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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Gäste uns solche Ehre zugedacht, dass sie bis an unsre Burg geritten sind, so wollen wir sie – vor dem Tor! – mit Schwerthieben empfangen."
    Die Burgleute sprangen aus ihren Betten und griffen nach ihren Streitgewanden; viertausend eilten zum Kampf. "Was willst du tun, Hartmut?" fragte Gerlind, "willst du Leib und Leben verlieren? Geht ihr hinaus, so erschlagen euch leicht die übermächtigen Feinde."
    "Mutter, geh’ zurück! Männer kannst du nicht beraten; lehre deine Frauen, wie sie Edelsteine und Gold in Seide legen sollen."
    "Ich rate euch gut; schiesst mit Bogen aus den Fenstern auf die Feinde. Die Wurfmaschinen lass ich beseilen; ich selbst trag euch mit meinen Mägden die Steine zu."
    "Frau," zürnte nun Hartmut, "geht zurück! Eh’ ich in der Burg mich einschliessen lasse, will ich lieber draussen auf dem Felde fallen."
9. Die Erstürmung der Feste.
    Die Schlacht begann. Wate stiess in sein Horn, dass man es wohl dreissig Meilen weit gellen hörte; da scharten sich alle Hegelingen um Frau Hildes Banner. Er blies zum andern Mal; die Recken sprangen in den Sattel und ordneten ihre Scharen zum Angriff. Und zum dritten Mal blies Wate mit Riesenkraft, dass die Flut aufwallte und das Ufer erdoste; und er hiess Horand, Hildes Banner aufschwingen. Wate hielt gute Zucht; niemand ward laut; ein Ross hörte man wiehern, so stille war’s.
    Kudrun stand oben in der Zinne und sah, wie stattlich ihre Befreier gegen Hartmut anritten. Wohlgerüstet kam der mit seinen Mannen aus dem Burgtor gestürmt, von den Zinnen her sah man die Helme der Burghüter erglänzen. Kühn ritt der Normanne vor seinem Zug; hell leuchtete sein Streitgewand in der Sonne, sein freudiger Mut war noch ungebrochen. Ortwein erkor er sich aus und trieb sein Ross mit grossen Sprüngen gegen ihn. Sie senkten die Speere; krachend stiessen sie zusammen, Funken stoben von den Brünnen; jeder traf den andern. Ortweins Hengst sank auf die Hinterbeine, doch auch Hartmuts Ross hatte sich schier überschlagen. Die Mähren waren viel zu schwach für der Könige Zorn; sie richteten sich wieder auf, die Recken zogen ihre Schwerter und stritten mit ritterlichen Streichen. Sie waren beide kühn; keiner wich dem andern.
    Da ward grosses Schlachtgedräng, wild durcheinander mengten sich die Scharen und schlugen sich breite Wunden; "Der Tod tat seines Amtes". Horand sah Ortwein verwundet: "Wer hat mir meinen lieben Herrn getroffen?" rief er. Hartmut lachte. "Das tat Herr Hartmut," antwortete Ortwein selbst. Horand gab das Banner einem andern und schlug sich Bahn zu Hartmut. Der wandte sich, den Sänger zu bestehen. Unter ihrer Hiebe Wucht bogen sich die Schwertschneiden. Wie er Ortwein getan, schlug Hartmut auch Horand eine tiefe Wunde, dass das Blut wie ein roter Bach an dem Dänen niederfloss; wacker erwehrte sich der Normann seiner Angreifer. Wie viele da gefochten, wie viele gefallen – wer weiss das! An allen vier Enden klangen Schwertschläge; man unterschied im Gewühl die Trägen nicht mehr von den Schnellen. Herr Wate stand nicht müssig! Herwig ging mit breiter Schar gegen Ludwig an. "Wer ist jener Alte," fragte er laut, "der so viele unsrer Recken niederwirft?"
    Das hörte der König und antwortete: "Wer begehrt mit mir zu streiten? Ich bin Ludwig von Normandie und kämpfe gern mit allen, die vor mich kommen."
    "Herwig von Seeland bin ich, du raubtest mir die Braut! Die sollst du wiedergeben, oder einer von uns muss nun das Leben lassen."
    Da liefen sie einander an; von beiden Seiten sprangen die Gefolgen neben ihre Herren. Herwig war tapfer; aber der alte Ludwig schlug ihn, dass er strauchelte, und hätte ihn vom Leben geschieden, wenn nicht Herwigs Getreue die Schilde vorgehalten und ihrem Herrn aus der Todesgefahr geholfen hätten. Der sprang auf und blickte nach den Zinnen empor, ob Kudrun ihn wohl habe fallen sehen. "Dass mich der Alte vor ihr niederschlug," dacht’ er, "dessen schäm’ ich mich gar sehr." Er hiess sein Banner wieder gegen Ludwig tragen und stürmte mit seinen Mannen auf ihn ein. Zornig wandte sich der alte König gegen seinen hartnäckigen Feind; der Streit ward grimmer als zuvor. Mit starker Hand traf Herwig den Normannen zwischen Helm und Schildrand; eine tiefe Wunde klaffte an Ludwigs Hals, er musste vom Kampf ablassen. Da schlug ihm der heissmutige Herwig das Haupt von der Achsel; so vergalt er ihm das Straucheln.
    Ludwigs führerlose Scharen trugen ihr Feldzeichen nun zur Burg zurück; aber sie hatten weit bis dahin;

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