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Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Wanderungen durch die Mark Brandenburg

Titel: Wanderungen durch die Mark Brandenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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die es ankommt: auf den Gekreuzigten und den betenden Pfuel. Die blanke Rüstung des letzteren ist – ganz wie es sich für eine kleine Relieffigur geziemt – nicht durch Auftragen von Farbe, sondern durch Belegen mit Silberschaum hergestellt.
    Das Bild hat drei Inschriften: eine erste, die von dem »alten Pfuel« selber, eine zweite, die von dem Donator in Quilitz, und eine dritte, die von der Übersiedelung des Bildes nach Schulzendorf spricht.
    Die erste Inschrift am obersten Rande des Bildes ist unleserlich geworden.
    Zweite Inschrift: »Dies Epitaphium ist von dem edlen und ehrenvesten Jürgen Pfulenn seinem seligen Vater zum Gedächtniß gesetzet worden. Welchen auch (den ehrenvesten Jürgen Pfuel) der Allmächtige Gott in wahrer Erkenntniß seines allerliebsten Sohnes Jesu Christi bis an sein Ende erhalten wolle. Amen.«
    Dritte Inschrift: »Aus schuldiger Hochachtung vor dem Stammvater der anitzo im Segen lebenden dreien Gebrüder, als Heine Friedrich Wilhelm, Georg Ludwig Ditloff und Carl Christoph August von Pfuhll, Königlich Preußischer Lieutenants, ist dies Epitaphium von ihnen aus der Quilitzschen Kirche erkaufet und allhier zum beständigen Andenken aufgerichtet worden den 20. September 1747.«
     
Garzin
     
    Garzin war bis vor kurzem noch reich an Erinnerungsstücken aus der Pfuelschen Zeit. Die Mehrzahl dieser Gegenstände hat indessen der gegenwärtige Besitzer von Jahnsfelde, ältester Sohn des 1846 verstorbenen Generalleutnants von Pfuel, käuflich an sich gebracht und sie seiner höchst interessanten Familiengalerie eingefügt.
    Das bemerkenswerteste, was der Garziner Kirche geblieben, ist seine 1654 in Hamburg gegossene Glocke. Dieselbe ist einerseits durch ein tellergroßes, in die Glockenwandung eingeschmolzenes Medaillon, das »Urteil des Paris« darstellend, andererseits durch ihre plattdeutschen Inschriften interessant. Diese sind freilich nur zum Teil verständlich. Die untere, einreihige Inschrift lautet: »Gegaten tho Hamborch Anno Domini 1654 Junius.« Dazu:
     
    In Gades Namen in bin ick geflaten (geflossen)
    Hans vom Damme het mi gegaten.
     
    Die obere Inschrift ist viel länger und schwer zu entziffern.
     
    Ick bin gegaten in Gottes Ehr;
    . . . . . . . . . . . . . . . . . .
    Wenn ick klinge, so denk zur Stundt
    Daß Christ mit der Baß Dir bassunen kumpt,
    Zu fordern alles vor Gericht, –
    Drub halte Di und sundige nicht.
    . . . . . . . . . . . . . . . . . .
    Vor alle Sunde de Du begahn
    Lath Christum den Vorloser (Erlöser) stahn.
     
    Die Zeile, »daß Christ mit der Baß Dir bassunen kumpt« erscheint mir voll origineller Kraft.
    In Garzin lebte Anfang des 17. Jahrhunderts »Melchior von Pfuel, der Nekromant«, dessen Bildnis wir später begegnen werden. Es heißt, daß er vorzugsweise in Garzin seine alchymistischen Versuche machte.
     
Buckow
     
    Die Stadt Buckow und ihre schönen Umgebungen habe ich an anderer Stelle (vgl. S. 90) ausführlich beschrieben. Das Schloßgräflich Flemmingsch – enthält neben andern Sehenswürdigkeiten einen bemerkenswerten Speisesaal, eine Jugendarbeit Schinkels. Dieser Saal zieht sich, nach Art einer rundgewölbten Halle, quer durch die Mitte des Schlosses, das nun, an den beiden ausmündenden Stellen, nach vorn und hinten zu, um einige Fuß vorspringt. Kassetten schmücken die Decke des Saals, der mittelst einer großen, den Bau nach der Gartenseite hin abschließenden Glaswand, das nötige Licht empfängt. Über der Halle, in einem Saal von gleichen Dimensionen, befindet sich die Bildergalerie.
    Schloß Buckow, wie alles, was es enthält, ist aus verhältnismäßig später Zeit und nur die Buckower Kirche, die sich malerisch auf einem Hügel am Ausgange der Stadt erhebt, weist noch einzelne Pfuelsche Reminiszenzen auf. Links neben dem Altar, an einem der hohen Wandpfeiler, 79 befindet sich eine große, sieben bis acht Fuß hohe »Trophäe«, die sich aus in Holz geschnitzten Kanonen, Trommeln, Fahnen, Standarten usw. zusammensetzt und in ihrer Mitte das Pfuelsche Wappen trägt. Das Ganze eine ziemlich rohe, bunt bemalte Arbeit mit folgender Inschrift: »Der Hochedelgeborne Herr, Herr George Adam von Pfuel, Sr. Churf. Durchlaucht zu Brandenburg, hochwohlbestallter General-Major, Gouverneur und Oberhauptmann der Veste Spandau, auch Obrister zu Roß und Fuß, auf Groß- und Klein-Buckow, Obersdorf, Möschen, Garzin, Sieversdorff, Hasenholz, Damsdorf und Münchehofe, geb. den 15. November 1618, gestorben im Juli Anno 1672, seines Alters 54

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