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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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die Uniformierten, konnte er Dalziel hören. Aber wenn die Dicken aus dem Haus sind, tanzen die Dünnen, und wollte man an die frisch gebackene Witwe herantreten, war dafür das diplomatische Geschick des CID sicherlich eher geeignet als der
Blitzkrieg
der Rüpel vom Streifendienst.
    Er wählte die Nummer der Casa Alba.
    »Ja?«, erklang eine männliche Stimme.
    »Könnte ich bitte mit Mrs. Maciver sprechen?«, sagte er.
    »Ich weiß nicht«, sagte die Stimme vorsichtig. »Wer ist dran?«
    Er stellte sich vor.
    »Entschuldigung, ich dachte, Sie seien von der Presse«, kam es aus der Leitung. »Ich bin David Upshott, der Vikar von Cothersley. Bin eben erst vorbeigekommen, um Mrs. Maciver in dieser schrecklichen Zeit beizustehen. Ich fürchte, Sie ist momentan nicht in der Stimmung, Anrufe entgegenzunehmen. Der Arzt ist bei ihr. Ich richte ihnen aus, dass Sie dran sind.«
    Es dauerte mehrere Minuten, bis sich eine andere männliche Stimme meldete.
    »Hier ist Tom Lockridge. Sind Sie das, Pascoe?«
    »In der Tat. Irgendeine Möglichkeit, kurz mit Mrs. Maciver zu reden, was meinen Sie? Entweder am Telefon, allerdings würde ich es vorziehen, rauszufahren und mit ihr persönlich ein paar Worte zu reden …«
    »Das dürfte keine so gute Idee sein«, kam es von Lockridge brüsk. »Ich hab ihr ein Beruhigungsmittel gegeben. Ich bezweifle, dass sie heute noch in der Lage sein wird, mit Ihnen zu reden.«
    »Oje, wie bedauerlich.«
    »Ja. Aber, Pascoe, unter den gegebenen Umständen weiß ich nicht, was um alles in der Welt Sie sie fragen wollen, was nicht auch noch etwas warten könnte. Auf Wiedersehen.«
    Als Nächstes rief er im Krankenhaus an. Dort erfuhr er, dass es Mrs. Dunn und ihren Zwillingen so gut ging, wie man es erwarten konnte, und Mr. Dunn, der den Großteil der Nacht dort zugebracht hatte, sich schließlich dazu hatte überreden lassen, nach Hause zu fahren und sich etwas auszuruhen.
    Pascoe begann die Nummer der Dunns zu wählen, erinnerte sich dann, wie er sich gefühlt hatte, als Rosie geboren wurde, und legte wieder auf. Seien dem armen Teufel wenigstens ein paar Stunden Schlaf gegönnt.
    Schließlich probierte er Cressidas Nummer und erreichte den Anrufbeantworter. Es war frustrierend. Wenn die Dünnen tanzen wollten, mussten sie jemanden finden, der mit ihnen tanzte.
    Andererseits war es vielleicht das beherzte Eingreifen eines schützenden Geistes, das ihn vor seiner eigenen Unbesonnenheit bewahrte. Man würde kaum seinen Frieden finden, sollte man sich Dalziels Befehlen widersetzen.
    Er schlug eine Akte mit dem Titel »Vierteljährliche Kriminalstatistik« auf und machte sich daran, an einem darüber zu verfassenden Bericht zu feilen.
    Nach etwa einer halben Stunde, die er mit dieser stimulierenden Tätigkeit verbracht hatte, schloss er die Augen, um sich besser auf die rhetorische Struktur seines Schlusswortes besinnen zu können.
    Ein Hüsteln riss ihn aus seiner kreativen Trance. Kein dalzielsches Hüsteln, aber trotzdem ein gutes, festes »Ich bin hier, und warum schlafen Sie«-Hüsteln.
    Er schlug die Augen auf und sah Novello in der Tür stehen. In der Hand hielt sie eine Mülltüte, die reichlich verstaubt aussah.
    Er gähnte und sagte: »Shirley, Sie bringen Geschenke, gehören aber hoffentlich nicht zu den Danaern.«
    Sie hatte gelernt, Pascoes Geschwafel ebenso zu ignorieren wie Dalziels Provokationen. Sie ging zum Schreibtisch und deponierte vor ihm den Müllsack.
    »Das hab ich ausgegraben, Sir«, sagte sie. »Eine Akte, einigen Krimskrams. Ein Gewehr gibt’s auch noch, aber das hab ich nicht mitgebracht. Sie wollen ja keine Aufmerksamkeit erregen.«
    »Ein Gewehr? Sie meinen …«
    »Das Gewehr, das er dabei benutzt hat. Ja.«
    »Warum haben wir das noch? Ich dachte, das Deodand wäre vor langer Zeit abgeschafft worden?«
    »Nehme an, die Familie hätte es bekommen können, wenn sie gewollt hätte, aber sie wollte es wohl nicht, oder? Ich meine, wenn man einem Hasen den Schädel wegpustet, dann denkt man doch jedes Mal … na ja, man muss schon ein bisschen unsensibel sein.«
    »Dann war es letzte Nacht also nicht dasselbe Gewehr, und er hat an der exakten Kopie vorbeigezielt.«
    »Aber nur haarscharf daneben«, sagte Novello. »Ich hab mir die Beschreibung der Waffe von gestern angesehen. Sie sind nahezu identisch. Musste die andere Hälfte eines Paars sein. Und der ursprüngliche Schein war auf zwei Gewehre ausgestellt. Darauf schien damals keiner eingegangen zu sein.«
    »Warum

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