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Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)

Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition)

Titel: Weasels: Donnereiche (Weasels 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Kilworth
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Kapitel
    Die drei Wiesel beschlossen, die Nacht in der Kirche zu verbringen.
    Es gibt nichts, das so düster und unheimlich sein kann wie eine verlassenene Kirche, und diese bildete keine Ausnahme. Kunicht fand sogar, sie sei wahrscheinlich noch schlimmer als die meisten anderen. Dunkle Schatten mit ausgeprägten Formen sammelten sich in Ecken und ballten sich zwischen den Balken zusammen. Schatten vergangener Tage… waren sie doch wie lebendige Wesen, Geschöpfe von einst, Verbündete der Steine. Sie bewegten sich mit finsterem Grimm im wechselnden Licht, das von der Welt draußen hereinfiel, und krochen mit unsichtbaren Krallen an den Wänden entlang.
    Das Innere einer Kirche war außerdem eine Herberge für Kleingetier, von Springspinnen bis zu Totenuhrkäfern.
    Der ganze Ort war von Verfall gezeichnet. Das Altartuch war teilweise verfault und die hölzernen Kirchenstühle befanden sich im Zustand der Zerbröselung. Grünspan bedeckte Messing und Rost überzog Eisen. Das Chorpult wirkte erschlafft wie eine heiße Kerze und die abgesackte Kanzel sah aus, als ob sie jeden Augenblick herunterfiele.
    »Was für ein abscheulicher Ort«, sagte Kunicht. »Wären wir draußen nicht besser aufgehoben?«
    Doch am Himmel braute sich ein Sturm zusammen. Es war besser, ein Dach über dem Kopf zu haben, auch wenn dieses Dach nicht vollkommen wasserdicht war. Sie errichteten sich in der hinteren Ecke der Kirche ein Lager und brachten sogar ein kleines Feuer zu Stande.
    »Hört euch das an!«, sagte Grind, als die Windstärke zunahm und die Böen um die Wasserspeier draußen pfiffen. »Das wird für Mäusehirten eine schlimme Nacht werden.«
    »Wen kümmert das schon«, gab Kunicht schroff zurück, da ihm einfiel, wie er im Gebirge ausgeraubt worden war.
    Sylber wusste, warum Kunicht so feindselige Gefühle gegen Mäusehirten hegte, und sagte zu ihm: »Nicht alle Mäusehirten sind so wie die, denen du begegnet bist. Die meisten davon sind ehrliche Kerle. Du solltest einen Mäusehirten nach seinem eigenen Charakter beurteilen, nicht nach den Handlungen anderer.«
    »Wenn du einen Mäusehirten kennst, kennst du alle«, widersprach der engstirnige Kunicht.
    Die drei Wiesel versuchten, etwas Schlaf zu bekommen, doch im Lauf der Nacht steigerte sich der Sturm zu einem Orkan. Er hämmerte gegen die Türen und schepperte an den Fenstern bei dem Versuch einzudringen. Dann erwachten die Feuerspeier zum Leben, sie wimmerten und kreischten wie Todesfeen. Schließlich setzte sich Kunicht mit einem Ruck auf, die Augen weit aufgerissen, die Nüstern bebend. »Was ist das?«, schrie er.
    »Was denn?«, brummte Grind. »Ich versuche hier, ein bisschen Schlaf zu bekommen. Ist der Sturm denn nicht schon schlimm genug, ohne dass du so ein Theater machst?«
    Von draußen war so etwas wie ein Quietschen zu hören, als ob einige schwere Tore im Wind hin und her schlügen.
    Sylber richtete sich ebenfalls auf. »Ja, ich möchte auch gern wissen, was sich da draußen auf dem Friedhof abspielt. Wir wollen mal nachsehen.«
    »Du kannst mal nachsehen«, entgegnete Kunicht. »Ich nicht.«
    Also kletterten Grind und Sylber auf ein Fensterbrett und versuchten hinauszuspähen. Eine kleine Scheibe fehlte und durch diese Öffnung äugten sie hinaus. Draußen herrschte ein Chaos aus Wind, Regen und Gestein. Das Quietschen wurde von Steinflügeln erzeugt, die an Steinkörper schlugen.
    »Sieh dir das mal an!«, flüsterte Grind ehrfurchtsvoll. »Habt ihr so was jemals schon mal gesehen?«
    »Was?«, schrie Kunicht von unten herauf, wobei er aufgeregt die Hände rang. »Was ist los?«
    Aber sie waren zu sehr mit der Betrachtung eines aufwändigen Schauspiels von ungefähr fünfzig steinernen Engeln beschäftigt, die allesamt in dem zornigen Sturm herumflogen, gegeneinander prallten, versuchten, auf Grabsteinen und Eiben zu landen, Steintrompeten bliesen, während andere Fahnen schwenkten, in die solche Sätze wie IN DEINE HÄNDE HERR oder NICHT VERLOREN, NUR VORAUSGEGANGEN eingraviert waren.
    »Seht mal da«, sagte Grind, der schließlich lesen konnte. »Dort fehlen ein paar Striche.«
    Die Inschrift lautete jetzt: HERR SIE WAR GANZ DIIN
    Die Engel, einige von ihnen Cherubim und Seraphim mit winzigen Flügelchen, hatten seltsame Gesichter mit wahnsinnigen Zügen. In dem kräftigen Wind, der ihnen geholfen hatte, sich in die Lüfte zu erheben, flogen sie herum wie verrückt, prallten gegen Bäume und Mauern, brachen sich dieses und jenes ab – einen Arm hier, ein

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