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Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Wahlkampf: Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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habe Beweise. Blutspuren an meinem Gewand und Fingerabdrücke an dem Feuerzeug, das Sie aus meiner Tasche mitgenommen haben ›Feuer und Flamme‹. Dumm, dass Sie es im Hauptquartier haben liegen lassen.«
    Die beiden sahen mich sprachlos an. »Wir waren es nicht«, sagte der eine. »Sei ruhig, Joe«, sagte der andere. »Sie hat uns nicht angezeigt, und sie wird es auch nicht tun, weil sie weiß, was ihr dann passieren kann.«
    »Die Schläger von Orsolics«, sagte ich mit noch immer ruhiger Stimme, »das gibt einen netten Skandal.«
    »Das können Sie nicht tun, Orsolics hat nichts damit zu tun«, rief Joe. »Dann ist das wohl die Macht der Argumente.«
    »Seien Sie ruhig, das ist besser für Sie«, sagte der andere.
    »Sie schlagen also einfach so zu.« Ich sah ihm tief in die Augen. »Ich werde nicht ruhig sein. Und wenn Sie es schaffen, mich noch einmal zusammenzuschlagen, Gratulation. Oder vielleicht möchten Sie mich doch lieber umbringen – wie Bellini-Klein oder wie Schmidt.«
    Joe schob seinen Partner zur Seite. »Glauben Sie uns, damit haben wir nichts zu tun. Wirklich.«
    Ich glaubte es, zumindest hoffte ich es für mich selbst.
    »Orsolics hat uns erzählt, dass Sie herumschnüffeln und so tun, als ob der Tod von Bellini-Klein ein Mord gewesen wäre. Er war ziemlich bedrückt, immerhin hätte das alles kaputtmachen können. Er hat uns davon erzählt, und dann haben wir beschlossen zu handeln.«
    »Und Sie haben geglaubt, dass ich deswegen den Mund halte?«
    »Wir wollten ihn beschützen. Wir haben so etwas noch nie getan. Und Sie haben sich so gewehrt. Wenn Sie sich nicht so gewehrt hätten, hätten wir früher …«
    »Alles Scheiße«, sagte ich. »Ihr habt nicht zum ersten Mal zugeschlagen.«
    Joe ging der Mund über. »Das war das erste Mal seit langem. Orsolics war es, der uns da herausgeholt hat, der uns eine Chance gegeben hat. Das gibt es sonst nicht. Er hat uns eine Chance gegeben. Und über ihn lassen wir nichts kommen, gar nichts.«
    »Und jetzt seid ihr zum Dank seine Killer.«
    »Das meinen Sie doch nicht im Ernst?«
    »Die Polizei könnte es aber glauben wollen.«
    »Sie können nicht …«
    »Ich habe Beweise, und ihr habt mich zusammengeschlagen.«
    Jetzt war wieder der andere dran. »Und warum sind Sie bisher nicht zur Polizei gegangen?«
    Ja, warum nicht?, dachte ich und sagte: »Weil ich noch eine andere Möglichkeit sehe. Es liegt an euch. Wenn ihr ab jetzt mit mir zusammenarbeitet, werde ich meine Blutergüsse vergessen. Beim geringsten Angriff auf mich, oder wenn ich merke, dass ihr nicht kooperativ seid, geht alles an die Polizei. Wäre ja für mich auch eine hübsche Story: Orsolics und seine Schläger, Orsolics und seine Killerboys.« Das schien zu wirken.
    Die beiden tuschelten miteinander. »Wir werden unseren Boss nicht hintergehen«, sagte Joe schließlich.
    »Was schadet Orsolics mehr: Wenn die Story in die Medien kommt oder wenn ihr mir alle außergewöhnlichen Vorgänge meldet? Im ersten Fall schadet ihr ihm so, dass er gehen muss. Im zweiten Fall ist das offen. Eure Entscheidung.«
    Sie berieten sich noch einmal. Als ich sie so ratlos und mit hängenden Armen dastehen sah, konnte ich mir fast nicht mehr vorstellen, wie sehr ich mich vor ihnen gefürchtet hatte. Nur nicht leichtsinnig werden, schärfte ich mir ein.
    »Wir machen mit«, sagte Joe. »Was sollen wir tun?«
    »Ihr ruft mich sofort an, wenn euch etwas ungewöhnlich vorkommt.«
    »Aber wir sind gar nicht so oft in der Wahlkampfzentrale.«
    »Dann treibt euch eben mehr dort herum. Wenn euch etwas Seltsames im Zusammenhang mit dem Wahlkampf unterkommt, ruft ihr mich sofort an.« Ich gab ihnen meine Handynummer. Was würde den beiden schon seltsam vorkommen? »Ich warte nicht lange«, sagte ich möglichst drohend, drehte mich um und ging.
    Eine eigenartige Hochstimmung machte sich in mir breit. Den beiden hatte ich es gegeben. Selbst wenn nichts herauskam, die hatten ihr Fett weg. Blöde Schläger. So leicht konnte man mich nicht unterkriegen. Mich nicht.
    Ich hatte den Parkplatz erreicht. Lange Reihen von Autos, kein Mensch zu sehen. Und wenn sie doch Mörder waren? Oder mit den Mördern in Verbindung standen? Ich schluckte.
    Da krachte hinter mir eine Autotüre zu. Langsam wandte ich den Kopf. Ein kicherndes Pärchen spazierte davon. Die letzten Meter bis zum Auto rannte ich. Ich sperrte mit zittrigen Fingern auf, verriegelte von innen sofort die Türen und startete. Mörder sahen nicht immer wie Mörder aus.

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