Was im Dunkeln liegt
klein bei und ging ins Haus, um es zu holen, während der Rest von uns unbehaglich neben dem Pick-up herumstand. Die zufriedenen Blicke, die zwischen Vic und seinem Kumpel gewechselt wurden, waren eindeutig: Spielstand einheimische Bauarbeiter gegen verdächtige Hippies eins zu null.
Vic zählte das Geld betont sorgfältig nach, ehe er es in der Gesäßtasche seiner Hose verstaute. Währenddessen blickte ich von Danny zu Simon und wieder zurück. Wir würden sehr vorsichtig sein müssen – spürbare Spannung könnte die Arbeiter misstrauisch machen.
»Gut«, sagte Vic schließlich. »Dann sehen wir uns die Sache mal an.«
Simon führte die Männer um das Haus herum und quer durch den Garten in Richtung des Teichs. Als wir noch etwa zehn Meter entfernt waren, stieß Danny einen Schrei aus und rannte los. Wir hatten alle im gleichen Moment den kleinen Hund gesehen, der nach vorne schoss und in die Grube abtauchte. Sand flog nach oben, während Danny zur Rettung herbeieilte und Vic brüllte: »Raus da, du Mistköter!« Lag es an Dannys Nahen oder an der Stimme seines Herrn, der Hund überlegte es sich jedenfalls anders, sprang mit einem Satz aus der Grube und trottete davon.
»Glaubt wohl, er findet da einen Knochen«, sagte der Jugendliche heiter.
Ich wagte es nicht, Danny anzusehen. Fürchtete, in seinem Gesicht zu lesen, wie viel der Terrier enthüllt hatte. Danny war drauf und dran, in die Grube zu springen, wurde jedoch von Vic gebremst, der sagte: »Keine Bange, das werden wir gleich wieder glätten.« Inzwischen waren wir alle am Teich angelangt, und es war ohnehin zu spät, um irgendetwas zu machen. Ich spähte zu der Stelle hinunter, wo der verfluchte Hund gegraben hatte, aber das Loch, das er gebuddelt hatte, war hinter dem kleinen Sandhaufen versteckt, der durch sein Graben entstanden war. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Simon um den Teich herumging, um eine bessere Sicht zu haben. Ich spürte das verzweifelte Verlangen, mich auf den Boden zu setzen. In meinen Ohren summte es, und vor meinen Augen tanzten Punkte. Das war das Ende. Wir würden entdeckt werden – hier und jetzt.
Simon erschreckte uns alle, indem er in die sandige Grube sprang und mit seinem Stiefel den Sand wieder an seinen Platz kickte. »Verdammter Köter«, sagte er. »Wir haben gestern stundenlang geschuftet, um alles zu glätten.«
Ich bemerkte den seltsamen Blick, mit dem Vic ihn musterte – vermutlich wunderte er sich, warum Simon sich wegen so einer Lappalie derart aufregte. Danny ging um den Teich herum und bot Simon die Hand, um ihn nach oben zu ziehen. Ich sah, wie er ihm etwas zuraunte, und Simon daraufhin leicht nickte. Vic schien es nicht zu bemerken. Er machte sich daran, sein Arbeitsfeld zu inspizieren, nahm sich quälend lange Zeit dafür, von allen Seiten in die mit Sand ausgelegte Grube zu spähen, wanderte langsam um den Rand herum, summte und brummelte herum, nörgelte über den Winkel der Seiten und überlegte laut, ob sie zu steil seien, um die Mischung aufzunehmen.
Als ich schon fürchtete, er würde sagen, er könne es nicht machen, sprang er in die Grube und landete auf einer Stelle direkt über Trudies Kopf. Voller Entsetzen beobachteten wir, wie er dort herumstampfte und seine großen Stiefelabdrücke überall auf Simons geglättetem Sand hinterließ. Ich stellte mir vor, wie die Erde in Trudies Körper gepresst wurde. Es war alles zu viel. Ich rannte über die Wiese und erbrach mich in das Rosenbeet.
Danny war sofort neben mir, hielt mich an den Schultern fest, gab Laute des Trostes von sich. »Gehen wir ins Haus«, sagte er. »Ich bring dich rein …«
Ich wischte mir mit dem Handrücken den Mund ab, versuchte mich zu beruhigen. Ich zitterte am ganzen Körper. Wie aus weiter Ferne hörte ich Vic fragen: »Was hat sie denn?«, und dann Simons Stimme, diskret gesenkt – vermutlich irgendeine Plattitüde über ein Magenproblem.
»Ich gehe rein«, sagte ich. »Du solltest aber lieber mit Simon draußen bleiben.«
Danny überlegte nur einen kurzen Moment, ehe er nickte. »Du hast recht«, sagte er.
Ich wankte in Richtung Küche davon, fühlte mich wie ein Feigling, ein Verräter. Sobald ich drinnen war, stand ich zitternd vor dem Spülbecken und stellte mir vor, was passieren würde, wenn der verdammte Hund wieder in die Grube springen oder Vic es sich in den Kopf setzen würde, herumzubohren oder etwas von dem Sand wegzukratzen. Doch nach einiger Zeit, die mir wie Stunden vorkam,
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