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Wallander 06 - Die fünfte Frau

Wallander 06 - Die fünfte Frau

Titel: Wallander 06 - Die fünfte Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Martinsson, der am nächsten saß, griff nach |341| dem Hörer. Wallander war hungrig. Er würde trotz allem vielleicht Zeit finden, am Nachmittag nach Löderup hinauszufahren und Gertrud zu besuchen. Da sah er, daß Martinsson die Hand erhoben hatte. Es wurde still um den Tisch. Martinsson lauschte konzentriert. Er sah Wallander an, der sogleich begriff, daß etwas Ernstes geschehen war. Nicht noch einer, dachte er. Das geht nicht, das schaffen wir nicht.
    Martinsson legte den Hörer auf. »Sie haben im Krageholmssjön eine Leiche gefunden.«
    Wallander dachte schnell, daß das nicht bedeuten mußte, daß der Täter wieder zugeschlagen hatte. Ein Ertrunkener war nichts Ungewöhnliches.
    »Wo?« fragte Wallander.
    »Auf dem östlichen Ufer ist ein kleiner Campingplatz. Der Körper lag unmittelbar vor dem Steg.«
    Dann wurde Wallander klar, daß er zu früh Erleichterung gespürt hatte.
    Martinsson hatte noch mehr zu sagen. »Die Leiche liegt in einem Sack«, sagte er. »Ein Mann.«
    Es ist wieder passiert, dachte Wallander. Der Knoten in seinem Magen war wiedergekommen.
    »Wer hat denn angerufen?« fragte Svedberg.
    »Ein Camper. Er rief von seinem Mobiltelefon aus an. Er war völlig außer sich. Es hat sich angehört, als ob er mir direkt ins Ohr gekotzt hätte.«
    »Aber jetzt campt doch keiner mehr?« wandte Svedberg ein.
    »Manche Wohnwagen stehen das ganze Jahr über da«, sagte Hansson. »Ich weiß, wo es ist.«
    Wallander fühlte sich plötzlich unfähig, die Situation in die Hand zu nehmen. Er wünschte sich fort von allem. Vielleicht merkte es Ann-Britt Höglund. Jedenfalls half sie ihm, indem sie aufstand.
    »Dann ist es wohl das beste, wenn wir fahren«, sagte sie.
    »Ja«, sagte Wallander. »Es ist sicher das beste, wenn wir sofort fahren.«
    Da Hansson den Weg kannte, setzte Wallander sich zu ihm in den Wagen. Hansson fuhr schnell und riskant. Wallander bremste |342| mit den Füßen. Das Autotelefon schrillte. Es war Per Åkesson, der mit Wallander sprechen wollte.
    »Was habe ich gehört?« sagte er. »Ist es wieder passiert?«
    »Es ist zu früh, darauf zu antworten. Aber ich befürchte das Schlimmste.«
    »Warum?«
    »Wenn es sich um eine angetriebene Leiche handelte, könnte es Selbstmord oder ein Ertrunkener sein. Eine Leiche in einem Sack ist ein Mord. Das kann nicht anders sein.«
    »Verfluchte Scheiße«, sagte Per Åkesson.
    »Ja, das kann man wohl sagen.«
    »Halt mich auf dem laufenden. Wo bist du?«
    »Auf dem Weg zum Krageholmssjön. In etwa zwanzig Minuten sind wir da.«
    Das Gespräch war beendet. Wallander dachte, daß sie auf dem Weg in die gleiche Richtung waren, in der sie den Koffer gefunden hatten. Der Krageholmssjön lag in dem gleichen Dreieck, das er zu einem früheren Zeitpunkt schon einmal vor sich gesehen hatte.
    Hansson schien in den gleichen Bahnen zu denken. »Der See liegt mitten zwischen Lödinge und dem Wald von Marsvinsholm«, sagte er. »Das sind keine großen Entfernungen.«
    Wallander griff zum Telefon und wählte Martinssons Nummer. Der Wagen fuhr gleich hinter ihnen. Martinsson meldete sich.
    »Was hat er noch gesagt? Der, der angerufen hat? Wie hieß er?«
    »Ich glaube, den Namen hab ich gar nicht mitgekriegt. Aber es war ein Schone.«
    »Eine Leiche in einem Sack. Woher wußte er, daß eine Leiche drin war? Hat er ihn aufgemacht?«
    »Ein Fuß mit einem Schuh ragte heraus.«
    Obwohl die Verbindung schlecht war, konnte Wallander spüren, wie elend Martinsson zumute war. Er beendete das Gespräch.
    Sie erreichten Sövestad und bogen links ab. Wallander dachte an die Frau, die Gösta Runfelts Klientin gewesen war. Überall |343| waren Erinnerungen an die Ereignisse. Wenn es ein geographisches Zentrum gab, dann war es Sövestad.
    Zwischen den Baumstämmen konnte man den See erkennen. Wallander versuchte sich auf das, was ihn erwartete, vorzubereiten. Als sie zu dem verlassen daliegenden Campingplatz einbogen, kam ihnen ein Mann entgegengelaufen. Wallander stieg aus, noch bevor Hansson richtig angehalten hatte.
    »Da unten«, sagte der Mann. Seine Stimme zitterte, und er stotterte.
    Wallander ging langsam zu dem kleinen Hang, der zum Steg hinabführte. Schon aus der Entfernung erkannte er etwas im Wasser, auf der einen Seite des Stegs. Martinsson schloß neben ihm auf, blieb aber am Anfang des Stegs stehen. Die anderen blieben abwartend im Hintergrund. Wallander betrat vorsichtig den schwankenden Steg. Das Wasser war braun und sah kalt aus. Ihn schauderte.
    Der Sack

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