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Way Out

Way Out

Titel: Way Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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auch sehr attraktiv bezeichnet. Sie war schlank, etwas größer als der Durchschnitt und trug zu einem engen schwarzen Rock schwarze Strümpfe und schwarze Wildlederpumps. Dazu eine smaragdgrüne Bluse, die aus Seide sein konnte, und eine Kette aus dicken nachgemachten Perlen. Goldblondes Haar fiel in sanften Wellen bis auf ihre Schultern herab. Ihre grünen Augen schienen zu lächeln, während ihr Gesichtsausdruck besagte: Freut mich sehr, Sie kennenzulernen, aber kommen wir bitte gleich zur Sache. Reacher konnte sich vorstellen, wie Teambesprechungen beim FBI unter ihrem Vorsitz abgelaufen waren.
    »Jack Reacher, nehme ich an«, sagte sie.
    Reacher nahm seinen Doughnut zwischen die Zähne, wischte sich die Finger am Hosenboden ab und schüttelte ihr die Hand. Dann wartete er hinter ihr, während sie die Tür aufsperrte. Sah zu, wie sie in der Eingangshalle eine Alarmanlage mit einem Tastenfeld deaktivierte. Die Ziffern waren standardmäßig in Dreiergruppen angeordnet, sodass die Null ganz unten allein stand. Pauling war Rechtshänderin. Sie benützte Mittelfinger, Zeigefinger, Ringfinger und Zeigefinger, ohne ihre Hand viel zu bewegen. Flink und energisch. Wahrscheinlich 8-4-6-1, dachte Reacher. Dumm oder abgelenkt, weil sie mich das sehen lässt. Vermutlich abgelenkt. Dumm kann sie schließlich nicht sein. Andererseits war dies nur die Alarmanlage eines Bürogebäudes, nicht eine von ihr selbst gewählte Ziffer. Sie hatte weder den Zugangscode zu ihrer Wohnung noch ihre Geheimzahl für Geldautomaten preisgegeben.
    »Kommen Sie bitte mit«, sagte sie.
    Reacher folgte ihr eine enge Treppe in den ersten Stock hinauf. Unterwegs aß er den Rest seines Doughnuts. Pauling sperrte eine Tür auf und führte ihn in ihr Büro. Es bestand aus zwei Räumen: vorn das Wartezimmer, dahinter der Raum mit ihrem Schreibtisch und zwei Besuchersesseln. Sehr kompakt, aber gut und geschmackvoll eingerichtet. Mit all den teuren Sachen vollgestellt, die freiberuflich tätige Profis leasen, um ihre Klienten zu beeindrucken. Wäre ihr Büro etwas größer gewesen, hätte es einem Rechtsanwalt oder Schönheitschirurgen gehören können.
    »Ich habe mit Brewer gesprochen«, sagte sie, »ihn nach Ihrem Anruf zu Hause angerufen. Ich habe ihn geweckt. Das hat ihm nicht sonderlich gefallen.«
    »Kann ich mir denken«, erwiderte Reacher.
    »Ihn interessieren Ihre Beweggründe.«
    Lauren Paulings Stimme war tief und leicht heiser, als erholte sie sich seit dreißig Jahren von einer Kehlkopfentzündung. Reacher hätte den ganzen Tag dasitzen und ihr zuhören können.
    »Deshalb interessieren Sie mich auch«, sagte sie.
    Sie deutete auf einen der Ledersessel für Besucher. Reacher nahm darin Platz. Sie zwängte sich mit geschmeidigen Bewegungen an ihrem Schreibtisch vorbei, drehte ihren Stuhl etwas zur Seite und setzte sich ebenfalls.
    »Ich bin nur auf der Suche nach Informationen«, erklärte Reacher.
    »Aber weshalb?«
    »Warten wir ab, ob unser Gespräch dazu führt, dass ich’s Ihnen erzählen muss.«
    »Brewer hat gesagt, Sie seien Militärpolizist gewesen.«
    »Das liegt lange zurück.«
    »Ein guter?«
    »Gibt’s denn andere?«
    Pauling lächelte ein wenig traurig, ein bisschen wehmütig.
    »Dann sollten Sie nicht mit mir reden«, meinte sie.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich keine verlässliche Zeugin bin. Ich bin hoffnungslos voreingenommen.«
    »Wieso?«
    »Denken Sie darüber nach«, sagte sie. »Liegt das nicht auf der Hand? Wenn Edward Lane seine Frau nicht ermordet hat – wer, zum Teufel, war’s dann? Nun, natürlich ich. Durch meine Fahrlässigkeit.«

24
     
    Reacher bewegte sich in seinem Sessel und sagte: »Niemand erzielt hundert Prozent Treffer. Nicht im richtigen Leben. Ich nicht, Sie nicht, kein Mensch. Darüber müssen Sie hinwegkommen.«
    »Das ist Ihre Reaktion?«, fragte Pauling.
    »Durch meine Schuld sind vermutlich mehr Leute umgekommen, als Sie je gekannt haben. Aber ich mache mir ihretwegen keine Vorwürfe. Scheiße passiert eben.«
    Pauling nickte. »Das liegt an der Schwester. Sie sitzt die ganze Zeit dort oben in ihrem verrückten kleinen Adlerhorst. Sie ist mein schlechtes Gewissen.«
    »Ich habe sie kennengelernt«, sagte Reacher.
    »Sie lässt mir keine Ruhe.«
    »Erzählen Sie mir von der Kreuz-Drei«, bat Reacher.
    Pauling zögerte kurz.
    »Wir sind zu dem Schluss gelangt, sie sei bedeutungslos«, sagte sie. »Es hatte ein Buch, einen Film oder sonst was gegeben, in dem Auftragsmörder Spielkarten

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