Wanderungen durch die Mark Brandenburg
Tage später schied er aus dieser Welt, am 9. Mai 1668, auf seinem Lieblingsschlosse zu Prenden. Der reiche Mann, der hochgestellte Diener seines Fürsten, starb in Dürftigkeit. Die Leichenpredigt, die Propst Andreas Müller hielt, konnte wegen Mangels an Geld nicht gedruckt werden, und noch 1675 also sieben Jahre nach Sparrs Tode, bat der Propst bei den Erben desselben um Zahlung gehabter Unkosten und Auslagen. Die Beisetzung der Leiche erfolgte, wie das alte Kirchenbuch von St. Marien besagt, »am 12. Mai, abends in der Still', im Beisein vornehmer Leute«.
Turm und Erbbegräbnis, die beiden Denkmale, die sich der Feldmarschall bei Lebzeiten gesetzt, hatten ihn zum armen Manne gemacht. Aber, wie so oft, was ihn erniedrigt hatte, hatte ihn auch erhöht. Turm und Erbbegräbnis sind es, die seinen Namen in der Erinnerung der Nachwelt festgehalten haben und bis diesen Tag von einem Ruhm erzählen, der ohne das ernste, halb rätselvolle Steinbild des Artus Quellinus, vergessener wäre, als er es ist.
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Die Geschichte vom alten Sparr hatte, seit meinen Kindertagen, immer den Zauber jener unbestimmten Linien für mich gehabt, die mehr ahnen lassen als geben, und, so seltsam es klingen mag, ich machte mich auf den Weg nach Prenden in einer gewissen Gehobenheit der Stimmung, als wanderte ich in altes, romantisches Land.
Und es ist auch ein romantisches Land, märkisch-romantisch.
Von Biesenthal aus, – einem Städtchen, das seinerseits wie eine holprige Idylle in der Talrinne des Finowflusses liegt – haben wir noch eine halbe Meile, und diese halbe Meile führt durch eine Art Musterstück heimatlicher Landschaft. Wie Linien, die über ein Blatt gezogen sind, laufen zahlreiche Hügelreihen von Ost nach West, und da wir in senkrechter Linie gegen Norden müssen, so haben wir das Terrain in vollkommener Wellenbewegung zu durchschreiten. Die Hügel sind von einer äußersten Sterilität, kaum eine Moosschicht hat sich darauf niedergelassen, und ihr ganzes Erscheinen erinnert lebhaft an die Sanddünen der Ostsee. Zwischen den Hügeln aber dehnt sich jedesmal ein grüner Streifen, aus dessen Mitte leise gekräuselte Wasserflächen, mal dunkel wie ein Teich, mal blau wie ein See, hervorblicken. Alles Lebendige scheint diese Öde zu meiden, keine Lerche wiegt sich in Lüften, kein Storch stolziert den Sumpf entlang, nur eine Krähe fliegt gleichgültig über die Landschaft hin, wie ein Bote zwischen dem vor uns liegenden Wald und dem Biesenthaler Kirchturm in unserm Rücken.
Die Krähe passiert diese Gegenden wie wir, sie wohnt nicht darin.
Ein halbstündiger Gang in dem mahlenden Sande hat uns endlich an eine tiefere Talschlucht geführt, und die andere Seite derselben hinaufsteigend, treten wir ein in die Stille des Waldes. Das Wellenterrain bleibt dasselbe, aber der Boden ist anders geworden und die roten Fichtenstämme steigen in schlanker Schönheit auf, während das Fehlen alles Unterholzes einen Blick weit waldeinwärts gestattet und den grünen Moosteppich in überraschender Frische zeigt. Der Forst ist von großer Längenausdehnung, aber von wenig Tiefe. So sehen wir es denn bald wieder lichter vor uns werden und fühlen jenen veränderten Luftzug, der den Ausgang des Waldes verrät. Ehe wir ihn erreicht haben, hören wir ein leises Geräusch und gewahren, zu seiten eines dichten Brombeerbusches, einen Alten, der Reisig sammelt und die zerbrochenen Zweige auf seine Karre wirft. Neben ihm liegt ein alter Spaten, um Wurzeln auszugraben, und an der obersten Karrensprosse hängt ein Korb, drin er die fleischfarbenen Reizker und die gelben Pfefferlinge sammelt, die ihm sein gutes Glück als Zugabe beschert.
Der Alte selbst trägt Strohhut und Leinwandjacke und zeigt nichts Auffälliges, als das Fehlen jeder Spur von Oberlippe. Mittlerweile hab' ich ihm guten Tag geboten und frage ihn, ob er aus Prenden sei?
»Joa, ick bin ut Pren'n.«
»Ist es noch weit, Papa?«
»Nei, jlieks wenn Se 'rut komen. Awers sehen künn'n Se't nich; 't liggt in'n Grunn.«
»Und ist ein Krug da?«
»Joa, twee. Een jlieks hier vörnan, wo Sparren sin Slott stunn.«
»Noch was zu sehen?«
»Veel nich. As ick in't Dörp käm (ick bin nich bürtig von Pren'n), doa stunn noch veel. Awers nu nich mihr. Ick hebb min'n Zickenstall von Oll-Sparren sin Slott bu't.«
»Und erzählen sich noch die Leute von ihm?«
»Joa, se vertellen noch veel. Und min Fru säggt immer, de grote Steen, dicht an unsern Tuun, dat wihr Sparren sin Steen.
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