WELTEN-NEBEL
durfte. Diese konnte sie dann bei der nächsten Gelegenheit den Gelehrten übergeben, mit denen sie nach Cytria gereist war. Doch so bedeutend dieser Text auch war, ihrem eigenen Ziel brachte er sie nicht näher.
Dem Mann war nicht entgangen, dass sie ihre Lektüre beendet hatte, daher nahm er seine Erzählung über die Töchter der Sechs wieder auf.
„ Madia und Zada aber fanden noch mehr auf dem Heiligen Würfel. Neben dem Lied über Megev gab es auch noch eine Art Prophezeiung, die von drei Erwählten sprach, denen es bestimmt war, wieder Kontakt zu den anderen Völkern aufzunehmen. Yerina hielt Zada, Madia sowie Carlynns und Adens Tochter Darija für diese Auserwählten und so brachen die drei Frauen auf, den ihnen vorbestimmten Weg zu beschreiten. Zunächst führte dieser sie in den Uralt-Wald, auf jene Lichtung, auf der seit der Wintersonnenwende des Jahres 3600 ein schwarzer Würfel stand, der dem im Tempel von Aaran glich. Auf diesem erschien ihnen eine Karte, die sowohl Cytria als auch das benachbarte Helwa zeigte. So war es ihnen möglich, mit einem von Darija gebauten Schiff das Nachbarland zu erreichen. Ihr Aufenthalt dort begründete die Freundschaft zwischen den beiden Völkern, Madia wurde sogar Königin Helwas. Zada und Darija aber kehrten nach Cytria zurück, doch nicht allein, Zadas Schwester Tira und Darijas späterer Ehemann Felkan begleiteten sie. Den beiden folgten viele weitere Helwaner nach, inzwischen leben viele von ihnen unter uns.“
Eine ähnliche Entwicklung würde es wohl auch in der Beziehung Elungs und Atress geben, schon jetzt hatten Angehörige beider Völker im jeweils anderen Land eine Heimat gefunden. Damals, als noch alle Völker Handel miteinander trieben, muss es auch so gewesen sein. Es wäre schön, wenn es irgendwann wieder so sein könnte. Doch noch fehlte ein Land: Martul.
Der Mann schien seine Erzählung beendet zu haben, daher wagte sie eine Frage: „Und in welcher Beziehung steht Awija nun zu den Sechs?“
Der Alte erinnerte sich offenbar erst jetzt wieder an den Ausgangspunkt seines Berichts. „Nun, soweit es mir bekannt ist, ist sie wohl irgendwie mit den Sechs verwandt, doch weiß ich nicht, in welchem Grad. Vielleicht war sie auch nur irgendwie mit ihnen bekannt. Ich vermag es nicht zu sagen.“
Die Enttäuschung war ihr wohl anzusehen gewesen, denn der Mann legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter. Er wiegte seinen Kopf hin und her, machte den Eindruck, als würde er gleich einschlafen. Dann aber sagte er: „Möglicherweise könnt Ihr in Aaran mehr herausfinden. Dort und auf Roteha, der Insel der Gelehrten, gibt es umfangreiche Aufzeichnungen über die Sechs und auch über ihre Nachkommen. Wenn Ihr Glück habt, taucht Awijas Name irgendwo auf.“
Nun, das war ein Anfang. Sie schüttelte die Hand des Mannes. „Ich danke Euch vielmals. Ihr habt mir wirklich geholfen. Morgen schon werde ich zurück nach Aaran reisen, um dort nach Antworten zu suchen.“
„ Mögen die Götter Eurem Vorhaben ihren Segen schenken.“
Mond 10 Jahr 3736
Herbst
Aaran, Cytria
Die elungischen Gelehrten weilten noch immer in Aaran, als Ihel dorthin zurückkehrte. So konnte sie ihnen sogleich von dem berichten, was der Alte ihr über die Geschichte Cytrias erzählt hatte. In groben Zügen kannten sich die Gelehrten damit bereits aus, das Lied Megevs aber war ihnen neu. Ihel wurde Zeugin, wie sie die darin enthaltenen Informationen auswerteten. Die Legende deckte sich mit dem, was Rihnall dereinst aus den Wandmalereien der Ruinen am Grund des Galsees geschlossen hatte. Einst hatten die Völker rege Kontakte gepflegt, bis ein Krieg sie entzweit hatte. Danach hatten die Götter dafür gesorgt, dass die Völker einander vergaßen. Doch das Lied offenbarte auch Details, die den Elungern bisher unbekannt waren, wie den genauen Hergang des Krieges. Es war wahrlich eine Bereicherung.
Die Gelehrten beschlossen, weitere Nachforschungen auf diesem Gebiet anzustellen. Ebenso wie Ihel wollten sie die Aufzeichnungen über die Sechs, die angeblich in Aaran existierten, studieren. So ergab es sich, dass sie sich um nichts kümmern musste. Sie musste die Wissenschaftler lediglich in das Archiv der Regierung begleiten, nachdem diese dem Ersuchen der Elunger diesbezüglich zugestimmt hatte.
Die Niederschriften waren umfangreich, sie blätterte mehr in den in Zyn abgefassten Büchern als dass sie sie las. Auf den ersten Blick konnte sie nichts entdecken, was ihre Suche
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