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Wandel

Wandel

Titel: Wandel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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einer Hand die Haare aus dem Gesicht. Die Ränder unter ihren Augen waren deutlich dunkler geworden. „Innerhalb der nächsten zwei Stunden tauchen die hier auf, um dich zur Befragung auf dem Revier abzuholen. Höchstwahrscheinlich behalten sie dich die ganzen vierundzwanzig Stunden da, die ihnen zustehen, selbst wenn sie keine Verhaftung vornehmen können. Sollten sie dir allerdings ein Vergehen anhängen können, behalten sie dich natürlich gern noch länger.“
    „Für solchen Unsinn habe ich jetzt keine Zeit“, sagte ich.
    „Dann musst du dich verdünnisieren. Ich muss los. Weder dir noch mir ist geholfen, wenn man uns zusammen sieht.“
    „Dieser Hurensohn“, fauchte ich. „Ich schmeiße diesen Rudolph in hohem Bogen in den Lake Michigan. Wollen doch mal sehen, ob das elende Stück Scheiße oben schwimmt!“
    „Sag Bescheid, wenn es soweit ist, ich stelle die Bleigewichte.“ Murphy zog das Amulett, das ich ihr gebastelt hatte, damit sie jederzeit an den magischen Verteidigungsmechanismen meiner Wohnung vorbeikam, unter der Bluse hervor und zeigte es mir. „Wir wollen hoffen, dass ich dich demnächst nicht mehr finden kann. Setz dich mit mir in Verbindung, wenn du Hilfe brauchst, ja?“
    „Murphy?“, sagte ich. „Wenn die Behörden fest entschlossen sind, mich vorzuführen, dann darfst du nicht in der Nähe sein.“
    Ihre Brauen schoben sich ein klein wenig nach oben – immer ein Zeichen drohender Gefahr. „Wie bitte?“
    „Versteh mich nicht falsch, aber es sieht doch auch so schon schlecht genug für dich aus. Jeder weiß, dass wir mehrfach zusammengearbeitet haben. Wenn du mir in dieser Situation auch noch hilfst, dann kostet dich das deinen Job. Das ist doch klar – und wer weiß, ob sie es dabei belassen. Hinterher sitzt du noch meinetwegen im Knast.“
    Murphys gebremster Zorn verrauchte ebenso schnell, wie er aufgebraust war. „Gott, Dresden, was bist du doch für ein Schwachkopf.“
    Was sollte ich dazu sagen? Ich starrte sie verblüfft an.
    „Wenn ich mit dir gehe, könnte ich hinterher zwei Meter unter der Erde liegen. Aber die Vorstellung scheint dir keinen Kummer zu bereiten.“
    „Nun“, sagte ich. „Ich …“
    „Ich suche mir meine Schlachten selbst aus, Dresden. Nicht du.“ Sie musterte mich gelassen. „Lass es mich mal so sagen: Mein Freund zieht los, um ein Kind aus den Händen von Monstern zu befreien. Ich gehe mit. Das machen Freunde nun mal so, Harry.“
    Ich nickte langsam, schwieg ein paar Augenblicke lang. „Ich kenne dich, Karrin“, sagte ich schließlich. „In einem guten Kampf ums Leben zu kommen wäre für dich kein schlimmes Ende. Du hast gewusst, das ist bei deinem Job möglich, und hast dich damit auseinandergesetzt.“ Ich holte tief Luft. „Aber wenn sie dir die Dienstmarke wegnehmen … ich weiß, was deine Arbeit dir bedeutet. Du würdest stückchenweise eingehen. Ich glaube nicht, dass ich es schaffe, dir dabei zuzusehen.“
    „Also steht es dir zu, mich auszuschließen? Was ich will, spielt keine Rolle?“
    „Ich weiß nicht“, sagte ich. „Vielleicht.“
    „Du entscheidest?“
    Ich dachte einen Augenblick lang nach. „Nein“, sagte ich schließlich.
    Sie nickte. „Gute Antwort.“ Sie berührte das Amulett unter ihrem T-Shirt mit den Fingerspitzen. „Ruf an.“
    „Gut. Vielleicht lasse ich anrufen oder schicke jemanden vorbei. Aber ich gebe dir Bescheid.“
    „Dazu ist mir vorhin etwas durch den Kopf gegangen: Jemand, der dich leiden sehen möchte, könnte anfangen, deinen Freunden die Pistole auf die Brust zu setzen. Wie kann ich prüfen, ob eine Nachricht wirklich von dir ist?“
    Ich schüttelte den Kopf. Je mehr ich darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher schien mir die Möglichkeit, dass man mich selbst hier in meinem eigenen Heim abhörte. Zwar lag mein Zuhause unter einer Decke schützender Magie, aber es gab auf der Welt eine Menge Leute (und Wesen), die stärker, schlauer und erfahrener waren als ich. „Wenn ich jemanden schicken muss, dann sorge ich schon dafür, dass du weißt, dass er von mir kommt.“
    Murphy, die mich während meiner Antwort nicht aus den Augen gelassen hatte, sah sich jetzt langsam im Zimmer um, als suche sie nach einem Mithörer, der auf den ersten Blick vielleicht nicht zu sehen sein mochte. „Gut.“ Sie nickte. „Bleib nicht mehr allzu lange hier, Harry.“
    „Wird schon schiefgehen“, sagte ich. „Mach dir um mich keine Sorgen, Murph.“
    Sie schnitt eine Grimasse. „Ich mache mir nicht

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