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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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verloren, das war alles. Aber das war schon recht so - es gab wirklich keinen Grund dafür, daß sie mittags zu Hause sein mußte. Warum sollte sie ihr den Spaß nicht gönnen?
    Diana fühlte sich zufrieden und ritt heimwärts. Als sie in der Nähe des Bergwerks war, beschloß sie, an der Hütte zu halten und nachzuschauen, wie es Esperanza ging. Sie band ihr Pferd an und klopfte an die Tür. Einen Augenblick später erschien Esperanza, doch ihr Gesichtsausdruck verriet Enttäuschung, als sie Diana sah.
    »Esperanza?« fragte Diana. »Geht es dir gut?«
    Esperanza nickte und trat dann auf die Veranda der Hütte. Ihre Augen wanderten erst zum Bergwerk und dann über den Hügel dahinter.
    »Juan«, sagte sie mit besorgter Stimme. »Haben Sie Juan gesehen?«
    Diana runzelte die Stirn. »Nein«, sagte sie. »Ist er verschwunden?«
    Esperanza zögerte einen Augenblick, schüttelte dann nachdenklich den Kopf.
    »Nein. Er ist nur ...« Ihre Stimme verlor sich und sie zuckte die Schultern, als ob das nicht wichtig sei.
    »Er läuft manchmal herum«, beendete Diana an ihrer Stelle den Satz. Dann drückte sie ermutigend Esperanzas Arm. »Aber nur keine Sorge. Solange er auf der Ranch bleibt, weiß er, was er tut.«
    Esperanza wußte, daß Diana die Wahrheit sagte, aber sie war dennoch besorgt. Seit sie an diesem Morgen in der Kinderstube gewesen war, hatte sie das Gefühl, daß etwas nicht in Ordnung war, und Dianas Worte beruhigten sie nicht.
    Dan Gurley hatte sich vorgenommen, den Rest des Tages frei zu machen und zum Fischen zu gehen, als Juan Rodriguez in sein Büro kam und sich ihm gegenüber hinsetzte. Er hielt den Hut in seinen Händen und sein Gesicht war voller Angst.
    »Juan? Was ist los?« Dan sprach so vorsichtig, wie er konnte. Er wußte, daß Juan Angst vor Männern in Uniform hatte. Es war ein Mann in Uniform gewesen, der ihn vor vier Jahren gefunden hatte, nachdem er hinten im Penrose's Laden vor zwei kleinen Mädchen seine Hose aufgemacht hatte. Der Mann war Dan selbst gewesen. Wenn es jemand anders als Juan gewesen wäre, hätte Dan keine Sekunde gezögert und den Frevler verhaftet. Da er Juan aber gut kannte, hatte er das Staatshospital in Pueblo angerufen und mit einem der Ärzte über den Fall gesprochen. Schließlich hatte er sich einen Tag frei genommen und war mit Juan nach Pueblo gefahren, damit der Arzt mit ihm sprechen konnte. Nach dem Gespräch hatte er Juan wieder heimgebracht. Der Arzt - sein Name war Hubert, wenn Dan sich recht erinnerte - hatte ihm erzählt, daß Juan Rodriguez' Tun vor den kleinen Mädchen etwa dem Doktorspiel eines Fünfjährigen entsprach. Also hatte Dan die Situation den Müttern der Kinder erklärt, die widerwillig zugestimmt hatten, auf eine Klage zu verzichten. Dann versuchte er Juan klar zu machen, wie wichtig es war, seinen Reißverschluß in der Öffentlichkeit geschlossen zu halten. Doch zu seinem größten Bedauern hatte sein Erfolg nur darin bestanden, daß er Juan Angst gemacht hatte. Und nun saß Juan vor ihm, knetete seinen Hut und seine Augen waren voller Furcht.
    »Was ist denn, Juan? Kannst du es mir nicht erzählen?«
    »Ein - ein kleines Mädchen«, stammelte Juan. »Oben an meinem Teich.«
    »Was ist mit ihr?« Dan spürte plötzlich Angst.
    »Sie - sie hat nichts an«, fuhr Juan fort, und Dan spürte einen Klumpen in seiner Magengrube.
    »Und sie ist tot«, schluckte Juan und schaute den Marshal flehend an. »Ich hab's nicht getan, Mr. Gurley. Wirklich, ich hab's nicht getan.«
    Dans Magen drehte sich, aber er versuchte, ein ruhiges Gesicht zu machen. Er stand auf und kam herum, um Juan eine Hand auf die Schulter zu legen. »Bist du sicher, daß sie tot ist, Juan?« fragte er.
    Juans Kopf pendelte. »Ich weiß es. Sie war im Wasser, und sie bewegte sich nicht. Werden Sie mich ins Gefängnis stecken?«
    Dan versuchte der Verwirrung der Gedanken Herr zu werden, die in seinem Gehirn brannten. Sicherlich mußte Juan sich irren. Es konnte nur ein Fehler sein.
    Er faßte einen Entschluß. »Komm«, sagte er. »Wir fahren dorthin und sehen uns mal genau an, was du gefunden hast. Dann werden wir entscheiden, was wir tun.«
    Er geleitete Juan aus seinem Büro, und die beiden stiegen in seinen Chrysler. Juan, obwohl noch immer voller Angst, schaute begierig auf den Schalter, mit dem die Sirene betätigt wurde. »Darf ich sie einschalten?« fragte er.
    Dan ignorierte die Frage und startete den Motor. Als er vom Bürgersteig losfuhr, schoß ihm ein Gedanke durch den

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