Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
Lippen kam. Speichel rann aus seinem Mundwinkel, Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn.
„Gehen wir“, sagte Walt Benson. Es klang abschließend und endgültig.
Sie drängten aus der Hütte. James Hagare holte einen Packen Pemmican aus der Satteltasche und trug brachte ihn Lee Garnett. Der Verwundete griff nach ihm, seine Hand spannte sich um Hagares Unterarm. „Bitte, Hagare, bitte. Willst du mich wirklich hier jämmerlich verrecken lassen?“
Die Stimme Garnetts klang etwas gefestigter.
James Hagare riss sich los. „Auch mir sitzt das Hemd näher als die Jacke, Garnett. Ich will nicht die nächsten Jahre lebend in den Steinbrüchen von Yuma begraben sein. Tut mir leid, aber …“
Hagare brach ab, machte abrupt kehrt und lief nach draußen. Gleich darauf stoben die drei in wilder Karriere davon.
Lee Garnett lag auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. In seinen Wunden tobte der Schmerz. Dem verbrecherischen Vormann, der ohne mit der Wimper zu zucken tötete, wurde klar, dass er ohne die Hilfe eines Arztes rettungslos verloren war. Seine Hand tastete nach der Wasserflasche, er schraubte sie auf und trank. Das abgestandene, brackig schmeckende Wasser belebte ihn. Stöhnend und ächzend setzte er sich auf. Ein milchiger Schleier legte sich über seine Augen, seine Lider wurden schwer wie Blei. Doch schon in der nächsten Sekunde gewann der Überlebenswille die Oberhand und erfüllte den schwer angeschlagenen Körper mit neuer Kraft.
Lee Garnett schwang die Beine von der Bunk, saß auf der Bettkante und fühlte wieder die Schwäche - diese schreckliche Schwäche, die alle Sehnen und Muskeln in ihm gelähmt zu haben schien. Alles vor seinem Blick war ein Inferno brodelnder Nebelschwaden.
Irgendwann zerrissen die Schleier vor seinen Augen und die Nebel in seinem Gehirn begannen sich zu lichten. Er biss die Zähne zusammen, dass der Schmelz knirschte, als er sich erhob. Schwankend wie ein Schilfrohr ihm Wind, stand er. Seine Zähne schlugen aufeinander. Schwäche und Übelkeit befielen ihn. Er taumelte in Richtung Tür, sank auf die Knie, fiel nach vorn und konnte im letzten Moment mit den ausgestreckten Armen einen Sturz aufs Gesicht verhindern. Jetzt lag er auf allen vieren, sein Kopf pendelte nach unten, er stemmte sich verbissen gegen die schwarzen Wolken der Besinnungslosigkeit, die auf ihn zuzukriechen schienen.
Das Feuer der Auflehnung, das ihm Kraft gegeben hatte, sank zusammen. Da waren wieder die wühlenden Schmerzen, die dunklen Schleier vor seinen Augen und die Übelkeit, die seinen Magen zusammenkrampfte. Nichts in seinem Körper schien mehr zu funktionieren.
Fast zwei Minuten verharrte Lee Garnett in dieser Haltung. Seine Atmung beruhigte sich, sein Herz nahm den normalen Rhythmus wieder auf. Und sein Widerstandswille überwand noch einmal Schwäche und Übelkeit, und es gelang ihm, aufzustehen. Es kostete ihn alle Willenskraft, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Am Türrahmen musste er sich festklammern, um Kraft und Energien zu schöpfen, damit er die restlichen zwanzig Schritte zum Corral schaffte, in dem sein Pferd unter dem Sattel stand.
Ein geradezu dämonischer Durchhaltewille ließ ihn das Pferd erreichen. Und er schaffte es, sich in den Sattel zu ziehen. Es war eine fast übermenschliche Anstrengung. Er trieb das Tier an und lenkte es durch das geöffnete Gatter aus dem Corral. Bis zur Stadt waren es an die sieben Meilen. Das Unabänderliche seiner Situation war ihm voll und ganz bewusst. Die panische Angst, hier draußen kläglich zu Grunde zu gehen motivierte ihn.
Die Gegend verschwamm vor seinem Blick. Er sank nach vorn auf den Pferdehals und klammerte sich mit beiden Armen fest. Sein zerrissenes Bewusstsein zeigte tiefe Spalten. Denkvorgänge fielen aus, Erinnerungen schwanden, Zusammenhänge kamen nicht zustande. Aber es gelang ihm, die Richtung beizubehalten.
Meile um Meile trug ihn das Pferd in Richtung der Stadt. Die Sonne brannte auf ihn hernieder und höhlte ihn aus. Schweiß tropfte von seinem Kinn. Das Hemd war unter den Achseln und zwischen den Schulterblättern durchnässt. Die Augen waren entzündet und brannten.
Die Häuser von Gila Bend tauchten auf. Und plötzlich verließ ihn die Kraft. Er kippte seitlich vom Pferd und prallte ungebremst auf die Erde. Das Pferd blieb stehen. Lee Garnett lag auf dem Gesicht, hob es ein wenig und keuchte: „So helft mir doch. Großer Gott, sieht mich denn niemand?“
Das Gesicht Garnetts fiel in den Staub. Seine
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