Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
Brücke.
»Ich hab euch etwas mitgebracht«, verkündete sie und wurde dafür mit spontanem Applaus begrüßt. Masterman verneigte sich tief und warf kurz einen Blick auf den Chronometer, der an einem Schott befestigt war, während sie ihre Gaben vorsichtig weiterreichte. Ihr blieben noch acht glorreiche Minuten, bis sie wieder die Wache übernehmen musste - gerade noch genug Zeit für einige Worte mit Lieutenant Commander Brigatta. Das war nett; sie schmiedete schon Pläne für das nächste Mal, wenn sie und der gutaussehende, stets ein wenig verrucht wirkende Signaloffizier zeitgleich dienstfrei hätten.
Sie hatte gerade Brigattas Posten erreicht, als Lieutenant Orrin von der Ortung sich plötzlich ruckartig aufrichtete. Diese Bewegung fiel Masterman ins Auge, und so drehte sie sich sofort erstaunt zu ihrem Assistenten um.
»Das ist aber komisch«, murmelte Orrin.
Er blickte zu seiner Vorgesetzten auf, deutete auf Brigattas Display und übertrug darauf das, was er auf seinem eigenen Bildschirm sah.
»Schauen Sie sich das an, Ma'am«, sagte er, und auf dem Display erschien die Darstellung des planetennahen Raums. »Ich weiß, dass der Skipper dieses Transporters gesagt hat, er habe es eilig, seine Fracht zu entladen, aber der beeilt sich ja richtig. - Das Schiff nähert sich mit mehr als fünfzig Prozent oberhalb der üblichen Annäherungsgeschwindigkeit, und jetzt scheint es auch noch zu wend ... Großer Gott!«
Adela Masterman erstarrte, als der ›Transporter‹ plötzlich das Bremsmanöver abbrach und in Richtung Elysium beschleunigte - mit zweiunddreißig G. Unmöglich! Kein Transporter konnte derart viel Energie freisetzen - nicht innerhalb des Powell-Limits eines Planeten!
Doch dieser Transporter hier konnte es offensichtlich doch, und aus Adelas Unglauben wurde blankes Entsetzen, als der ›Transporter‹ seine Systeme zur elektronischen Kampfführung deaktivierte und sie alle nun zum ersten Mal erkennen konnten, was es in Wirklichkeit war: ein Schlachtkreuzer. Ein Schlachtkreuzer der Navy - eines ihrer eigenen Schiffe! Noch während Masterman auf das Display starrte, wurden Gefechtsschilde aktiviert - ... und das Schiff setzte SBFs ab!
Der Gefechtsalarm kreischte los, und Masterman rannte zu ihrer eigenen Station hinüber, doch das geschah nur noch reflexartig. Tief in ihrem Innersten wusste sie, dass es schon längst zu spät war.
SternenKoms werden niemals auf der Oberfläche eines Planeten installiert.
Diese Geräte sind wirklich riesig - sie sind zwar nicht sonderlich schwer, schließlich besteht ein Großteil des Inneren aus leerem Raum -, und es wäre viel teurer, sie so zu konstruieren, dass sie auch das Schwerefeld eines Planeten überstünden, aber der wahre Grund, warum sie immer im All gebaut werden, ist viel einfacher: Niemand möchte mehrere schwarze Löcher, so klein sie auch sein mögen, auf der Oberfläche seiner Heimatwelt erzeugt wissen, aller Leistungsfähigkeit von Gravitationsschilden zum Trotze. Und auch alle Sicherheitsvorkehrungen können daran nichts ändern. Und so werden die SternenKoms im Orbit untergebracht, üblicherweise mindestens vierhunderttausend Kilometer oberhalb der Planetenoberfläche. Damit befinden sie sich auch außerhalb des Powell-Limits des betreffenden Planeten, was ihre Effizienz dabei verdoppelt, den Raum zu falten, um Nachrichten mit Überlichtgeschwindigkeit zu übermitteln.
Bedauerlicherweise führt diese außerordentlich vernünftige Lösung zu einer Achillesferse für die strategische Befehls- und Steuerleitstelle. Raumschiffe und Planeten, die nicht auf ein SternenKom zugreifen können, müssen sich auf SBF-Drohnen verlassen, die zwar immer noch um ein Vielfaches schneller sind als das Licht, aber langsamer als die Übertragungsgeschwindigkeit eines SternenKoms, und auch deren Reichweite ist längst nicht so gewaltig. Daher besteht die erste Priorität jedweden Angreifers darin, das SternenKom seines Zielgebietes auszuschalten. Sobald das erst einmal geschehen ist, hat er Zeit. Zeit, die ausgewählten Zielobjekte anzugreifen, seinen Auftrag zu erfüllen ... und auch wieder zu verschwinden, bevor irgendjemand außerhalb des Systems auch nur erfahren kann, dass er jemals dort gewesen ist.
Mit angespannter Miene saß Captain Homer Ortiz in seinem Kommandosessel, als die ersten SBFs auf ihren Weg geschickt wurden.
Ortiz konnte ein Cyber-SynthoLink nutzen, und dafür war er auch sehr dankbar, denn so konnte er sofort die Steuerung übernehmen,
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