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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Jenna.
    »Blöder Vogel.« Josh warf, mit aller Kraft.
    Shane ließ Mickey los und sprang auf, doch es war zu spät; das Holz prallte gegen den Flügel, knickte ihn ab, und die Eule fiel wie ein Stein zu Boden. Mickey vernahm einen schrillen Schrei und das Rascheln von Gefieder. Sie sah, wie Shane über die Düne zu der Absturzstelle rannte und lief hinterher.
    »Die werde ich mir ausstopfen lassen und an die Wand hängen.« Josh näherte sich mit weit ausholenden Schritten. »Sie gehört mir.«
    »Du Idiot«, rief Shane.
    »Was hast du getan?«, schrie Jenna.
    »Hey, die wird genauso enden wie die Trophäen seines Vaters«, meinte Martine. »Im Jagdzimmer, neben den Köpfen des Großwilds, das er erlegt hat – Nashorn, Löwe, Schneeeule.«
    Shane stieß die anderen beiseite. Mickey starrte entsetzt auf die Eule: Sie stand auf ihren Füßen, der eine Flügel hing schlaff herab, schleifte im Sand, als sie versuchte aufzufliegen. In der Dunkelheit glichen die gelben Augen Leuchtfeuern, in denen sich Schmerz, Angst und Intelligenz spiegelten. Josh eilte schnurstracks auf die Eule zu und Mickey sprang ihm mit voller Wucht auf den Rücken.
    »Was soll das?«, brüllte er.
    »Finger weg!«, schrie sie. »Lass sie in Ruhe!«
    »Runter da!« Josh schüttelte sie mit einer einzigen Bewegung ab, und sie fiel in den Sand.
    »Mickey!«, rief Shane. Er hatte sich über die Eule gebeugt und überlegt, wie er ihr helfen könnte. Als er Mickey am Boden liegen sah, stürzte er sich auf Josh und versetzte ihm einen Fausthieb in den Unterleib. Es klang wie ein Donnerschlag und Josh ging in die Knie, hielt sich den Bauch.
    »Du bist ja irre!«, brüllte er, als er wieder Luft bekam. Er packte einen Stein, als er wieder auf die Füße kam, sah Shane und Mickey mit funkelnden Augen an, als überlegte er, wen er zuerst angreifen sollte. Dann fiel sein Blick auf die Eule, und er holte aus.
    Shane schien die Ruhe in Person zu sein. Er stand reglos da, nur sein Brustkorb hob und senkte sich. Mühelos und ohne viel Aufhebens nahm er Josh den Stein aus der Hand.
    »Mach es nicht noch schlimmer als es ist, du Idiot«, sagte er. Er warf den Stein in hohem Bogen ins Wasser, dann wandte er seine Aufmerksamkeit Mickey zu. Sie zitterte am ganzen Körper. Ihr Gipsverband war mit Sand gefüllt, der scheuerte und ihre Haut wund rieb. Ihre Rippen schmerzten vom Aufprall. Shane half ihr auf. Er strich ihr mit der bloßen Hand übers Gesicht und sein Blick ließ sie erbeben. In diesem Bruchteil von Sekunden wurde ihr bewusst, dass sie die Eule retten, sie in Sicherheit bringen mussten, und dass sie sich verliebt hatte.
    Shane und sie gingen neben der Eule in die Hocke; ihre goldenen Augen waren getrübt, ein Flügel flatterte wild auf und ab, während der andere nutzlos und bewegungsunfähig herabhing, und sie schrie. So klang es zumindest für Mickey: wie das Klagen eines gepeinigten Menschen. Es brach ihr das Herz.
    »Wie können wir ihr helfen?«, fragte sie, die Tränen zurückdrängend.
    »Wir bringen sie zum Ranger«, erklärte Shane. »Er wird wissen, was zu tun ist …«
    In dem Moment sah Mickey aus dem Augenwinkel das Holzscheit kommen – sie versuchte noch, Shane wegzureißen, doch es traf mit einem dumpfen Schlag seinen Kopf. Shane wankte und fiel zu Boden, Blut quoll aus einer Platzwunde an der Schläfe. Mickey schrie auf, doch in diesem Augenblick wurde ihr eine Decke über den Kopf gestülpt.
    »Nein!«, kreischte Jenna. »Lass sie in Ruhe!«
    Mickey kämpfte verbissen, um sich zu befreien. Doch die Decke lag über ihr und der Eule, hüllte sie beide ein. Die Eule ging zum Angriff über: Sie hielt Mickey für ihren Feind und attackierte sie mit Klauen und Schnabel. Mickey schloss die Augen, die Schnabelhiebe drangen wie Messerstiche in ihr Fleisch. Die Decke fühlte sich grob und rauh an, aber plötzlich wurde sie hochgehoben und dabei so eng an die Eule gepresst, dass sich beide nicht mehr rühren konnten. Sie spürte das weiche Gefieder an ihrer Wange und als sie die Augen öffnete, war ringsum Schwärze.
    »Hört auf! Bitte!«, versuchte sie zu rufen.
    Sie hörte Jennas Stimme und die anderer, ganz in der Nähe. Sie baten Josh eindringlich, es damit bewenden zu lassen, aber er antwortete nicht. Er schleppte sie unbeirrt weiter, stapfte durch den Sand. Sie spürte seine Schritte, hart und zielgerichtet. Die kalte Seeluft drang durch die Wolldecke. Die Eule hatte aufgehört sich zu bewegen, doch in der Finsternis sah sie ihre Augen,

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