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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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stillen.
    »Sie nennen sie jetzt Patience«, erzählte das Mädchen. »Das ist ein guter Name für sie, weil sie nie Ärger macht. Sie ist wirklich still und arbeitet hart. Prima sagt, dass man sie bestimmt als dritte Frau wird verheiraten können, vielleicht sogar als Zweite, auch wenn sie nicht richtig nähen kann. Sie haben sie zur Einkäuferin ausgebildet, und sie geht jetzt allein auf den Markt.« Ein wehmütiger Unterton in dieser sanften Stimme – wäre dieses Mädchen selbst gern auf den Markt
    gegangen? Inzwischen war Brun sicher, dass das Mädchen
    zurückgeblieben war; niemand war bereit, sie allein ausgehen zu lassen, und das aus noch anderen Gründen als den generellen Einschränkungen für Frauen. »Aber sie hat nicht dein gelbes Haar«, sagte sie und starrte es mit offener Bewunderung an.
    »Und sie redet nicht über die Sterne, weil Prima ihr gesagt hat, dass sie das nicht darf.«
    Brun hätte sie erwürgen können, weil sie eine Stimme hatte und nicht sagte, was Brun wirklich erfahren musste. Brun hob einen der Zwillinge auf und nahm ihm den Kieselstein aus dem Mund, den er sich hineingesteckt hatte. Sie konnte keine Zuneigung für diese Kinder aufbringen, aber sie war nicht bereit 384
    zuzusehen, wie ein Kind – welches auch immer – einfach
    erstickte.
    »Sie scheint allerdings nicht groß genug, um Kinder zu
    kriegen«, sagte das Mädchen und tätschelte ihr eigenes. »Und ihr Blut kommt noch nicht regelmäßig. Der Gebieter sagt…«
    »Still, du!« Eine der Aufseherinnen trat hinzu und gab dem Mädchen einen Klaps auf den Kopf. »Du bist nicht hier, um über das zu tratschen, was dein Gebieter sagt. Möchtest du vielleicht die Zunge verlieren?«
    Das Mädchen klappte den Mund zu und rappelte sich vom
    Stuhl auf, wobei sie das Baby an sich drückte.
    Die Frau wandte sich kopfschüttelnd an Brun. »Sie ist dumm, das ist sie. Kann sich von einem Tag auf den anderen nicht mehr an die Vorschriften erinnern, das arme Ding. Wir müssen sie im Auge behalten, damit sie nicht in Schwierigkeiten gerät. Falls sie es sich zur Gewohnheit macht, hier über ihren Gebieter zu reden, sei es auch zu dir, dann tut sie es vielleicht auch zu Hause, und dann müssen sie sie bestrafen. Am besten erstickt man es im Keim.« Sie tätschelte Brun fast liebevoll den Kopf.
    »Das ist allerdings wirklich hübsches Haar. Könnte dir eine Chance zur Verheiratung geben, wenn du deine drei geboren hast. Sei ein gutes Mädchen und nicke mir einfach zu, wenn dieses Mädchen wieder anfängt, über das Treiben von Männern zu reden, ja?« Brun nickte. Solange man dem Mädchen
    gestattete, sich mit ihr zu unterhalten.
    Das Mädchen ging Brun tagelang aus dem Weg. Aber eines
    späten Abends schlüpfte sie in Bruns Zimmer.
    »Sie macht mir keine Angst«, sagte sie, und es entsprach eindeutig nicht der Wahrheit. »Ich gehöre zum Haus von Ranger 385
    Bowie; er ist der Einzige, der mich stumm machen kann. Die hier nicht. Und er tut es nicht, solange ich keine Widerworte gebe oder so was. Dir was von Patience zu erzählen, das sind keine Widerworte. Es ist eine Erklärung. Erklären darf man, solange es nicht um Männer geht.«
    Brun lächelte, und sie hatte das Gefühl, es spaltete ihr Gesicht. Wann hatte sie zum letzten Mal gelächelt?
    »Ich wünschte, sie hätten dich nicht stumm gemacht«, sagte das Mädchen. »Ich würde wirklich gern wissen, wie es da draußen ist… Patience mag mir nichts davon erzählen.« Sie brach ab, lauschte und rückte näher heran. »Ich wünschte, ich hätte auch solche Haare wie du«, sagte sie und streckte die Hand aus, um sie zu streicheln. Dann wandte sie sich ab und verschwand auf dem dunklen Flur.
    Brun zeichnete das, was sie erfahren hatte, mit den Fingern auf der Wand nach, bannte es in ihr Gedächtnis, wie sie es früher durch lautes Sprechen getan hätte. Ranger Bowie. Was für ein komischer Name! Sie konnte sich nicht erinnern, dass die Männer auf dem Schiff einen solchen Namen erwähnt hätten …
    Hatten sie einander überhaupt beim Namen genannt?
*
    Der unauffällige Mann im karierten Hemd drängte sich an die Theke und gab seine Bestellung auf. Neben ihm diskutierten zwei Männer über die Politik des Captains.
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    »Nun, wir sind freie Männer, aber ich sehe keinen Sinn darin, in einen Ameisenhaufen zu treten. Es ist mein Recht, aber ich bin nicht dumm genug dazu…«
    »Nennst du den Captain dumm?«
    »Ich sage, dass es eine Sache ist, Ausländerfrauen für unsere eigenen Zwecke zu

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