« Weidenstumpf verschränkte die Arme vor der Brust. »Tut mir Leid, alter Mann. Spiel deine Spielchen mit der Weroansqua. Ich habe allen erzählt, was dort oben geschah. Ich war auf der Jagd, und Wilder Fuchs rannte den Pfad hinunter. Wir sprachen kurz miteinander. Er hatte Blut an den Händen und stürmte davon, sprang in sein Kanu und paddelte wie ein Verrückter. Ich war neugierig geworden. Ich folgte seiner Spur nach und fand Rote Schlinge.«
    »Und was sagte sie zu dir?«
    »Sie war tot, schon längere Zeit.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich bin Jäger, Ältester. An einem so kalten Tag verliert ein Körper schnell die Wärme. Sie war eiskalt. Die Starre hatte schon eingesetzt, die Augen waren trocken. Selbst der Urin

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