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Warum Sex Spass macht

Warum Sex Spass macht

Titel: Warum Sex Spass macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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»sichtbaren Zeichen« gibt, nicht bedeutungslos.
    In diesem ersten Schritt der Analyse stellte sich heraus, daß fast bei der Hälfte der untersuchten Arten – nämlich bei 32 von 68 – ganz ähnlich wie beim Menschen sichtbare Anzeichen für den Eisprung fehlten. Unter diesen 32 Arten waren Meerkatzen, Marmosetten und Klammeraffen sowie ein Menschenaffe, nämlich der Orang-Utan. Bei weiteren 18 Arten, darunter der Gorilla, einer unserer engsten Verwandten, sind geringfügige Anzeichen zu erkennen. Die restlichen 18 Arten, einschließlich der Paviane und unserer engsten Vettern, der Schimpansen, stellen den Eisprung auffällig zur Schau.
    Schritt 2. Als nächstes teilten Sillén-Tullberg und Møller die gleichen 68 Arten nach ihren Paarungseigenschaften ein. Elf Arten – darunter Marmosetten, Gibbons und viele menschliche Gesellschaften – leben monogam. Bei 23 Arten – einschließlich anderer menschlicher Kulturen und Gorillas – herrscht ein erwachsenes Männchen über einen Harem von mehreren Weibchen. Der größte Teil der Primatenarten jedoch – 34 Arten, darunter Meerkatzen, Bonobos und Schimpansen – haben ein promiskuitives System, in dem die Weibchen sich normalerweise mit verschiedenen Männchen zusammentun und mit ihnen kopulieren.
    Wieder höre ich den Zwischenruf: Aha – warum werden die Menschen nicht ebenfalls als promiskuitiv eingestuft? Die Antwort: weil ich ausdrücklich normalerweise gesagt habe. Ja, die meisten Frauen haben im Laufe ihres Lebens nacheinander mehrere Sexualpartner, und viele Frauen haben auch mit mehreren Männern gleichzeitig zu tun. Aber innerhalb eines einzigen Zyklus ist eine Frau in der Regel nur mit einem einzigen Mann zusammen, ein Meerkatzen- oder Bonoboweibchen dagegen paart sich in dieser Zeit normalerweise mit mehreren Partnern.
    Schritt 3. Im vorletzten Teil ihrer Untersuchung faßten Sillén-Tullberg und Møller die Schritte 1 und 2 zusammen. Sie fragten sich: Ist ein mehr oder weniger auffällig gezeigter Eisprung tendenziell an ein bestimmtes Paarungssystem gekoppelt? Nach einer naiven Deutung unserer beiden konkurrierenden Theorien sollte der versteckte Eisprung ein Kennzeichen monogamer Arten sein, falls die Papa-zu-Hause-Theorie zuträfe, aber wenn die Viele-Väter-Theorie richtig wäre, ein Kennzeichen promiskuitiver Arten. Tatsächlich stellte sich heraus, daß die überwältigende Mehrzahl der untersuchten monogamen Primaten – nämlich zehn von elf Arten – einen versteckten Eisprung haben. Auffällig angezeigt wird der Eisprung bei keiner einzigen monogamen Primatenart, wohl aber in der Regel (bei 14 von 18 Arten) bei promiskuitiver Lebensweise. Dieser Befund scheint sehr für die Papa-zu-Hause-Theorie zu sprechen.
    Aber die Übereinstimmung zwischen Voraussage und Theorie ist nur eine halbe Sache, denn die Umkehrung der Verhältnisse funktioniert überhaupt nicht: Zwar haben die meisten monogamen Arten einen versteckten Eisprung, aber der versteckte Eisprung bedeutet nicht automatisch auch Monogamie. Von den 32 Arten mit verstecktem Eisprung sind 23 nicht monogam, sondern leben promiskuitiv oder in Harems. Den versteckten Eisprung findet man bei monogamen Nachtaffen, häufig monogamen Menschen, harembeherrschenden Languren und promiskuitiven Meerkatzen. Welches auch ursprünglich der Grund für die Evolution des versteckten Eisprungs gewesen sein mag, er kann also später in den unterschiedlichsten Paarungssystemen beibehalten werden.
    Ganz ähnlich verhält es sich bei den Arten, die den Eisprung deutlich ankündigen: Die meisten von ihnen leben zwar promiskuitiv, aber Promiskuität ist keine Gewähr für einen deutlich erkennbaren Eisprung. In Wirklichkeit haben sogar die meisten promiskuitiven Primaten, nämlich 20 von 34 Arten, entweder einen versteckten Eisprung, oder die Anzeichen sind nur schwach ausgeprägt. Auch wenn Primaten sich einen Harem halten, kann der Eisprung je nach Spezies versteckt, geringfügig sichtbar oder deutlich zur Schau gestellt sein. Diese verwickelten Verhältnisse weisen darauf hin, daß der versteckte Eisprung wahrscheinlich unterschiedliche Funktionen erfüllt, die mit dem jeweiligen Paarungssystem zu tun haben.
    Schritt 4. Nun hatten Sillén-Tullberg und Møller eine gute Idee, wie man solche Funktionsverschiebungen nachweisen könnte: Sie befaßten sich mit dem Stammbaum der heutigen Primaten. Damit wollten sie in der Evolutionsgeschichte dieser Tiergruppe diejenigen Punkte dingfest machen, an denen sich die

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