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Weißes Gift im Nachtexpreß

Weißes Gift im Nachtexpreß

Titel: Weißes Gift im Nachtexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wieso dachte sie an ihren Mann in diesem
Zusammenhang? Das war doch völlig abwegig. Oder? Hatte Streiwitz sich etwa
stark gemacht für seinen Gastgeber Sauerlich? Wollte Streiwitz auf völlig
blödsinnige Weise helfen, indem er Landers niederschlug — nur weil sich der
gestern abend, und auch vorher, als böser Nachbar erwiesen hatte?
    Tim standen die Haare zu Berge.
    „...wird Landers“, Glockner hatte
weitergesprochen, „ins selbe Krankenhaus eingeliefert wie dieser Otto Pawelke.“
    Tim preßte die Zähne aufeinander. Was
tun? Den Mund halten? Unmöglich!
    Glockner wandte sich an Tim. „Gaby
wollte natürlich mit. Ich mußte ein Machtwort sprechen. Bei allem Verständnis —
ich möchte nicht, daß sie in ihrem zarten Alter mit solchen Verbrechen
unmittelbar konfrontiert wird.“
    Tim nickte. Dann sagte er: „Darf ich
Sie mal einen Moment allein sprechen, Herr Glockner?“

17. An der Hintertür
     
    Dem Streifenwagen waren sie
ausgewichen, vorsichtshalber, denn man konnte nie wissen. In der
Lagerhaus-Straße hatten sie sich seitwärts verdrückt, im Dunkeln durch einen
Spalt zwischen zwei Häusern. Der Streifenwagen war vorbeigefahren — langsam,
als suche er wen. Schreyle und Mehmet bezogen das nicht auf sich. Trotzdem —
nur keinen Kontakt mit der Polizei! Die war wiedermal im falschen Moment
aufgetaucht. Das rettete den verdammten Bengel, den Dieb.
    Inzwischen gehörte dieser Vorfall der
Vergangenheit an. Zeit verstrich, während das Duo sich im Finstern rumtrieb,
spähte, ganz auf der Hut war.
    Sie fluchten. Dieser Saubengel! Flink
wie ein Handtaschenräuber und hart wie ein Rugby-Spieler. Ohne Zweifel hatte
Irene Hansen ihn geschickt. Erstaunlich, wie rasch der verfügbar war.
Vielleicht ein Verwandter. Oder ein Hooligan aus der Nachbarschaft. Wie dem
auch sei — das Heroin war zunächst einmal futsch.
    Da half auch nichts, daß sie in Irenes
Wohnung eindrangen — wie üblich per Nachschlüssel.
    Leer. Ausgeflogen. Wie erwartet. Dann
kam zwar dieser froschgesichtige Bruder, den sie handgreiflich einschüchterten.
Aber der Schlaffi wußte offensichtlich gar nichts.
    „Ich habe das verdammte Gefühl“, sagte
Blaßgesicht Schreyle, „der Boss wird uns anbrüllen.“
    „Mit Recht.“ Mehmet seufzte.
    „Was heißt hier mit Recht? Ich lasse
mich nicht anbrüllen.“
    „Wir haben Mist gebaut.“
    „Na und? Kommt bei jedem vor. Am
meisten, finde ich, beim Boss. Der sitzt nur auf seinem dicken Hintern, uns
läßt er die Arbeit machen. Besser ginge es ohne Herrn Landers.“
    „Möchtest du zum Boss aufrücken?“
Mehmet grinste.
    „Warum nicht? Wenn Landers sich zur
Ruhe setzt — oder das Zeitliche segnet.“
    „Der segnet noch lange nicht. Der ist
fett, aber gesund.“
    Sie gingen durch eine dunkle Straße,
die sie zwar kannten, aber deren Namen sie nicht wußten. Der Parkplatz, wo Schreyle
seinen Wagen abgestellt hatte, war in der Nähe. Auch Mehmet hatte einen
Mercedes, war aber heute zu Fuß unterwegs. Der Türke wohnte im Bahnhofsviertel
— über einem Restaurant namens BOSPORUS. Es wurde von einem Landsmann betrieben
und galt als verrufen.
    „Wenigstens müssen wir ihm Bescheid
sagen“, sagte Mehmet und meinte Landers.
    Eine Telefonzelle. Schreyle wählte,
wartete und war darauf vorbereitet, sich nicht runterputzen zu lassen.
    Aber niemand hob ab.
    Er probierte es noch zweimal — mit
demselben Mißerfolg.
    „Ist nicht da. Oder pennt.“
    „Dann eben morgen.“ Mehmet gähnte.
„Versucht haben wir’s.“
    Sie trennten sich.
    Schreyle ging zu seinem Wagen, einem
grauen Mercedes, und setzte sich hinters Lenkrad.
    Jetzt schon nach Hause? In sein
Single-Apartment, wo er zwar massenhaft Zigaretten hatte, aber ansonsten nur
Langeweile?
    Nee, beschloß er. Ich tue was für die
Karriere. Landers braucht einen Zweit-Chef, und zwar mich. Diese 54 Knalltüten,
die den großen Verteilerring aufziehen wollen, müssen angelernt werden. Sonst
fliegt gleich alles auf. Dafür und für die ganze Organisation bin ich der
kommende Mann: clever und cool. Und das werde ich Landers jetzt beibringen.
Wahrscheinlich ist er inzwischen zu Hause.
    Schreyle fuhr los.
    Angekommen in der Eichen-Allee,
zockelte er in ganzer Länge hindurch.
    Landers Villa war dunkel. Gab’s denn
das? Der wollte doch hören, was nun war mit dem Heroin-Paket!
    Schreyle wendete, fuhr zurück und
parkte schließlich an einer dunklen Hecke — eine Autolänge hinter der
Toreinfahrt von Konsul Zwiberinski-Sachalitzke.
    Schreyle stieg

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