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Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Was du nicht weißt: Roman (German Edition)

Titel: Was du nicht weißt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Beling
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phänomenal, dachte Alex bewundernd, das muss man ihr lassen. Vielleicht waren sie beide auch deshalb ein erfolgreiches Paar.
    Plötzlich stand eine schmale junge Frau mit kurzen Haaren vor ihm und reichte ihm die Hand.
    »Hallo! Ich bin Jane Waterhouse. Danke für die Einladung.«
    Zu verblüfft, um charmant zu sein, sagte er lachend: »Was? Sie sind die Schwester von Edward?«
    »Ja, ich weiß, man sieht es uns nicht an.«
    An ihrer Stimme ließ sich die Verwandtschaft allerdings doch erkennen. Sie klang genauso sachlich wie die ihres Bruders. Der kühle Ton der Verwaltungslaufbahn. Als exzellenter Menschenkenner erkannte Alex Flair sofort, dass man sich in Acht nehmen musste vor ihr.
    »Ich würde mich nachher gerne noch ein bisschen in Ruhe mit Ihnen unterhalten, wenn Sie mögen«, sagte Alex.
    »Gerne.« Jane Waterhouse nickte. Im Gegensatz zu den anderen Damen trug sie keine Handtasche.
    Louise gab Alex vom Rasen her dezent einen Wink. Es war Zeit, dass er seine Begrüßungsrede hielt. Entschlossen griff er sich einen Stuhl, kletterte hinauf, damit ihn alle sahen, und klopfte mit seinem goldenen Feuerzeug ans Champagnerglas.
    »Darf ich einen Augenblick um Ihre Aufmerksamkeit bitten! Ich werde es auch kurz und schmerzlos machen!«
    Die Gäste lachten. Stolz und besitzergreifend trat Louise neben ihren Mann und schaute lächelnd zu ihm hoch.
    Alex hielt seine Rede wie immer locker und witzig. Bei jeder Kopfbewegung fielen ihm Haarsträhnen in die Stirn. Mit gewohnter Nonchalance warf er seine Worte wie Taubenfutter in die Runde und wurde dafür belohnt. Immer wieder erntete er Lacher und Zwischenapplaus.
    Während der Rede näherte sich hinter ihnen Veronica le Long. Sie war die Besitzerin des Modehauses Création Le Long. Neben ihren langen Beinen, die in dunkelgrünen Stiefeletten unter einem unschuldig-weißen Kleid steckten, trabte ein schwarzer Riesenschnauzer, frei und ohne Leine.
    Louise war entsetzt, als sie den Hund entdeckte. Sie wusste, was ihr jetzt bevorstand. Voller Begeisterung würde das schwarze Monster gleich ihren Mittagsblumen-Hügel anpinkeln und überall auf dem neuen Rasen verätzte Stellen hinterlassen. Sie ärgerte sich. Es war ein schwerer Fehler gewesen, dass sie die exzentrische Veronica auf ihre Einladungsliste gesetzt hatte.
    Ausgerechnet in diesem Augenblick dankte Alex mit warmherzigen Worten seiner Frau, die diesen Garten Eden gestaltet hatte. Obwohl sie Veronica am liebsten sofort die Leviten gelesen hätte, blieb Louise nichts anderes übrig, als weiterhin brav neben Alex’ Stuhl stehen zu bleiben und gerührt seiner Lobeshymne zu lauschen. Errötend blickte sie in die Runde. Die schönste Stelle hatte sich ihr Mann bis zum Ende seiner Rede aufgehoben, als er einen wundervollen Vergleich zog.
    »Und deshalb kann ich nur sagen: Wenn ich der Maulwurf in diesem Garten bin, ist Louise der bunte Schmetterling! Und zwar der schönste und beglückendste, den man sich denken kann! Ich wünsche unserem schönen Jersey viele solcher Schmetterlinge! Cheers!«
    Alle stießen auf die Flairs an.
    Sobald Louise sich unbeobachtet fühlte, schoss sie an den Stehtischen und Fackeln vorbei auf Veronica le Long zu. »Bist du verrückt?«, zischte sie. »Hier mit deinem Hund aufzutauchen?«
    Veronica kraulte dem Schnauzer liebevoll die buschigen Kopfhaare. An ihren Fingern steckten gigantische Ringe.
    »Wenn ich mich richtig erinnere, hast du geschrieben mit Begleitung . Oder irre ich mich?«, fragte sie mit bissigem Unterton. »Stell dich gefälligst nicht so an. Bellamie ist ausgezeichnet erzogen.«
    »Trotzdem will ich ihn nicht in meinen Beeten haben. Würdest du ihn bitte wenigstens anleinen?«
    »Tut mir leid, ich habe keine Leine dabei.« Sie zupfte mit zwei Fingern vertraulich an Louises Bluse. »Also komm, du hast doch früher selbst mal einen Terrier gehabt.«
    Louise schob wütend die Finger weg und sagte warnend: »Verdirb mir nicht das Fest, das sag ich dir!«
    Sie drehte sich um und ging zur Wiese zurück, um sich um die beiden Journalistinnen zu kümmern.
    Im selben Moment hob Bellamie die Nase und schnupperte. Von irgendwoher schien plötzlich ein interessanter Geruch zu kommen.
    »Los, mach Platz und erspar mir Ärger!«, befahl Veronica mit ausgestreckter Hand. Mehr pädagogischer Einsatz schien aus ihrer Sicht nicht nötig zu sein. Dann folgte sie Louise zu den anderen Gästen.
    Von dem gepflasterten Rondell hinter den Rosen stieg Rauch auf. Dort bereitete der Hausmeister der

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