Waffenschwestern
Ortsangabe – zu den Medien durchsickern. Schlimmer noch, wir wissen immer noch nicht, wohin Brun gebracht wurde – und solange wir es nicht wissen, können wir kaum einen Plan entwickeln, um sie dort herauszuholen. Die Guernesi kooperieren in jeder Hinsicht, aber bislang sind wir damit beschäftigt, einen riesigen Haufen Sand nach einem einzelnen, ganz kleinen Diamanten zu durchsuchen.«
»Naja.« Marta starrte an Vida vorbei auf den Wandmonitor –
der ein Muster aus sich langsam bewegenden Farbbändern
zeigte – und betrachtete ihn lange. »Ich sage dir, was ich erreicht habe. Ich habe Häschen ins Bett gesteckt, den Magen voll mit anständigem Essen, und ich denke, ich habe das medizinische Personal ausreichend in Angst und Schrecken versetzt, damit sie für wenigstens zehn Stunden Schlaf sorgen.«
»Ich bin beeindruckt.«
»Das solltest du auch. Ich vermute, du hast aufgrund meiner Kenntnisse von der Region nach mir geschickt?«
»Deine Schiffe befahren sie regelmäßig – wir haben uns
gefragt, ob irgendeines der Logbücher etwas enthält, das vielleicht eine Spur des Schiffes oder der Schiffe aufzeigt, mit denen Brun gereist ist.«
»Wonach suchen wir?«
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»Ein Containerschiff – ein ganz schön dickes – des Boros Consortiums mit dem Namen Elias Madero, vielleicht in Begleitung eines oder mehrerer anderer Schiffe von etwa Patrouillenklasse.«
»Ich vermute, du möchtest diese Information gewinnen, ohne dass gleich mein ganzes Personal davon erfährt?«
»Falls möglich, ja.«
»Ich ziehe die Daten selbst heraus.« Marta stand auf. »Jetzt musst du, meine Liebe, noch auf den gleichen Rat hören wie Häschen. Eine warme Mahlzeit, ein langer Schlaf. Für eine Frau deines Alters siehst du fürchterlich aus.«
Vida lachte. »Ja, Marta. Berufen wir wieder den Tantenzirkel ein?«
»Nein … Cecelia wäre in diesem Punkt keine Hilfe, und ihre Gefühle für Brun würden sich als so hinderlich erweisen wie die Häschens. Du und ich, wir müssten eigentlich mit der Aufgabe fertig werden.«
»Falls dein geschätzter Freund nur aufhört, Hindernisse vor mir aufzubauen«, sagte Vida kopfschüttelnd. »Er ist so von einer Serrano-Verschwörung überzeugt, dass ich von Glück sagen kann, noch zur Einsatzgruppe zu gehören.«
»Hm. Ich sehe mal, was ich ausrichten kann, wenn er sich ausgeschlafen hat. Zumindest müsste ich erreichen können, dass er wieder in vernünftigem Rhythmus isst und schläft. So, was kannst du mir an Anhaltspunkten geben, um meine eigene
Datenbank zu durchsuchen?«
»Na ja … wir haben nach besten Kräften Material gesammelt.
Bediene dich … hier hast du meine private Liste.« Vida übergab 357
ihr den Datenwürfel. »Vielleicht möchtest du Heris einspannen; sie hat die wirklich guten Techs derzeit an der Hand.«
»Fein. Wie sieht unser Konferenzprogramm aus?«
Zwischen Konferenzen und einem gescheiterten Versuch, den eigenen Datenbanken Informationen über das Boros-Schiff zu entnehmen (niemand hatte etwas Ähnliches gemeldet), spazierte Marta herum, während sie über alles nachdachte, hörte zu und lernte, wie die Rädchen der Flotte ineinander griffen. Ganz ähnlich wie bei jeder anderen großen Organisation, einschließ-
lich Martas eigener Arzneimittelkonzerne, aber mit subtilen Abweichungen. Trotzdem, die Flotte setzte sich aus Menschen zusammen, und Menschen waren im ganzen Universum
Menschen.
Man nehme nur diese Geschichte mit Esmay Suiza. Marta
hatte schon von Suiza gehört – jeder mit Zugriff auf
Nachrichtensendungen hatte schon von ihr gehört, zuerst nach der Schlacht von Xavier und dann nach der Koskiusko-Affäre.
Eine aufstrebende junge Heldin, ein taktisches Genie, eine charismatische Führungsperson. Und da war sie nun, Erster Offizier auf einem Schiff der Einsatzgruppe … aber sie war eben nicht da … auf keiner Liste mit Offizieren, die mit dieser oder jener Planung betraut waren, erschien Esmay Suizas Name.
Ihr Kommandant nahm an einigen Konferenzen teil … aber
Suiza nie, wie es schien.
Es kam ihr so dumm vor. Suiza war offenkundig die relevante Quelle für jüngste, detaillierte Kenntnisse von Bruns Leistungen und Einstellung. Sicherlich wirkte sich doch Häschens
irrationale Abneigung nicht, auf die Urteilskraft aller Beteiligten aus! War Suiza mit einem Geheimauftrag unterwegs? Als sich herausstellte, dass sie Urlaub erhalten hatte, war das die 358
wahrscheinlichste Erklärung. Aber dem Klatsch zufolge war sie in Ungnade
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