Wanderungen durch die Mark Brandenburg
seine Güter zurück und wurde ausersehen, den Adam Schwarzenberg gefangenzunehmen. Später kaufte er sich in Sachsen an und wurde, durch weitere Verzweigung, der Stammvater der noch blühenden Württembergschen Linie. Das Bild Kurt Bertrams befindet sich in Jahnsfelde. Er ist ein schöner Mann, blühend, noch jung, voll klugen und energischen Ausdrucks. Seine Tracht in Koller und Klapphut ist im wesentlichen die eines schwedischen Kriegsobersten.
Was der Jahnsfelder Porträtgalerie einen Reiz verleiht und ihr unterscheidendes Merkmal bildet, ist, daß sie das Frostige eines sogenannten »Ahnensaals« vermeidet. Man steigt nicht erst treppauf, man zieht nicht erst die verschossenen Gardinen zurück, man sorgt nicht erst, abstäubend und Fenster öffnend, für Luft und Licht, – in Jahnsfelde lebt man mitten unter ihnen. Diese alten Herren in Rüstung oder Perücke, hier sind sie nicht zu steifer Repräsentation da, sind nicht Fremde am eigenen Herde, nein, man hat sich häuslich-familiär mit ihnen eingerichtet, kennt sie und liebt sie. Ein täglicher Verkehr hat Platz gegriffen zwischen denen, die waren, und zwischen denen, die sind; ältestes und neuestes reichen sich die Hand und wie ein ununterbrochener Strom wandert das Leben weiter von Geschlecht zu Geschlecht. Wohl mahnen auch hier die Bilder berühmter Ahnen an das Vergängliche alles Irdischen, aber sie predigen zugleich auch den Sieg des Geistes über den Leib und entfalten still die Fahne, auf der als Zuruf und Richtschnur das Dichterwort geschrieben steht:
»Und ein berühmter Name nach dem Tode!«
Fußnoten
1 Schloß Kossenblatt, wiewohl örtlich einem andern Landesteile (Beeskow-Storkow) zugehörig, mußte hier inhaltlich, um der Biographie des Feldmarschalls von Barfus einen Abschluß zu geben, mit aufgenommen werden.
2 Die Bewohner des Oderbruchs sind auch an Kraft und Mut – manches andere fehlt freilich noch – den Dithmarschen verwandt. Mit dem Bewußtsein hiervon geht wie gewöhnlich viel Übermut Hand in Hand und die Brücher, zumal auf den Kantonversammlungen, lieben es, die »hungrigen Kerle von der Höhe« zu tyrannisieren. Einer (ein Angermünder Postillon), der mir davon erzählte und seinerseits unter dieser Tyrannei gelitten haben mochte, fügte hinzu: »Es wäre mitunter nicht auszuhalten, wenn nicht die Uckermärker wären. Die aber brächten alles wieder zurechte.«
3 Hieronymus Schlick, Minister des Kurfürsten Joachim Friedrich, war ein Ururenkel des berühmten Kaiserlichen Kanzlers Kaspar Schlick. Er trat wahrscheinlich schon vor 1598 in brandburgischen Dienst. Gleich nach dem Tode des Kurfürsten verschwindet er wieder vom Schauplatz. Er scheint ohne Nachkommenschaft um 1610 gestorben zu sein, nachdem er sein märkisches Gut Hohenfinow verkauft hatte, und zwar an Matthias Thurn, den bekannten Führer des Böhmischen Aufstandes von 1618.
4 Der aus Schillers »Wallenstein« männiglich bekannte Feldmarschall Illo schrieb sich eigentlich Ilow, oder Ylow, auch Ihlow (alle drei Schreibarten, und noch einige andere, kommen vor), und war keineswegs aus Böhmen oder Kroatien, sondern aus dem Sternbergischen Kreise in der Neumark gebürtig. Dorf Ihlow im Oberbarnim aber ist mutmaßlich das Stammgut der Familie. Noch jetzt ist das Ihlowsche Wappen sowie ein Ihlowscher Leichenstein in der Kirche des letztgenannten Dorfes zu finden. Kein anderes Land war übrigens während des Dreißigjährigen Krieges so ergiebig an Generalen und Kriegsobersten als die Mark. Ich nenne hier nur folgende: Hans Georg von Arnim, von Königsmark, Otto Christoph von Sparr, Ernst Georg von Sparr, Götz, Illo, Adam von Pfuel, Joachim Ernst von Görtzke, vieler anderer von minderer Berühmtheit, wie Klitzing, Rochow, Kracht usw. zu geschweigen.
5 Es heißt, Friedrich der Große habe bei seinem berühmten Flankenmarsche, der der Schlacht von Zorndorf vorherging (vergl. Zorndorf), bereits Vorteile von der veränderten, d.h. mehr passierbaren Gestalt des Bruchs gezogen. Dies ist jedoch höchst wahrscheinlich eine zu Ehren des Bruchs und seiner Melioration erfundene Geschichte, da die Zorndorfer Schlacht am 25. August stattfand, also zu einer Jahreszeit, wo das Bruch immer trocken und passierbar zu sein pflegte.
6 Über Charakter und Erscheinung der jetzt noch in einigen Bruchdörfern vorkommenden wendischen Bevölkerung schreibt man mir aus einem dieser Dörfer: »Man gibt hier im allgemeinen dem Charakter der wendischen
Weitere Kostenlose Bücher