Wanderungen durch die Mark Brandenburg
als ein kriegskundiger General erwiesen. Er hat seines Amtes unerschrocken gewaltet und alles weislich hinausgeführt.«
Der schwedisch-polnische Krieg verlief nicht plötzlich. Wir verfolgen unsern »Feldmarschall« aber nicht weiter auf seinen Zügen durch Pommern und Mecklenburg, bis nach Holstein und Jütland hinauf, sondern wenden uns vielmehr jenem letzten Abschnitte seines Lebens zu, der dem am 3. Mai 1660 geschlossenen Frieden von Oliva folgte.
Ruhmgekrönt kehrte Sparr in die Heimat zurück. Er war der erste Mann im Lande und nahm an Rang und Ansehen dieselbe Stellung ein, wie sie fünfzehn Jahre später der alte Derfflinger innehatte. Er war der Beirat und Vertraute seines Fürsten, besaß Schlösser und Häuser 70 und im Lande Barnim die Güter: Prenden, Trampe, Lanke, Ützdorf, Heckelberg, Dannenberg und Tiefensee.
Und betrachten wir nun den Inhalt dieser letzten Lebensjahre, so werden wir nicht ohne eine gewisse Rührung gewahr, wie der alte Kriegsmann in wenig Friedensjahren nachzuholen trachtet, was er in einem Leben voll Krieg und Unruhe versäumt. Aus allem spricht das tiefe Verlangen nach Auferbauen, die Sehnsucht nach Sammlung, nach Frieden in sich und nach Frieden mit Gott. Unser Sparr ist nicht länger mehr der Oberst Sparr, über den die Küstriner Kammer klagt, »daß er den Mühlenknecht in Ketten gelegt und das Volk gedrückt habe«, nein, er, dessen Scharen so manche Kirche gestürmt und erbrochen, stellt sein Herz jetzt auf die Tröstungen der Kirche und zeigt sich beflissen, ihre Gnaden durch Demut und Wohltun und frommen Wandel zu verdienen. Wenn es daneben noch ein anderes, ein mehr auf
diese
Welt gerichtetes für ihn gibt, so ist es der verzeihliche Wunsch, sein eigenes Leben zu einer Abrundung zu bringen und seinen und seines Geschlechtes Ruhm der Nachwelt zu überliefern. Eine Familienstiftung und die Herstellung eines prächtigen Erbbegräbnisses beschäftigen ihn. Aber seine reichen Mittel und seine Sorgen gehören doch in erster Reihe dem Allgemeinen. Er baut Kirchen und Türme, schenkt Glasmalereien und Glocken, und vor allem ist es die Marienkirche zu Berlin, die sich in jeglicher Weise seines Beistandes in Not und Gefahr erfreut. Im Jahre 1661 wurde die Turmspitze vom Blitz getroffen und die hervorbrechenden Flammen machten alsbald die Befürchtung rege, daß die Kirche selbst vom Feuer verzehrt werden würde. Der alte Feldzeugmeister aber wußte Rat und mit einer damals im ganzen Lande bewunderten Kühnheit und Geschicklichkeit ließ er die brennende Turmspitze herunterschießen. War er so der Retter der Kirche geworden, so war es jetzt nicht minder sein Stolz, auch der Wiedererbauer des durch ihn zertrümmerten Turms zu werden. Er schien dies zur Ehrenaufgabe seiner letzten Lebensjahre machen zu wollen, überschätzte jedoch seine Mittel und führte dadurch seinen eigenen Ruin herbei, ohne seinen Lieblingswunsch erfüllt zu sehen. Seine Erben haben später ihrer Mißbilligung dieses frommen Eifers kein Hehl gehabt und nach seinem Tode folgende Worte des Evangelisten Lukas auf eine Kupfertafel niederschreiben lassen: »Wer ist aber unter euch, der einen Turm bauen will, und sitzet nicht zuvor und überschlägt die Kosten, ob er's habe hinauszuführen! Auf daß nicht, wo er den Grund gelegt hat und kann's nicht hinausführen, alle, die es sehen, fangen an seiner zu spotten, und sagen: Dieser Mensch hub an zu bauen und kann's nicht hinausführen. Oder, welcher König will sich begeben in einen Streit wider einen andern König, und sitzet nicht zuvor und ratschlaget, ob er könne mit zehntausend begegnen dem, der über ihn kommt mit zwanzigtausend?«
Hand in Hand mit dem Turmbau, der Armut hinterließ, wo Reichtum gewesen war, ging die Erbauung eines Sparrschen Erbbegräbnisses, 71 das bis diesen Augenblick nicht bloß eine Zierde der Marienkirche, sondern ihre größte Sehenswürdigkeit ausmacht. Ob es ihm vergönnt war, sein gebeugt Gemüt an der Schönheit jenes prächtigen Marmorbildes aufzurichten, das, von der Hand des Artus Quellinus, den Eingang zur eigentlichen Gruft umgibt, oder ob er hinstarb, ehe es vollendet war, sind Fragen, die wir unentschieden lassen. Krank an Körper und Seele verließ er im Frühjahr 1668 die Hauptstadt, um sie mit Augen nicht wiederzusehen. Er mochte fühlen, daß sein Ende nahe sei. Am 3. Mai vermachte er der Freifrau Luise Hedwig von Blumenthal, der Tochter seines Freundes Otto von Schwerin, sein Stadthaus in der Spandauerstraße; sechs
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