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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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Logisch.
    Nicht alle Hinweise waren allerdings von dieser Art. Ehemalige Mitarbeiter von Vogl behaupteten, dass Vogl zu allem fähig sei. So sei das schon im Energiekonzern gewesen, den er geleitet hatte. Kalt, ohne Gefühl. Ein Technokrat. Berechnend. Man dürfe sich von seinem oberflächlichen Charme nicht täuschen lassen. Nichts, was nicht nach tiefem Neid und tiefer Ablehnung klang. Männer wie Vogl hatten Neider und Feinde. Diese Kotzbrocken brachten mich nicht weiter.
    Wessely war unterwegs, ich versuchte es am Ende meiner Rückrufaktion noch einmal. Diesmal hatte ich ihn gleich in der Leitung. »Endlich«, sagte er. Eine halbe Stunde später saßen wir im Café Landtmann. Hier trafen so viele Journalistinnen und Journalisten Politiker oder Wirtschaftsleute, dass wir nicht auffielen. An diesem öffentlichsten aller Orte konnte man besonders ungestört seinen Geschäften nachgehen.
    Wieder fiel es mir schwer, Wessely zu erkennen. Er sprang auf, als er mich sah. Und er versuchte, meine ganze Selbstmordtheorie über den Haufen zu werfen. Er wisse aus verlässlicher Quelle, dass in der Wohnung von Bellini-Klein zwei Gläser gestanden hatten. Eines mit Cola-Resten, eines mit Spuren von Cognac. Beide Gläser seien sorgfältig abgewischt worden. Die Eingangstüre war versperrt gewesen, man habe aber in einer Ecke des Vorzimmers einen einzelnen Türschlüssel gefunden – ohne brauchbare Fingerabdrücke. Er könnte, nachdem der Mörder abgeschlossen hatte, durch den Briefschlitz geworfen worden sein. Wessely war nicht bereit, mir seine Quelle zu nennen. »Jemand, der die polizeilichen Ermittlungen im Detail kennt.« Seine Partei hatte schon einige Male über verschlungene Wege brisante Polizeiakten an die Öffentlichkeit gebracht und so Skandale aufgedeckt. »Auch wir haben Freunde«, sagte Wessely und lächelte.
    »Bekomme ich die Unterlagen?«, fragte ich.
    »Ich werde sehen. Vielleicht bis zum Abendessen. Haben Sie schon etwas vor?«
    Ich hatte vor, mindestens zwei Aspirin zu nehmen und lange zu schlafen.
    Selbst überrascht, nahm ich jedoch seine Einladung zum Abendessen an. Langsam stand ich auf.
    »Ich wollte Sie schon fragen …«, sagte Wessely.
    »Handtaschenräuber, mitten in Wien. Aber ich habe gewonnen«, erwiderte ich. Und in diesem Moment glaubte ich es auch.
    Droch kam zum Erstaunen der Lifestyle-Redaktion zu meinem Schreibtisch, um mir mitzuteilen, dass es ohne handfestes Material keine Fortsetzungsgeschichte geben werde. Ich hatte mir so etwas schon gedacht. Ich bat Droch, ob er dafür sorgen könne, dass ich weiterhin über das Menschliche im Wahlkampf schreiben durfte.
    »Das Menschliche?«, fragte Droch. »Sie haben Mut.« Ich erzählte ihm von Wesselys Informationen. Ich würde ihm ab jetzt alles berichten. »Sie haben Mut«, wiederholte Droch. »Oder glauben Sie nicht mehr daran, dass der Überfall etwas mit dem Wahlkampf zu tun hat?«
    Ich zuckte die Schultern. Rechts tat das verdammt weh. Keine Ahnung, ich wusste es wirklich nicht. Nicht mehr. »Auf alle Fälle war der Überfall stümperhaft, es braucht mehr, um mich …«
    »Stümperhaft, so, so«, sagte Droch.
    Chloe Fischer trommelte mit ihren perfekt lackierten Fingernägeln – in Pink, zum heutigen Chanelkostüm passend – auf die Schreibtischplatte. Sie schien nervös zu sein. Ich saß ihr gegenüber. »Herr Droch …« Sie stockte. Sie schien sich vor Droch zu fürchten. »Herr Droch hat uns mitgeteilt, dass Sie unseren Wahlkampf weiterhin mitverfolgen sollen. Die menschliche Seite.«
    Ich schwieg. Was hätte ich auch sagen sollen?
    Chloe Fischer trommelte weiter. »Sie sind uns natürlich herzlich willkommen.«
    Es klang gar nicht danach.
    »Ich will Ihnen sogar etwas anvertrauen, was die anderen Journalisten nicht von mir erfahren werden.«
    Ich bemühte mich, ein interessiertes Gesicht zu machen. Ich konnte Chloe Fischer nicht ausstehen. Ein Gefühl, das offensichtlich auf Gegenseitigkeit beruhte.
    »Wir haben Informationen über Bellini-Klein, die wir aus Gründen der Pietät so nicht weitergeben wollten.« Sie beugte sich vor und ließ das Trommeln sein. »Er war in psychiatrischer Behandlung. Offenbar hatten Freunde ihn schon lange dazu gedrängt. Wir haben Kontakt mit seinem Psychiater aufgenommen. Er wollte kein endgültiges Urteil abgeben, sprach aber von manisch-depressivem, sogar von möglicherweise schizoidem Verhalten. Es dürfte sich um Langzeitfolgen handeln. Seine Eltern sind bei einem Flugzeugabsturz ums Leben

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