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Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition)

Titel: Warum auch nette Männer nicht zum Frühstück bleiben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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kommen nicht auf falsche Gedanken. Ich freue mich sehr auf die Reise und denke, sie wird wahnsinnig aufregend werden.
    Wollen wir uns treffen, wenn ich wieder da bin? Bitte sag nicht Nein.
     
    Ein Kuss
    von Deiner Susanna
     
     
     
    Von: Susanna
    Betreff: Back in town!
     
    Lieber Leif,
    Ich bin wieder da, ich habe Jetlag, und ich bin traurig. Du hast mir auf die letzte Mail nicht geantwortet, und ich fürchte, ich weiß, was das heißt. Wenn Du mir auf diese Mail auch nicht antwortest, werde ich es nicht noch einmal versuchen.
    Auch mir ist auf dieser Reise klar geworden, dass das mit uns keine Zukunft hat. Aber wir können uns ja weiter mögen, oder?
     
    Alles Liebe
    Susanna
     
    PS: Martin ist wirklich ein faszinierender Kerl. Irgendwie seid ihr alle so in dieser seltsamen Branche.
     
     
     
    Von: M. Müller-Mannhagen
    Betreff: Personal
     
    L eif, mein Freund!
    Ich möchte mich bedanken, dass Sie mir Ihre fantastische Susanna empfohlen haben, ich habe gar nicht gewusst, was für Talente in ihr stecken. Sollten Sie mal Sorgen im Projekt haben, scheuen Sie sich nicht, mich anzusprechen, auf meine Unterstützung können Sie zählen.
     
    Beste Grüße
    Martin Müller-Mannhagen
     
     

Raupen retten
    Der Pixelpunk ist gar nicht uninteressant. Nicht direkt die Präsentation, von der ich wenig verstehe. Was mich einfach umhaut, ist die Frau, die der jeansbehoste Chef dieser Klitsche mitgebracht hat. Laura Anders, so heißt sie, vielleicht werde ich deshalb im voll besetzten Konferenzraum auf sie aufmerksam, denn zu meinem Namen fehlen ja bloß drei Buchstaben. Der Pixelpunk erklärt, dass sie eine junge, hoffnungsvolle Mitarbeiterin ist, die ein bisschen Erfahrung im Umgang mit Kunden sammeln soll. Danach sehe ich bloß noch, wie sie immer weiter im Kragen ihres Pullovers verschwindet und anfängt, auf ihrer Halskette zu kauen. Lange, dunkelbraune Haare, ein irgendwie unregelmäßiges, aber unfassbar schönes Gesicht. Braune Augen, die unverwandt auf den Block vor ihrer Nase geheftet sind und in denen man vermutlich tauchen könnte. »Ein Reh«, denke ich, »ein verdammtes, scheues Reh, und das fühlt sich gar nicht wohl hier unter all den Mackern. Würde jetzt lieber barfuß über eine Blumenwiese laufen«, vermute ich und sehe dabei das Rheinufer vor mir, an dem ich einst sorgenfrei herumgetollt bin.
    Die Präsentation rauscht ein wenig an mir vorbei, schließlich gebe ich mir einen Ruck. »Können wir mal kurz anhalten?«, frage ich den Pixelpunk. Er sagt eifrig: »Aber klar, ich würde Ihnen nur noch gerne kurz …«
    »Anhalten!«, beharre ich. »Präsentation liegen lassen, mitkommen, falls Sie mir wirklich was verkaufen wollen.«
    Lehmann rollt genervt mit den Augen, meine Leute grinsen unsicher. Ich lotse die gesamte Schar in den Fahrstuhl. Es ist einer der ersten richtig schönen Frühlingstage und ich führe sie aus dem Haus und zu den nahen Alsterwiesen. »Ich kann besser denken, wenn ich etwas fühle«, erkläre ich dem Pixelpunk, ziehe Schuhe und Socken aus und laufe auf den Rasen. »Wenn’s geht, fangen Sie noch mal von vorn an, aber diesmal ohne Ihre bunten Bilder.«
    Wir geben ein wirklich bescheuertes Bild ab, ich barfuß, die ganze Schar hinter mir her, Lehmann verzweifelte Grimassen schneidend, der Pixelpunk eifrig redend, aber es ist mir egal. Später wird diese Episode zu den kleinen Legenden rund um meinen Aufstieg gehören, sie wird meinen Ruf festigen als der genialste, irrsinnigste, unberechenbarste Querkopf, den diese Firma je in ihren Reihen hatte, ein Mann, dem wirklich alles zuzutrauen ist. Und noch viel später wird sie meinen Fall begleiten, denn man habe spätestens nach dem barfüßigen Beginn der abenteuerlichen Internetreise gewusst, dass ich nicht in diese Agentur, sondern in die Klapse gehöre.
    Doch selbst wenn ich das alles jetzt schon wüsste, wäre es mir egal. Denn auch Laura hat ihre Schuhe abgestreift und lächelt. Sie ist zurückgeblieben, hat sich am Weg hingehockt und lässt eine Raupe auf ihren rechten Zeigefinger klettern. Ich gehe zu ihr und hocke mich neben sie, der Rest hält ratlos Abstand. Laura steht auf, trägt das grüne Viech behutsam zum nächsten Busch und setzt es auf einem Blatt ab. Ich sehe ihr schweigend zu. Laura blickt mich an und lächelt. »Auf dem Weg wäre jemand draufgetreten.«
    Sie beobachtet die Raupe, ich beobachte Laura und ich kann ihre Liebe zu diesem Tierchen spüren: ohne Vorbehalte, ohne Berechnung, ohne andere Gedanken als an das

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