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Waffenschwestern

Waffenschwestern

Titel: Waffenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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einen Blick zu.
    »Was ist, Bruder?«
    »Nichts.«
    *
    Hazels Pflichten als Dienerin brachten auch mit sich, dass sie täglich den Müll auf die Straße trug. Als sie demonstriert hatte, dass sie diese Aufgabe exakt nach Anweisung ausführte und weder nach rechts noch nach links blickte, auch nicht, wenn sie ohne Begleitung ging, entschied Prima, es mit ihr als Marktmädchen zu versuchen. Beim Nähen stellte sich Hazel immer noch unbeholfen an; mit anderen Fähigkeiten war sie leichter an den Mann zu bringen. Soweit Prima wusste, soweit sie gewagt hatte, das Mädchen nach dem abscheulichen Verhalten dieser
    außerplanetaren Heiden zu befragen, hatte Hazel ihr ganzes Leben zwischen Kaufleuten und Händlern verbracht.
    Und so ging Hazel, zunächst in Begleitung von Mellowtongue, zum Markt, um dort die Dinge einzukaufen, die der Garten nicht produzierte. Dabei verlangte man von ihr, den Blick zwei Schritte voraus auf den Boden gerichtet zu halten, den Einkaufskorb auf Hüfthöhe zu tragen und mit niemandem zu reden, nicht mal, wenn sie angesprochen wurde.
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    Mellowtongue gab Antwort auf die Fragen, die zwingend
    beantwortet werden mussten. Hazel verhielt sich genau nach Anweisung, sowohl auf diesem Gang wie auf allen späteren.
    Als man sie das erste Mal allein losschickte, um nur einen einzelnen Artikel einzukaufen, beobachtete eine der anderen Dienerinnen sie aus der Ferne, eine der älteren, die nicht mehr als Marktmädchen in Frage kamen, aber in ihrem Tratsch als zuverlässig galten. Hazel suchte direkt den richtigen Stand auf, wartete mit gesenktem Kopf, bis der Verkäufer den Namen ihres Haushalts aufrief, und hielt den Korb und die Bezahlung hoch, ohne den Blick zu heben. Man schickte sie erneut los und ein weiteres Mal, und schließlich lernte sie in Gesellschaft der Chefköchin, wie sie respektvoll mit den Marktverkäufern feilschen konnte.
    Sie nahm nichts von selbst; sie stibitzte keine Leckerbissen; sie reagierte sogar gefügig auf die unfaire Schelte der Köchin über etwas verwelktes Grüngemüse.
    Und so schickte man sie schon nach wenigen Monaten an
    Markttagen regelmäßig los. Und auf dem Markt spitzte sie nach Kräften die Ohren und hörte Gerüchte über die gelbhaarige Fremde, die heidnische Frau im Mütterheim … die dann
    Zwillinge zur Welt gebracht hatte … und dann nahezu an nach-geburtlicher Depression starb … und dann in den Kinderhort umzog. Tage später hörte Hazel, welcher Kinderhort das war. In den Tagen darauf sickerte eine Einzelheit nach der anderen in Straßengesprächen hinaus. Hazel äußerte sich nicht dazu; sie stellte keine Fragen und erzählte keine Geschichten. Als Marktmädchen aus anderen Häusern Freundschaft mit ihr zu schließen versuchten, in dem sie sich mit leisen, raschen Worten an sie wandten, ignorierte sie sie.
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    Sie behielt derweil auch Brandy –jetzt Prudence –und Stassi –
    jetzt Serenity – im Auge. Von Tag zu Tag schienen die kleinen Mädchen ihr früheres Leben mehr und mehr zu vergessen. Die schnelle, vergnügte, spontane Brandy war weiterhin die
    Aktivere – aber sie hatte ihre Leidenschaft für Bauklötze auf Nähen und Weben übertragen. Sie hatte schon eine ausgestopfte Puppe für Stassi angefertigt und anschließend noch ein Kleid für diese Puppe. Sie schien eine rasche Auffassungsgabe dafür zu haben, wie man Stoff an einen Körper anpassen konnte. Sie war fasziniert von der Bewegung der großen Webstühle und hatte schon Hazel erklärt (die nicht aus der Funktionsweise schlau wurde), wie das Auf und Ab der Reihen kleiner Ringe
    verschiedene Muster im Stoff erzeugte. Beide kleinen Mädchen hatten inzwischen Freundinnen in ihrem Alter und schienen viel mehr an den Frauen zu hängen, die für sie sorgten, als an Hazel.
    Widerstrebend gab Hazel die Idee auf, die Kleinen bei der Flucht mitzunehmen. Sie waren noch zu klein; sie konnten weder rennen noch klettern noch kämpfen. Sie wären zu
    auffällig gewesen – unmöglich zu tarnen, dass sie Kinder waren; sie hatten auch noch nichts aus der Welt der Jungen gelernt und konnten demzufolge nicht als Jungen durchgehen. Und vor allem konnte Hazel erkennen, dass sie glücklich und in
    Sicherheit waren und dass die Frauen des Haushalts sie
    mochten. Sogar Prima, die den Kindern anderer Frauen
    gegenüber zur Strenge neigte, hatte schon Brandy-Prudence angelächelt und ihre dunklen Locken gestreichelt. Falls Hazel die Flucht gelang – falls sie mit Brun flüchten konnte – würden die Kleinen

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