Was es heißt, in den Krieg zu ziehen
Konflikt mit seinem Versprechen, der Verfassung der Vereinigten Staaten zu dienen, und der wahrscheinlich naiven Ansicht, amerikanische Führer würden sich niemals vor der Erfüllung einer in einem Handel gemachten Zusage drücken.
Die bewusste Lüge ist ein gezieltes Stück Desinformation, das, wie jedes andere Geschoss, aus guten und aus bösen Gründen abgeschossen werden kann. Ob sie moralisch zu rechtfertigen sein wird, hängt von der Absicht des Schützen ab, und ihre Wirksamkeit, wie bei allen Geschossen, von seinem Können und seiner Erfahrung. Die Lüge der zwei Bewusstheiten gleicht einer Wildcard, die jemand ins System wirft und für die es keine Kontrolle gibt. Es ist, als mischten sich die Götter ein und rührten in unseren Überlegungen herum: »Gucken wir mal, was sie mit dieser Information machen, also hinein damit!« Das Schlimme an einer Lüge der zwei Bewusstheiten ist nicht nur, dass sie nicht selten das System beschädigt, das man für ein gutes hält, sondern auch, dass man auf die Kontrolle der eigenen Waffe verzichtet. Kein Kämpfer würde das je mit Stolz tun.
Wir lügen, weil wir uns in einer Lage befinden, in der es den Anschein hat, dass uns die Wahrheit schaden könnte. Aber die Wahrheit ist kein durch die Luft fliegender Stein. Mit »uns schaden« müssen wir ein Ziel meinen, das wir anstreben, wobei wir eine so große Anzahl Ziele haben, über die wir uns definieren, dass wir kaum einmal wissen, um welches es zu welchem Zeitpunkt geht. Ich will ein Held sein. Ich will überleben. Ich will ein guter Offizier sein. Ich will, dass mich meine Leute mögen. Ich will meinen Vorgesetzten verteidigen. Ich will den Job meines Vorgesetzten. Ich will der ganzen Welt erzählen, was für eine unglaublich schwierige Zeit ich habe durchmachen müssen. Ich will nicht wie eine Heulsuse dastehen. Ich will die Ehre meines Militärdienstes erhalten. Ich will Revanche.
Es ist ziemlich klar, dass ich keinen unverfälschten Bericht schreiben und gleichzeitig all die aufgeführten Ziele erreichen kann. Ebenso klar ist es, dass ich das auch nicht mit einer gezielten Lüge erreichen kann. Deshalb gebe ich einen Bericht ab, der passt, und
glaube
ihm. Egal, ob ich die Lüge dazu tief in meinem Unterbewusstsein vergraben muss, wo sie über Jahre lauert. »Unwahrheiten« liegen auf der Lauer.
Um die Lüge der zwei Bewusstheiten zu vermeiden, muss ein Kämpfer zwei Dinge tun: Erstens muss er seinen persönlichen Zielen Prioritäten zuordnen, um klar zwischen ihrer Wichtigkeit unterscheiden zu können, und zweitens muss er sehen, welche »Unterpersönlichkeiten« seiner Psyche am meisten vom Erreichen jedes einzelnen dieser Ziele profitieren würden. Dann heißt es zurücktreten und entscheiden, welche dieser Unterpersönlichkeiten man befriedigen will und welche nicht. Wenn sich Dinge gegenseitig im Weg stehen, muss auf Einzelnes verzichtet werden. Das verlangt eine schwierige Seelenerforschung, erfordert Zeit und ist äußerst schwer in der Hitze des Krieges zu schaffen, wenn man jung ist. Aber es muss sein.
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7 Treue
Treue war für Krieger immer schon ein wichtiges Thema, mit dem sie umzugehen hatten. Die Vorstellungen von Treue ändern sich jedoch, und damit müssen sie sich ebenfalls befassen. Während eines Großteils der Geschichte bedeutete Treue meist Treue gegenüber dem Anführer der eigenen Gruppe. In vielen Teilen der Welt gilt die Treue heute der Nation oder dem Staat, und Anführer werden als die jeweils vorübergehend maßgeblichen Manager des größeren Ganzen betrachtet. Egal, was die Zukunft bringt, ein Krieger wird immer neu bewerten müssen, wem oder was gegenüber er treu ist und warum. Es wird Situationen geben, in denen die Treue zur eigenen Seite oder einem höheren Wert gegenüber im Gegensatz zu den eigenen moralischen Grundsätzen steht. Ein Krieger muss mit diesem Spannungsverhältnis leben und bewusst seine Entscheidungen treffen. Manchmal wird der Konflikt unerträglich. Ein Krieger wird dann scheitern und lernen müssen, auch damit zu leben.
Im Jahr 1964 stand ich in einer Gruppe von Kids, hob die rechte Hand und trat dem Marine Corps der Vereinigten Staaten bei. Ich schwor einen Eid darauf, den Befehlen meiner Vorgesetzten zu folgen und die Verfassung der Vereinigten Staaten zu verteidigen. Ich erinnere mich nicht an die genauen Worte, aber an die Feierlichkeit und Ernsthaftigkeit, mit denen ich den Eid ablegte. Ich glaubte an Gott, an die Verfassung, und was am
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