Wait for You
Nachrichten und E -Mails, ohne sie zu öffnen. Außerdem hatte ich mindestens fünfzehn ungelesene Mails von meinem Cousin. Irgendwann die Tage wollte ich sie lesen, aber ich konnte mich einfach nicht dazu bringen, es wirklich zu tun oder meine Eltern anzurufen.
Sie hatten mich schließlich auch nicht angerufen, also warum sollte ich?
Anfang Oktober war ich so glücklich wie seit Langem nicht mehr. Der Geruch des Herbstes, den ich in Texas immer vermisst hatte, hing in der Luft, ich konnte langärmlige Shirts tragen, ohne irre auszusehen, und die Gelage beim Mittagessen beinhalteten M & M s und Skittles.
»Kann mir jemand bitte mal sagen, wo Kroatien auf dieser Karte liegt?«, stöhnte Jacob. »Gibt es vielleicht ein Lied, mit dem ich mich irgendwie an all dieses Zeug erinnern kann?«
»Ungarn, Slowenien, Bosnien«, sagte ich und deutete auf die leere Karte von Europa. »Und dann gibt es noch Serbien.«
Jacob starrte mich böse an. »Blödes Strebermiststück.«
Ich warf mir einen rotes M & M in den Mund. »Tut mir leid.«
»Kannst du dir ein Lied mit diesen Namen ausdenken?« Brit tunkte ihre Pommes in Majo.
»Das ist so widerlich.«
Sie zuckte nur mit den Achseln. »Ich finde es lecker.«
»Vorsicht, ich werde jetzt richtig strebern, also halt dich fest.« Ich griff nach einem M & M und hielt es vor Jacobs Nase. Er riss die Augen auf wie ein Welpe, der ein Leckerli sieht. »Mal abgesehen von Ungarn enden alle Länder in der Nähe von Kroatien auch auf ien . Sie klingen alle gleich. Präg dir das ein.«
Er kniff die Augen zusammen. »Das hilft nicht.«
Ich seufzte. »Du willst ein Lied?«
»Ja.« Er stand mitten im Ram’s Den vom Tisch auf und schrie: »Ja! Ich will ein Lied!«
»Wow.«
Er hob die Hände, als mehrere andere Studenten sich zu uns umdrehten. »Was? Was?« Jacob drehte sich wieder zu mir um. »War das ein wenig übertrieben?«
»Allerdings«, erklärte ich.
Brit ließ ihre Stirn auf ihr Fachbuch fallen. »Ehrlich«, stöhnte sie. »Ich kann einfach nicht glauben, dass er uns als Halbjahresklausur eine Karte von Europa zeichnen lässt. Ich dachte, ich hätte diesen Mist in der Highschool hinter mir gelassen.«
»Gib mir ein Lied, Streber«, verlangte Jacob.
»Oh mein Gott, du bist lächerlich.« Ich schüttelte den Kopf und legte meine Hände auf den Tisch. »Okay. Jetzt geht’s los: Ungarn oben links, oben links, Serbien unten links, unten links, Bosnien liegt ganz unten, liegt ganz unten, Slowenien liegt ganz oben, liegt ganz oben. Und wo ist Kroatien?«
»Wo? Wo?«, sang Jacob.
»An der Adria, gegenüber von Italien!«
Jacob richtete sich höher auf. »Noch mal! Noch mal!«
Ich sang das Lied noch zweimal, während Brit uns nur entgeistert anstarrte. Als Jacob schließlich einen Stift herauszog und anfing, Länder in die Karte einzutragen, war mein Gesicht rot wie eine Tomate, aber ich kicherte wie eine Hyäne.
Und er trug die Länder auch an den richtigen Stellen ein, nur dass er Frankreich nach England versetzte. Allerdings ging ich davon aus, dass er mich damit nur testen wollte, denn… mal ehrlich.
Ich warf das M & M in Richtung seines Mundes. Es traf seine Unterlippe und fiel herunter. Beim zweiten Mal traf ich besser. Jacob schluckte, dann beugte er sich vor, bis sein Gesicht direkt vor meinem schwebte. »Rate mal.«
»Was?« Ich lehnte mich zurück.
Jacob blinzelte zweimal. »Da kommt dein Freund.«
Ich sah über die Schulter zurück und entdeckte Cam, der nicht mit einem einzelnen Mädchen, sondern mit einem Mädchen an jedem Arm das Ram’s Den betrat. Sie sahen zu ihm auf, als sei er der begehrenswerteste Kerl auf dem gesamten Campus. Ich verdrehte die Augen in Jacobs Richtung. »Er ist nicht mein Freund.«
»Mädel, du hast Konkurrenz bekommen.« Jacob verschränkte die Arme auf dem Tisch. »Das sind Sally und Susan.«
»Sie sind keine Konkurrenz, weil zwischen uns nichts in der Art läuft.« Langsam und ruhig sah ich noch mal über die Schulter. Das Trio stand vor einem der Sofas. Cam lauschte gerade darauf, was die Mädchen ihm erzählten. Eines der Mädchen, die Blondine, drückte ihre Hand an seine Brust und bewegte sie in kleinen Kreisen. Ich kniff die Augen zusammen. Brauchte er eine Untersuchung der Brust? Ich wandte mich wieder Jacob zu.
Er zog nur die Augenbrauen hoch.
»Sie können ihn haben«, erklärte ich und warf drei Skittles in meinen Mund.
»Ich verstehe einfach nicht, was zwischen euch beiden läuft«, sagte Brit und klappte ihr Buch zu.
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