Wächter der Macht 07 - Zorn
beeindruckt. »Nun, wenigstens ist sie ehrlich.«
Luke ignorierte ihn. »Vielleicht solltest du das besser näher erklären.«
Seha sah sich um, als würde sie nach verständnisvollen Gesichtern Ausschau halten, ehe sie ihre Aufmerksamkeit wieder Luke zuwandte. »Als die Yuuzhan-Vong nach Coruscant kamen, war ich noch klein. Damals, als die Vong mit der Umformung begannen. Der Großteil meiner Familie starb. Ich kann mich nicht mehr an sie erinnern, außer an meinen Vater. Wir lebten in der Unterstadt, so tief unten und abgelegen, dass die Yuuzhan-Vong schon seit Monaten vom Planeten vertrieben worden waren, bevor ich auch bloß davon erfuhr. Da war mein Vater bereits tot, durch den Stich eines Yuuzhan-Vong-Insekts, das er nicht rechtzeitig gesehen hatte. Ich blieb dort unten, zusammen mit den anderen Flüchtlingen und Verrückten und Außenseitern, weil das die einzigen Leute waren, die ich kannte.
Aber dann begegnete ich Jacen. Er kam von Zeit zu Zeit runter - manchmal lagen seine Besuche Jahre auseinander -, um seinen Freund das Weltenhirn aufzusuchen. Mein Zuhause lag dicht beim Versteck des Weltenhirns. Ich dachte, das Hirn wäre ein schreckliches, böses Ding, doch Jacen erklärte mir, dass es sich lediglich gemäß seiner Natur verhielt, dass sein Aussehen nichts mit dem zu tun hatte, was es im Innern war, Jacen fand heraus, dass ich machtsensitiv bin. und arrangierte, dass ich als Schülerin in den Orden eintreten konnte, auch wenn ich dafür bereits ein bisschen alt war.«
»Ich weiß, wie es ist, erst spät zum Schüler zu werden.« Lukes Stimme klang sanft, auch wenn er jetzt eine gewisse Schärfe in seine Worte schleichen ließ, »Also, inwiefern hast du den Orden verraten?«
»Ich habe Sachen für Jacen erledigt. Ihn über die Vorgänge im Tempel auf dem Laufenden gehalten. Nachdem er zum Anführer der Garde wurde, bat er mich, für ihn Dinge in und aus dem Tempel zu schaffen, wie überzählige Datapads und Elektronikersatzteile.« Sie nahm einen tiefen Atemzug, ehe sie fortfuhr. »Als Euer Sohn verschwand ... war ich diejenige, die Ben dabei half, aus dem Tempel zu verschwinden, ohne gesehen zu werden.«
Luke sah sie einen langen Moment an. »Auf Jacens Befehl hin.«
»Ja.«
Luke wandte den Blick von ihr ab, als seine Gefühle außer Kontrolle zu geraten drohten. In Bens Bericht seiner Solomission hatte sich keinerlei Bestätigung dafür gefunden, dass Jacen ihn entsandt hatte. Ben hatte niemals Einzelheiten darüber verlauten lassen, wohin er gegangen war und was er getan hatte. Rein verstandesmäßig hatte Luke die ganze Zeit über gewusst, dass bloß Jacen den Jungen losgeschickt haben konnte. Doch nun hatte er endlich einen Beweis dafür, eine Zeugin, die mit Jacen unter einer Decke gesteckt hatte, und sonderbarerweise machte ihm diese Bestätigung seiner Vermutung schwerer zu schaffen, als er erwartet hatte.
Dieses Mädchen hatte dabei geholfen, den Plan auszuführen - hatte Ben in Gefahr gebracht. Und das alles aus fehlgeleiteter Loyalität zu einem sehr bösen Mann.
Luke musterte sie von Neuem. Er versuchte, weiterhin gelassen zu wirken, doch offensichtlich sah sie etwas in seiner Miene, dass sie unwillkürlich einen halben Schritt zurückweichen ließ.
Luke machte sich nicht die Mühe, die Verärgerung aus seiner Stimme zu halten. »Wie ist man dir auf Schliche gekommen?«
»Ist man nicht. Sie ist zu uns gekommen.« Cilghal legte Seha beruhigend eine Hand auf die Schuler.
»Als wir von dem Massaker auf Ossus erfuhren.« Seha blinzelte, und Tränen kamen. »Ich weiß nicht, wie er das machen konnte - wie er einen Verrückten schicken konnte, um die Jünglinge als Geiseln zu nehmen, Kam Solusar und Tionne zu foltern und all diese anderen zu töten.« Jetzt flössen ihre Tränen ungehindert, doch sie schenkte ihnen keine Beachtung. »Ich habe den Orden verraten ... aber nicht so. So etwas würde ich nie tun.«
»Du bist keine Jedi.« Corrans Stimme klang schroff. »Du lässt dich von deinen Gefühlen beherrschen. Selbst einer Schülerin sollte das bewusst sein. Deshalb können wir dir als Jedi nicht vertrauen; wir können nicht darauf vertrauen, dass du bei diesem Einsatz ruhig und gefasst bist, und nun hast du auch noch zugelassen, dass der gefährlichste Mann der Galaxis enttäuscht von dir ist...« Er wies auf Luke. »Abgesehen davon hast du dich freiwillig gemeldet, auf eine Mission zu gehen, um den zweit- gefährlichsten gefangen zu nehmen, obgleich alles, was du tun musstest. um
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