Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
Vom Netzwerk:
sich, zündete eine Zigarette an und lauschte dem Gezirpe der kleinen geschäftigen Vögel, die munter zwitschernd den Tag ankündigten. Verzweifelt dachte er daran, daß Cliff sie niemals wieder hören würde. Als der Suchtrupp über die Lagune galoppiert kam, stand er immer noch so da. Er fühlte sich gestört von dem Lärm, den die Männer verursachten, ihrem Geschrei, ja selbst von Maudies Weinen, weil diese Geräusche in die Gedanken eindrangen, die er mit seinem Bruder teilte. Seine Antworten auf die Fragen, mit denen sie ihn überschütteten, waren kurz, brüsk und fast unbeteiligt. Sie hoben Cliffs Leiche auf sein Pferd, um sie nach Hause zu bringen, während Casey, erschüttert von Maudies Leid, Rache schwor. »Machen Sie sich keine Sorgen, Maudie. Wir schnappen uns die Mistkerle. Sobald es geht, stellen wir einen Trupp zusammen.« »Macht es sofort!« schrie sie. »Laßt sie nicht entkommen! Sie haben meinen Mann ermordet.« »Sie hat recht«, sagte einer der Männer. »Ihr bringt Maudie und Cliff nach Hause, und wir verfolgen sie.« Sie wandten sich an Zack »Wohin sind sie verschwunden? Jemand hat erzählt, sie wären vom Daly River gekommen. Wir folgen Ihnen, Boß.« Sie nahmen an, daß Zack den Trupp anführen würde, doch er legte einen Arm um Maudie. »Wir reiten nach Hause, Maudie, wir alle.« Sie schüttelte seinen Arm ab. »Nein! Ich bringe ihn nach Hause. Du suchst diese Schweinehunde, Zack. Finde sie und bring sie um.« »Darüber sprechen wir später«, sagte er leise. »Nein, das werden wir nicht!« schrie sie. »Wie, zum Teufel, konntest du zulassen, daß so etwas geschieht? Er hat einen Speer in den Rücken bekommen! Wo bist du gewesen? Warum hast du dich nicht um ihn gekümmert?« Sie schrie ihn an, machte ihm Vorwürfe und schlug auf ihn ein. Er hielt ihr die Hände fest und übergab sie Casey. »Bringen Sie sie nach Hause«, sagte er. »Und das gilt für euch alle. Jeder Mann reitet zurück zur Farm.«    
     
    * * *
     

Von nah und fern kamen die Menschen zum Begräbnis von Charlotte Hamilton und ihres Sohnes Cliff. Charlotte war in Zacks Armen gestorben. Glücklicherweise hatte sie nicht mehr erfahren, daß Cliff ihr in die Ewigkeit vorangegangen war. Die Trauergäste kamen zu Pferd, in Kutschen und Karren und in hohen, geschlossenen deutschen Wagen: Goldgräber, Viehzüchter, Freunde aus Palmerston, Rinderhirten, Frauen in frisch gefärbten schwarzen Kleidern mit schüchternen Kindern und Körben voller hausgemachtem Proviant. Sie waren viele hundert Meilen gereist. Manche übernachteten im Haus, andere schlugen ihr Lager auf dem Grundstück auf. Ein Missionar, Pastor Kreig, hielt den Gottesdienst ab, und Doktor Brody stimmte auf dem neuen Friedhof, den Zack selbst abgesteckt hatte, ein Kirchenlied an. Der Gottesacker lag auf dem östlichen Hügel und wurde von der Morgensonne beschienen. Dann begaben sich die Trauergäste in den Hof, um den Leichenschmaus einzunehmen. Die meisten Frauen blieben leise plaudernd am Tisch sitzen, oder sie besichtigten ehrfürchtig Charlottes berühmtes Wohnhaus. Nur wenige von ihnen hatten jemals dergleichen gesehen. »Ein wunderschönes Haus«, pflichteten die abgearbeiteten Bäuerinnen einander bei. »Wie für eine Königin.« Und einige vergossen sogar noch mehr Tränen, da Charlotte nicht die Gelegenheit gehabt hatte, »sich wirklich daran zu freuen«. Die anderen standen bei den Männern, die sich unter den tiefgrünen Akazienbäumen um die Särge versammelt hatten. Die Stimmung war gereizt. Auch Maudie war dabei. In ihrem Sonntagsstaat, einem schwarzen Taftkleid mit Ballonärmeln und einem doppelt gerafften, bodenlangen Rock, unter dem ein ordentlicher Futtersaum hervorblitzte, war sie kaum wieder zu erkennen. Es war ein wunderschönes Kleid, das bei den Damen große Bewunderung fand, und wurde von einer schwarzen, gestärkten satingefütterten Haube vervollständigt. Doch Maudie hatte nicht die Zeit, sich mit Modefragen abzugeben. Sie hatte die Seidenblumen von der Haube abgerissen, und wenn Sibell nicht eingeschritten wäre, hätte sie dazu ihre Reitstiefel angezogen. Nun stand sie bei den Männern und trank reichlich mit Rum versetztes Ingwerbier aus einem Krug. Die Tränen, die Maudie wegen des Mordes an ihrem Mann vergossen hatte, waren Tränen der Wut gewesen. Aber sie waren nun getrocknet. Sie unterhielt sich mit den Männern und stimmte ihnen bei, daß etwas unternommen werden mußte. So verwandelte sich die Totenfeier in eine

Weitere Kostenlose Bücher