Wanderungen durch die Mark Brandenburg
auszeichnenden Namen, aber in Huldigung gegen den Ruhm des alten Geschlechts sprechen wir auch heute noch von einem »Sparren-Land«, wiewohl sich von eben diesem Lande kein Zollbreit Erde mehr in Sparrschen Händen befindet.
Die Sparr's oder die Sparren scheinen unter den ersten Askaniern in die Mark gekommen zu sein. Schon um 1300 begegnen wir ihnen an jenem Punkte, der später das Zentrum ihres Besitzes bildete. Unter den Hohenzollern treten sie uns von Anfang an in besonderen Vertrauensstellungen entgegen, und noch vor Ablauf desselben Jahrhunderts, das die Burggrafen ins Land führte, sehen wir die rasch emporgeblühte Familie im Vollbesitz ihrer Macht. Das Sparren-Land ist da.
Welcher Art ist es? und wo haben wir es zu suchen?
Schräg durch den Barnim erstreckt sich ein breiter Gürtel von Sand und Sumpf und Ackerland bis ins Uckermärkische hinein, ein Landstreifen, der etwa Neustadt-Eberswalde als Mittelpunkt, und Bernau und Angermünde als linken und rechten Flügel hat. Die jetzige Stettiner Eisenbahn durchschneidet diesen Streifen und teilt ihn in eine nördliche und südliche Hälfte. Der Gesamtbesitz bestand zur Zeit des höchsten Reichtums der Familie, der dem historischen Glanz derselben um ein Jahrhundert vorausging, aus mehr als zwanzig Gütern, die sich in drei Gruppen sonderten, wie sich die Familie selbst in drei Zweige gespalten hatte.
Diese Zweige waren die Sparrs von Lichterfelde, von Prenden und von Greiffenberg.
Die Lichterfeldeschen Sparrs hatten das Zentrum inne, die Gegend um Neustadt.
Die Prendenschen saßen am linken Flügel zwischen Bernau und Biesenthal.
Die Greiffenbergschen am rechten Flügel, nördlich von Angermünde.
Alle drei Linien haben – und zwar in ein und demselben Jahrhundert – je einen ausgezeichneten Soldaten hervorgebracht, alle drei Artilleriegenerale.
Die Prendensche Linie den Ernst Georg, 1654 Reichsgraf, verstorben 1666 zu Berlin;
die Greiffenbergsche den Georg Friedrich, neunmal verwundet bei der Belagerung von Candia, Reichsgraf 1670, gestorben 1676;
die Lichterfeldesche den Otto Christoph von Sparr.
Dieser letztere, dem es vorbehalten war, den Namen der Familie zu höchstem Ruhm zu führen, soll uns an dieser Stelle beschäftigen. Er überragte seine Vettern vielleicht an militärischer Bedeutung, gewiß an Innerlichkeit des Gemüts und Lauterkeit des Wandels, und genießt des Vorzugs, die inhaltsreichere Hälfte seines Lebens dem Dienste seiner engeren Heimat gewidmet zu haben. Er starb als der erste Brandenburgische Feldmarschall, einer der ausgezeichnetsten unter allen, die diese hohe Würde bekleideten.
Prenden
Es scheint ein langes, stilles Ach zu wohnen
In diesen Lüften, die sich leise regen.
Platen
Otto Christoph war ein Lichterfeldescher Sparr.
Wenn dieser Aufsatz, der einen kurzen Lebensabriß des Feldmarschalls beabsichtigt, dennoch den Namen des Nachbargutes Prenden als Überschrift trägt, so geschieht es, weil dieses Besitztum, mehr als irgendein anderes, mit dem Leben Otto Christophs verbunden ist. Es war sein Lieblingsaufenthalt und hier starb er, wie denn auch Prenden – nachdem das Elend des Dreißigjährigen Krieges den Sparrs ihren alten Besitz geraubt hatte – zuerst wieder als ein Kurfürstliches Geschenk in die Hände der Familie und zwar unseres Otto Christoph zurückgelangte.
Otto Christoph von Sparr
wurde mutmaßlich 1605 aus der Ehe Arndts von Sparr mit Emerentia von Seestedt 68 auf dem Schlosse zu Lichterfelde geboren.
Die Jugend Otto Christophs hüllt sich in Dunkel. Ob er sich im Parke zu Lichterfelde oder im Garten zu Prenden – dessen Mitbesitzer sein Vater war – umher tummelte, ob er im Hause des letzteren oder in der benachbarten Hauptstadt erzogen wurde, was und wo er war, als die ersten jener Gewitterwolken heraufzogen, die dann dreißig Jahre lang über dem unglücklichen Lande stehen sollten – darüber verlautet nichts und wird auch in Zukunft wenig verlauten, denn es war eine eiserne Zeit, die wenig schrieb und am wenigsten bei Jugendgeschichten verweilte. Annehmen aber dürfen wir, daß die Erziehung unseres Sparr eine sorgfältige war, da wir im weiteren zu zeigen haben werden, daß er keineswegs jenen abenteuernden Naturen zugehörte, die, voll Mut und Rücksichtslosigkeit, auf dem Boden des Krieges rasch emporwuchsen, sondern umgekehrt in Wissenschaften glänzte, die ihn befähigten, Befestigungen zu leiten und Feldzugspläne zu entwerfen. Ein im Auftrage des Kurfürsten
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