Waffenschwestern
Serrano wäre besser als Rang allein. Und inzwischen, wo dunkle Wolken über 364
den Serranos hängen, weil Lord Thornbuckle so wütend auf sie ist, denkt Casea wahrscheinlich, es ginge jetzt leichter.«
»Sie ist attraktiv«, sagte Marta. »Und ich vermute, sie ist bei der Arbeit tüchtig?«
»Ich vermute«, antwortete Vericour ohne jede Begeisterung.
»Ich war nie auf demselben Schiff.«
»Ich frage mich, ob sich Ensign Serrano wirklich in sie verguckt hat.«
»Das spielt keine Rolle«, sagte Vericour düster. »Casea, die kriegt, was sie will.«
Ein paar Tage auf dem Planeten, wo sie zivile Datenbanken und das Ansible durchging, vermittelten Marta noch mehr Einblicke in die Suiza-Kontroverse. Sie hatte bislang fünf Klassenkameraden identifiziert – darunter die elegante blonde Ferradi –, die aktiv Geschichten von der fiesen Suiza verbreiteten, wenn nicht gar erfanden. Alle fünf lagen mindestens eine
Beförderungsgruppe hinter Suiza. Falls das nicht ein Fall von großem grünäugigen Monster war, dann wusste Marta auch
nicht, was eigentlich. Die Personen, die früher mit Suiza zusammengearbeitet hatten oder ihre Vorgesetzten gewesen waren, schienen nicht glauben zu können, dass irgendjemand solche Geschichten ernst nahm. Durch die Bank beharrten sie darauf: Falls Esmay einen Streit mit Brun gehabt und falls sie dabei ausfallend geworden war, dann musste Brun es verdient gehabt haben.
Marta war sich dessen nicht so sicher – konnte sie auch nicht, bis sie Esmay Suiza persönlich kennen gelernt hatte –, aber sie ging jede Wette ein, dass das ursprüngliche Vergehen, wie auch 365
immer es ausgesehen hatte, durch Boshaftigkeit, Neid und Gehässigkeit über jede Proportion hinaus aufgeblasen worden war.
Was genau dieses ursprüngliche Vergehen gewesen war, das entzog sich ihr nach wie vor. Sofern Suiza nicht unter dem Druck der Arbeit ausgerastet war – was in Anbetracht ihrer Vorgeschichte unwahrscheinlich erschien –, dann hatte Brun selbst den Katalysator für die Auseinandersetzung geliefert.
Wie? Bedachte man Bruns Vorleben, dann war ein Konflikt um einen Liebhaber die Ursache, aber der Klatsch wollte Suiza keine Liebhaber zugestehen. Der Klatsch ging vielmehr in die Gegenrichtung. Eisblock, kalter Fisch, Gefrierklumpen. Barin Serrano hatte sie angeblich damals auf der Koskiusko gemocht, aber das konnte bloße Heldenverehrung gewesen sein, und Vericour hatte gesagt, Suiza hätte ihn auf Copper Mountain kühl behandelt.
Was konnte Brun getan haben? Marta achtete sehr darauf, diese Frage nicht den jungen Leuten zu stellen. Eindeutig dachten die meisten von ihnen, dass die Entführung durch Piraten Brun in eine leuchtende Märtyrerin verwandelt hatte, unbefleckt von allen menschlichen Schwächen, außer der einen, dass man sie gefangen genommen hatte. Marta wusste es besser.
Brun war ihrer eigenen Beobachtung und Raffaeles Bericht zufolge intelligent, von rascher Auffassungsgabe und tapfer und hatte so viel Unsinn im Kopf wie ein ganzer Korb voller kleiner Kätzchen. Falls sie sich eine Reaktion von Suiza gewünscht, aber nicht erhalten hatte, dann war es gut möglich, dass sie ihren ganzen erfinderischen Genius angeworfen hatte, um Probleme zu verursachen. Das deutete allerdings wieder auf einen Mann hin, den Suiza hatte haben wollen – aber das Problem bestand 366
darin, dass Suiza angeblich keinerlei Vorlieben hatte. Es sei denn Barin, aber dafür hatte Marta keine Beweise.
367
Kapitel vierzehn
Die Wehen setzten nachts ein. Brun wachte auf und stellte fest, dass die Muskeln rings um den hart gewordenen Bauch
verkrampft waren. Es ließ wieder nach, aber sie wusste sofort, dass es kein Magenkrampf war, der aus dem Abendessen
resultierte. Es war … was sie am meisten fürchtete. Sie legte sich zurück und streckte sich ein wenig. Sie döste gerade wieder ein, als sie sich unter einer erneuten Wehe krümmte.
Sie hatte keine Uhr. Sie konnte nicht feststellen, inwieweit sich die Wehen beschleunigten. Sie musste plötzlich auf die Toilette. Sie stemmte sich vom Bett hoch und ging auf den Flur hinaus. Am Ende erblickte sie das Glitzern im Auge des
Türstehers, der sie betrachtete. Zur Hölle mit ihm! Sie schleppte sich auf die Toilette, aber eine weitere Wehe erwischte sie, und sie lehnte sich zusammengekrümmt an die Wand. Durch einen Schmerzschleier hindurch sah sie, dass der Wachmann aufstand und sich ihr näherte. Der Schmerz ließ nach; Brun stützte sich weiter an der Wand
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