Wenn der Acker brennt
bisschen Frieden‹, das Lied, das 1982 den Grand Prix d’Eurovision gewonnen hatte. Die Mädchen liebten es, aber Jeremias hatte sich darüber immer lustig gemacht. Dass er es spielte, musste etwas zu bedeuten haben. Alle schauten ihn überrascht an.«
»Hatte es etwas zu bedeuten?«
»Allerdings. Jeremias kam zu uns an den Tisch und setzte sich neben Amata, was ihr offensichtlich unangenehm war. Sie rückte sofort von ihm weg, was mir wiederum gefiel, weil ich ja in sie verliebt war. Jeremias ließ sich von ihrem Verhalten nicht verunsichern, er legte den Arm um sie, steckte ihr feierlich einen Ring an den Finger und küsste sie. Alle dachten, die beiden seien nun offiziell verlobt. Doch Amata wollte den Ring nicht. Sie versuchte sofort, ihn abzustreifen, aber es gelang ihr nicht. Jeremias hatte ihn ihr mit ziemlicher Gewalt auf den Mittelfinger gesteckt, er saß fest.«
»Aber warum sollte er sich mit ihr verlobt haben? Wenn ich ihr Tagebuch richtig interpretiere, glaubte sie doch, sie sei ihm lästig. Sie wollte Sinach verlassen.«
»Ich habe keine Ahnung, warum Jeremias das getan hat.«
»Was war das für ein Ring?«
»Ein grüner Stein, vielleicht ein Smaragd, in einer schlangenförmigen silbernen Fassung.«
»Bitte?«, wandte sich Rick an den Mann in lederner Kniebundhose, der das Café betreten hatte und geradewegs auf ihren Tisch zusteuerte.
»Kennst du mich nicht mehr, Rick? Ich bin es, der Seppi«, stellte sich der Mann vor, pustete sich seine krausen Locken aus dem Gesicht und bedachte Rick mit einem breiten Grinsen.
»Seppi Kreitmüller?« Rick kniff die Augen zusammen, um gegen das Licht besser sehen zu können.
»So ist es, der kleine dicke Seppi, der in der Schule neben dir gehockt hat und den du so oft hast abschreiben lassen.«
Rick musste lächeln, als er sich an das runde Kindergesicht und den vertrauensseligen Blick des Schulfreundes erinnerte.
»Setz dich doch zu uns«, bat er ihn.
»Aber nur ein paar Minuten, meine drei Grazien warten zu Haus auf ihr Eis.«
»Deine Grazien?«
»Die Erika, meine Frau, und unsere beiden Töchter.«
»Erika Gabler?«
»Da schau her, an die Erika erinnerst du dich gleich.« Seppi grinste.
»Sie saß in der Schule vor mir, hatte wundervolles blondes Haar und eine süße Stimme.«
»Hat sie alles immer noch«, erwiderte Josef voller Stolz und setzte sich auf den Stuhl am Kopfende des Tisches. »Seppi«, sagte er und reichte Christine die Hand.
»Christine Weingard.«
»Dann schipperst du wohl auch endlich auf den Hafen der Ehe zu, was?«, fragte Josef Kreitmüller und klopfte Rick freundschaftlich auf die Schulter, während er Christine mit anerkennendem Blick musterte.
»Nicht wirklich. Wir haben uns erst gestern kennengelernt«, half Christine Rick aus der Verlegenheit.
»Respekt, ich hatte den Eindruck, ihr seid schon recht vertraut miteinander, wie ihr da so beieinanderhockt. Hast du ihn erkannt, Leni, deinen großen Schwarm?«, wandte Josef sich an das Mädchen, das die Tischdecke mit dem Schokoladenfleck austauschte und danach mit einem feuchten Lappen über die Polster fuhr, um mögliche Spuren des Unfalls zu beseitigen.
»Er will nicht, dass ich ihn erkenne, also tu ich so, als wäre er es nicht.« Leni gab vor, sich nicht weiter für Rick zu interessieren, streifte ihn aber mit ihrem Blick, als sie sich mit dem Arm über ihre verschwitzte Stirn wischte.
»Tut mir leid«, entschuldigte sich Christine bei dem Mädchen, weil sie es angeschwindelt hatte.
»Schon gut, ich würde es auch nicht wollen, dass ihn jeder erkennt, wenn ich mit ihm unterwegs wäre.«
»Hast du eigentlich den Hof deiner Eltern übernommen?«, lenkte Rick den Schulfreund ab, bevor er noch auf die Idee kam, sein Verhältnis zu Christine weiter zu hinterfragen.
»Weil ich so zünftig daherkomme?«, amüsierte sich Josef und schnalzte mit den Trägern seiner Lederhose.
»Seppi ist Polizist, und mein Papa ist sein Chef!«
»Dann bist du die Tochter von Franz Burger?«, wandte sich Rick dem Mädchen zu.
»So ist es.« Leni feuerte den Putzlappen in den Eimer, machte sich auf den Weg in die Küche und ließ die Tür hinter sich zuklappen.
»Die Stelle wurde erst vor einem halben Jahr frei, zuvor war ich in Garmisch«, erzählte Josef. »Mich hat es mächtig gefreut, dass der Burger Franz mich angefordert hat. Der Franz ist ja schon lang wieder hier, er hat es in München auf Dauer nicht ausgehalten und gleich zugegriffen, als Rimbar ihm die Leitung des Reviers
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