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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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entführen, aber diese eine nehmen – und dann damit herumprahlen – heißt nur, sich Ärger einzuhandeln.«
    »Es beweist, dass wir stark sind.« Der Sprecher wandte sich an den Mann im karierten Hemd. »Und was hältst du davon, Bruder?«
    Er lächelte. »Ich habe gehörte, sie hätte gelbe Haare.«
    Der erste Sprecher schnaubte. »Das weiß doch jeder! Sie hoffen, dass sie es an ihre Kinder vererbt.«
    Jemand weiter unten an der Theke beugte sich vor. »Redet ihr über dieses Mädel aus dem Weltall? Die gelbhaarige Schlampe?
    Sie hat Zwillinge bekommen, habt ihr das gehört? Einer
    rothaarig, der andere dunkelhaarig. Ihr könnt drauf wetten, dass es zwei Väter waren.«
    »Nein!« Der Mann im karierten Hemd machte große Augen,
    das perfekte Abbild eines Bauerntölpels, aus dem sich andere jetzt einen Spaß machen konnten.
    »Da wette ich drauf. Sie kommt allerdings nicht vor weiteren zwei Monaten wieder raus. Es heißt, die Zwillinge brauchten ihre Milch länger, weil sie kleiner sind.«
    »Ah. Und ich hatte schon gehofft.«
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    Die anderen Männer sahen sich gegenseitig an und grinsten verschmitzt. Dieser Typ hatte wahrscheinlich nur eine Frau, und sie war reizlos wie ein Baum.
    »Naja, wer würde nicht? Wir kriegen nicht allzu viele
    Blondinen, oder? Setz deinen Namen auf die Liste, mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Man führt sie gerade vor, falls du dich erst überzeugen möchtest, ob es die Gebühr auch wert ist.«
    »Ehe ich mich auf der Liste eintrage, tue ich das, glaub mir.«
    »Dann im Kinderhort an der Crockett Street.«
    Er war nicht der Einzige, der die stumme Blonde von den äußeren Planeten, die mit den Zwillingen, sehen wollte. Man hatte festgestellt, dass es zweieiige Zwillinge von zwei verschiedenen Vätern waren, was bedeutete, dass die Frau vielleicht erneut Zwillinge bekam. Eine Frau, die zwei Eier gleichzeitig zur Reife bringen konnte, war noch
    begehrenswerter. Der Mann zog seine Nummer, und als sie aufgerufen wurde, drängte er sich mit den anderen aus dieser Gruppe in den Raum.
    Zunächst war er nicht sicher. Er hatte Bilder gesehen –
    sowohl bewegte Bilder als auch Fotos –, die Brun als Kind zeigten, als Jugendliche und als Erwachsene. Nahaufnahmen, Fernaufnahmen, alles. Er hatte gedacht, dass nichts sie für ihn tarnen könnte. Aber die gelbhaarige Frau vor ihm war nicht dieselbe Brun – falls es überhaupt Brun war. Ihre schlanke Stärke sah heute anders aus – die Umrisse des Körpers
    verzogen, breiter geworden durch die Kinder, die sie
    ausgetragen hatte, die Brüste schwer von Milch. Sie stand schwer da, mit hängenden Armen. Die gelben Haare waren lang und strähnig, ganz unähnlich den lebhaft zerzausten Locken auf 388
    den Bildern. Die blauen Augen waren stumpfer geworden, fast grau. Die geübten Augen des Mannes bemerkten jedoch das, was nicht zu verbergen war – den Knochenbau ihres Gesichts, der Schultern, die genaue Gestalt der Finger und Zehen. Das musste die Frau sein, die er suchte. Er hielt Ausschau nach der RE-Tätowierung, aber der knappe Wickel, den solche Frauen bei einer Vorführung tragen durften, bedeckte die Stelle, wo sie vielleicht war.
    Zwei Wachleute standen neben ihr und hielten die Stöcke bereit, um zu verhindern, dass die Männer sie anfassten.
    »Sie ist vom Teufel«, brummte einer unweit von ihm.
    »Ein Fallstrick des Satans«, fand ein anderer. »Gut, dass sie sie stumm gemacht haben.«
    »Jep. Die Babys sehen jedoch kräftig aus.« Sie wurden
    ebenfalls gezeigt, nackte Engel in einem Laufstall. Sie lachten die Zuschauer zahnlos an.
    »Mir ist es das nicht wert«, sagte ein schwarzhaariger Mann und spuckte auf den Boden. »Dafür setze ich meine Seele nicht aufs Spiel.« Er schob sich an den anderen vorbei und ging hinaus.
    Einer lachte. »Da spricht jemand, der nicht das Geld hat. Sie war schon genauso schlecht, ehe er sie sich angesehen hat.«
    »Und es ist unsere Pflicht, die Heiden zu bekehren«, sagte wieder ein anderer. »Ich denke, zwei weitere Geburten werden sie bekehren.«
    »Was… Du hast vor, für sie als Ehefrau zu bieten?«
    »Vielleicht. Gibt Schlimmeres.«
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    »Gibt Besseres…« Sie schwatzten weiter. Brun starrte an ihnen vorbei. Warum, fragte sich der Mann im karierten Hemd, senkte sie nicht den Blick wie die anderen Frauen? Dann fiel es ihm ein … Sie war weder Jungfrau noch verheiratet, und das Schlimmste war schon geschehen. Was konnten sie ihr jetzt noch antun? Ihn schauderte es, und sein Nebenmann warf ihm

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