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Was der Hund sah

Was der Hund sah

Titel: Was der Hund sah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Gladwell
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hochgelobten amerikanischen Geheimdienste waren nicht imstande gewesen, es zu erkennen.
    Keine dieser Analysen beantwortet jedoch die Frage, die der Yom- Kippur-Krieg aufwirft: War dieses Muster auch vor dem Angriff erkennbar? Diese Frage - ob wir im Nachhinein unser Urteil revidieren - wurde von Psychologen ausgiebig untersucht. Beispielsweise bat der Psychologe Baruch Fischhoff am Vorabend des historischen Besuchs von Präsident Nixon in der Volksrepublik China eine Reihe von Versuchspersonen einzuschätzen, wie wahrscheinlich bestimmte Ergebnisse des Besuchs waren. Wie wahrscheinlich war es zum Beispiel, dass China und die Vereinigten Staaten nach dem Besuch dauerhafte diplomatische Beziehungen aufnehmen würden? Dass Nixon mindestens einmal mit dem Großen Vorsitzenden Mao Tse-tung zusammentreffen würde? Dass Nixon den Besuch nach seiner Rückkehr als Erfolg bezeichnen würde? Nach dem Besuch, der sich als diplomatischer Triumph erwies, bat Fischhoff seine Versuchspersonen, sich an ihre Einschätzungen zu erinnern. Dabei stellte er fest, dass sich die Befragten überwiegend »erinnerten«, sehr viel optimistischer gewesen zu sein, als sie es tatsächlich gewesen waren. Wer vor dem Besuch gemeint hatte, es sei wenig wahrscheinlich, dass Nixon sich mit Mao treffen würde, »erinnerte« sich nach der Veröffentlichung der zahlreichen Berichte über die Begegnung der beiden Politiker daran, die Wahrscheinlichkeit für ein Gespräch als gut eingeschätzt zu haben. Fischhoff bezeichnet dieses Phänomen als »schleichenden Determinismus« und meint damit das Gefühl, das wir im Nachhinein bekommen, dass ein bestimmtes Ereignis unvermeidlich war. Dieser Effekt bewirkt, dass zunächst unerwartete Ereignisse im Rückblick zu erwarteten Ereignissen werden. Fischhoff schreibt: »Das Eintreten eines Ereignisses wirkt im Rückblick wahrscheinlicher und weniger überraschend, als es uns erscheinen würde, wenn wir uns an unsere ursprüngliche Einschätzung erinnern würden.«
    Bei der Lektüre des Shelby-Reports oder der nahtlosen Erzählung von The Cell kommt man unweigerlich zu dem Schluss, wenn die CIA und das FBI nur die Punkte verbunden hätten, dann wären sich nicht den Anschlägen des 11. September 2001 überrascht worden. Ist diese Kritik berechtigt, oder handelt es sich um einen Fall von schleichendem Determinismus?
3.
    Am 7. August 1998 sprengten zwei Terroristen der al-Qaida vor der amerikanischen Botschaft in Nairobi einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen in die Luft. Dabei kamen 213 Menschen ums Leben und mehr als 4 000 wurden verletzt. Für Miller, Stone und Mitchell ist dieser Anschlag ein Paradebeispiel für das Versagen des Geheimdienstes. Die CIA habe lange vor dem Anschlag von der Existenz einer al- Qaida-Zelle in Kenia gewusst, und ihre Angehörigen seien beobachtet worden. Sie hätten den achtseitigen Brief eines Terroristen abgefangen, in dem von der bevorstehenden Ankunft von »Ingenieuren« - einem Codewort für Bombenbauer - in Nairobi die Rede gewesen sei. Prudence Bushnell, die amerikanische Botschafterin in Kenia, habe Washington um eine Verstärkung der Sicherheitsvorkehrungen gebeten. Ein bekannter kenianischer Anwalt und Abgeordneter habe berichtet, kenianische Geheimdienstler hätten ihre amerikanischen Kollegen Monate vor den Anschlägen des 7. August gewarnt. Und im November 1997 sei ein Mann namens Mustafa Mahmoud Said Ahmed, der für eines der Unternehmen von Osama bin Laden arbeitete, in die amerikanische Botschaft in Nairobi gekommen und habe von einem Plan berichtet, das Gebäude in die Luft zu sprengen. Und was unternahmen die zuständigen Beamten? Sie zwangen den Führer der kenianischen al-Qaida-Zelle - einen amerikanischen Staatsbürger - in die Vereinigten Staaten zurückzukehren und stellten die Überwachung der Gruppe ein. Sie ignorierten den achtseitigen Brief. Angeblich erörterten sie die Warnung des kenianischen Geheimdienstes mit dem Mossad, der sie verwarf. Und nach der Befragung Ahmeds kamen sie zu dem Schluss, dieser sei nicht glaubwürdig. Nach dem Anschlag, so die Autoren von The Cell, habe ein leitender Beamter des Außenministerium bei Bushnell angerufen und sie gefragt, »Wie konnte das passieren?«
    »Zum ersten Mal seit dem Anschlag verwandelte sich Bushnells Entsetzen in Zorn«, schreiben Miller, Stone und Mitchell. »Es war zu viel passiert. ›Ich habe Ihnen einen Brief geschrieben^ sagte sie.«
    Die Beweise scheinen erdrückend, und trotzdem - tappen die

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