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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Alexander
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schlich. » Meine Familie lebt schon seit Generationen dort.«
    » Ja, natürlich.«
    Sarah war sich nicht sicher, ob sie verspottet wurde. Sie schraubte den Deckel wieder auf ihre Wasserflasche. » Tongue ist ein merkwürdiger Name.« Die Unterhaltung in diesem Dämmerlicht beunruhigte sie ein wenig.
    » Es ist norwegisch«, erklärte ihr der Mann. » Im Gälischen heißt der Ort Kintail Mackay, da er im Herzen von Mackay liegt.«
    » Ich glaube, ich breche jetzt besser auf.« Feiner Nieselregen drang durch den Eingang, und Sarah gefiel der Gedanke nicht, mit einem völlig Fremden in diesem halb verfallenen Turm festzustecken.
    » Das Wetter ändert sich häufig. Passen Sie auf sich auf und sagen Sie immer Bescheid, wenn Sie irgendwo hingehen. Wenn der Dunst sich über das Tal legt, sieht man nichts mehr. Unter Umständen stirbt man sogar an Unterkühlung.«
    » Na toll.« Kannst du mir nicht etwas Netteres erzählen?, dachte sie und trat nach draußen. Sie zog den Reißverschluss an ihrer Regenjacke bis unters Kinn zu und begann ihren mühsamen Abstieg vom Hügel. Nur einmal schaute sie zurück, um zu überprüfen, wie weit sie schon gekommen war, aber der Regen hatte die Ruine völlig eingehüllt, und sie war nicht mehr zu sehen.
    In ihrem Leihwagen setzte Sarah die Besichtigungstour fort. Unterhalb der schmalen Straße brandete die Nordsee an die Felsen. Massen von Seetang wurden an den Strand gespült, der sich bei Ebbe einen guten Kilometer breit vor den kleinen Häusern am Fuße des Hügels erstreckte. Es war, als ob ein Stück Land einfach abgeschnitten worden sei, so dass an einem Ende eine halbkreisförmige Delle entstanden war. Sarah drehte das Fenster hoch und lehnte sich auf dem Fahrersitz zurück. Ihr war kalt. Die Entfernung ließ sie ihre vielen Auseinandersetzungen bedauern. Vielleicht lag es ja nur daran, dass hier all ihre Verpflichtungen so weit weg waren. Ihre letzten Gespräche mit Jeremy und ihrem Großvater taten ihr leid. Und dann war da noch Anthony. Sie hätte ihn nicht küssen dürfen, und es war ihr peinlich, dass es passiert war. Er war doch nur ein Freund. Sie hätten es beide besser wissen müssen. Also trugen sie auch beide Schuld daran. Dieser Gedanke führte Sarah zu der Erkenntnis, dass Anthony von den Zukunftsplänen ihres Großvaters vielleicht gar nichts gewusst hatte und ohne sein Zutun da hineingeraten war.
    Während des langen Fluges nach Europa war in Sarah zunehmende Frustration aufgestiegen, weil die Möglichkeit bestand, dass Wangallon vollständig an Anthony fiel. Schließlich hatte sie Australien direkt verlassen, nachdem sie die Verlobung mit Jeremy gelöst hatte, und sie hatte ihren Großvater nicht informiert. Wenn sie bedachte, wie wütend er gewesen war, als sie das letzte Mal miteinander gesprochen hatten, war alles denkbar. Andererseits hatte sie sich bei ihrer Landung in Edinburgh gesagt, dass wahrscheinlich ihr Vater ihm Bescheid gesagt hatte. Und ihr Großvater würde auf die Eröffnung sicher nicht so geschockt und enttäuscht reagieren wie ihr Vater.
    Unten am Strand staksten Möwen durch den Sand. Sarah wandte den Blick von der schimmernden Weite des Meeres ab und studierte ihre Straßenkarte. Tongue lag links von ihr, während die Ruine und ihr fremder Bewohner nördlich von ihr im Nebel lagen. Sie ließ den Motor an und fuhr zurück zur Hauptstraße. Als ein Schild ein B&B ankündigte, zögerte Sarah nur kurz und bog dann nach links in die angezeigte Richtung ab.
    Sie fuhr jetzt schneller, aber die Straße durch die heidebewachsenen Hügel verengte sich plötzlich zu einem Feldweg, und Sarahs kleiner Leihwagen hüpfte bedenklich durch die Schlaglöcher. Sarah packte das Lenkrad fest mit beiden Händen. Der Weg war zu schmal, um zu wenden. Sie kroch im Schneckentempo weiter, als plötzlich eine Hupe hinter ihr ertönte. Im Rückspiegel sah sie einen großen schwarzen Geländewagen.
    » Okay, okay.« Der Wagen hing ihr beinahe auf der Stoßstange. Auf dem Dach waren Angeln festgeschnallt, und hinter der Windschutzscheibe erkannte sie deutlich zwei Männer. Sarah schaltete herunter, als es um eine Kurve ging. Der Wagen hinter ihr scherte aus, um sie zu überholen, und dann spürte Sarah, wie ihr kleines Auto ins Schleudern geriet und in den Graben gedrängt wurde.
    Mehrere Stimmen redeten laut durcheinander. Sarah hob den Kopf vom Lenkrad. Instinktiv betastete sie ihr Gesicht und sah auf ihre Hände. » Kein Blut«, murmelte sie. Vorsichtig blickte sie nach

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