Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
hingegen strahlt über das ganze Gesicht, Hedwig wirkt fast ein bisschen verlegen.
»Danke, Klaus. Schön, euch zu sehen. Ich bin schon so gespannt auf das Krippenspiel! Und überhaupt freue ich mich schon seit Wochen auf diesen Tag. Heiligabend im Kreise der Lieben – fast so wie früher, als mein lieber Reinhard noch lebte.«
Jetzt lächelt Elke.
»Ja, und offenbar haben sich die beiden ja alle Mühe gegeben, hier alles schön zu machen. Ist das nicht ein ganz entzückender kleiner Weihnachtsbaum?«
Hedwig nickt gütig.
»Ja. Ganz entzückend, wirklich ganz entzückend.«
SIEBEN
U nd in jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, dass alle Welt sich schätzen lasse. Das geschah zum ersten Mal, da war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazareth in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.
Der kleine Mensch, der diese Sätze mit großem Ernst vorträgt, ist äußerst seltsam angezogen. Er hat einen Sack an, der um den Bauch mit einer Kordel zugebunden ist. Außerdem trägt er ein Handtuch um den Kopf, ebenfalls mit einer Kordel gebunden. Offenbar ist dieser Aufzug eine Verkleidung, denn normalerweise laufen Menschen nicht so herum. Es ist für mich nicht immer ganz leicht zu durchschauen, welche Bedeutung Menschen ihrer jeweiligen Kleidung beimessen. Was ich aber schon herausgefunden habe, ist, dass es Kleidung für gewöhnliche Tage gibt und solche für besondere. Und manchmal nennt man die Kleidung dann Ver kleidung. Meistens ist sie dann besonders ungewöhnlich. Also das Glitzerkleid von Hedwig heute könnte auch gut eine Verkleidung sein, und die Nummer hier mit dem Handtuch ist es bestimmt. Warum Menschen das machen? Keine Ahnung. Heute hat es wohl damit zu tun, dass die beteiligten Menschen so tun, als seien sie jemand anderes. Und dafür legen
sie sich dann quasi ein anderes Fell zu. Eigentlich ganz schön schlau.
Als das Wort »Maria« fällt, robbe ich langsam nach vorne. Schließlich weiß ich ja, dass es sich bei Maria in Wirklichkeit um Luisa handelt. Ich will deshalb ganz genau wissen, was hier vor sich geht, und das kann ich von da, wo Marc und Carolin sitzen, unmöglich sehen. Der ganze Raum ist nämlich vollgequetscht mit Menschen. Fast genau wie in dem Kaufhausdings, außer dass hier in der Kirche fast alle sitzen und niemand herumrennt. Es ist mein erster Besuch in diesem Raum, denn normalerweise sind Hunde hier anscheinend verboten – nur bei Familiengottesdiensten , was auch immer das sein mag, dürfen sie mitkommen. Eine Tatsache übrigens, die Hedwig zu heftigem Kopfschütteln und Bemerkungen wie Früher hätte es das nicht gegeben hinriss, kaum hatte ihr Marc erklärt, warum er mich mitnehmen will. Eine Frechheit. Mehr Familie als Dackel mitsamt Herrchen und Frauchen geht wohl kaum.
Da! Luisa! Ich habe sie sofort erkannt – und das, obwohl auch sie völlig anders aussieht als sonst, eben verkleidet. Denn nicht nur, dass sie genau wie der andere Junge eine Art Handtuch auf dem Kopf trägt, nein, sie scheint sich auch ein Kissen oder irgendetwas anderes Großes unter ihre Bluse gesteckt zu haben, jedenfalls hat sie einen gigantischen Bauch. Luisa-Maria hält einen Jungen an der Hand, die beiden stehen ein wenig unschlüssig herum und scheinen nach etwas Ausschau zu halten. Wahrscheinlich nach dem Kind, auf das Maria wartet – ganz so, wie es der Kopftuch-Junge eben vorgelesen hat.
Es kommt aber kein Kind, was nun auch wieder kein Wunder ist. Die sind ja gerne mal unpünktlich, das kenne ich schon von Luisa, die wird deswegen oft von Marc ausgeschimpft. Stattdessen legt Luisa-Maria nun die Hände in den Rücken und beginnt zu stöhnen.
»Ach, Joseph, ich kann nicht mehr. Nun sind wir schon so lange gelaufen, ich brauche dringend ein Lager, um mich auszuruhen. Bald kommt das Kind, und immer noch wissen wir nicht, wo wir bleiben können.«
Na ja , möchte ich mich einmischen, das ist ja nicht so schlimm. Immerhin könnt ihr Menschen doch lesen und schreiben. Sucht euch ein nettes Plätzchen und dann schreibt dem Kind auf einen Zettel, wo es euch finden kann. So würde ich es machen, ehe ich noch stundenlang auf das Gör warten würde. Also, ich meine, wenn ich schreiben könnte.
»Maria, mein Weib, halte durch. Ich frage den
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